Geheime Lust
fühlst, wie du in meinen Augen bist. Jede Frau auf der Welt liebt Diamanten. Du machst da bestimmt keine Ausnahme.«
Gegen seine Argumente ließ sich schlecht etwas einwenden.
Jace küsste sie wieder, dann gab er ihr einen liebevollen Klaps auf den Po. »Wir müssen in fünf Minuten los, darum gib Gas.«
Bethany seufzte, als er ging, dann erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild, als sie die Ohrringe aus der Schatulle nahm, um sie anzulegen. Sie lächelte vor Glück. Ein warmes Strahlen der Zufriedenheit erhellte ihre Augen. Jace wusste immer, wie er ihr Selbstvertrauen stärken konnte. Trotzdem war sie noch das reinste Nervenbündel.
Weihnachten war ein Fest, von dem sie kaum je Notiz genommen hatte. Ganz zu Anfang, besonders im ersten Jahr, in dem Jack und sie obdachlos gewesen waren, hatte er sein Bestes gegeben, um dem Ganzen einen feierlichen Anstrich zu verleihen, indem er einen Busch besorgt und ihn in ihrer abgelegenen Ecke des verwaisten Parks aufgestellt hatte. Dann hatten sie ihn gemeinsam unter Zuhilfenahme von weggeworfenem Einpackpapier aus einem nahe gelegenen Laden dekoriert.
Sie hatten Schleifen, kleine Sterne und ein paar andere Formen gebastelt, von denen manche sich nicht zwingend als weihnachtliche Symbole klassifizieren ließen, trotzdem hatte Bethany Jack seine Mühe hoch angerechnet. Er hatte außerdem für den Weihnachtsschmaus gesorgt, allerdings ohne ihr zu verraten, wie. Sie hatte ihn nie danach gefragt.
Wo mochte er heute sein? Es war kalt und hatte zu schneien begonnen, die Gehsteige waren bereits von einer weißen Schicht überzuckert. Hatte er ein Dach über dem Kopf? Hatte er es warm? Hatte er etwas zu essen?
Sie fühlte sich schrecklich schuldig, als Jace ihr beim Einsteigen in seine warme, komfortable Limousine half, die sie zu Gabes Wohnung bringen würde, wo sie essen, Zeit mit Jace’ geliebten Menschen verbringen und das Fest begehen wollten. Er kümmerte sich gut um sie, sorgte dafür, dass sie alles hatte, was sie brauchte. Aber Jack war zum ersten Mal in all den Jahren, die er und Bethany zusammen verbracht hatten, zu Weihnachten allein dort draußen.
Sie betastete zum x-ten Mal, seit sie ihre Wohnung verlassen hatten, ihre Frisur, weil sie befürchtete, das kunstvolle Arrangement könnte jeden Moment der Schwerkraft anheimfallen.
Jace legte den Arm um sie und zog sie an sich, um ihre Schläfe zu küssen. »Du siehst fantastisch aus«, raunte er. »Hör auf, dir Sorgen zu machen. Du wirst sie mögen, und sie dich auch.«
Bethany lächelte, wenigstens versuchte sie es. Es war beängstigend genug, dass sie seine Schwester und deren Verlobten, der gleichzeitig Jace’ enger Freund und sein Geschäftspartner war, sowie dessen Eltern kennenlernen würde, aber noch beunruhigter war sie wegen Ash. Sie würde ihn zum ersten Mal seit ihrer Nacht zu dritt wiedersehen, und schon bei dem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen.
Wie peinlich würde es wohl werden, Höflichkeiten mit einem Mann auszutauschen, der sie zusammen mit Jace gevögelt hatte? Jace konnte dabei nicht wohler zumute sein als ihr. Er hatte ihr seine Gefühle diesbezüglich klar dargelegt und wollte nicht einmal darüber reden, darum hatte Bethany das Thema totgeschwiegen und lieber so getan, als wäre das Ganze nie passiert.
Heute Abend würde es kein Verleugnen mehr geben.
Dann kam ihr ein anderer beunruhigender Gedanke. Was, wenn die anderen wussten, dass sie gleichzeitig mit Jace und Ash geschlafen hatte?
»Baby.«
Jace’ weiche Stimme riss sie aus ihren Überlegungen, und sie wandte sich ihm zu.
»Du machst dich grundlos verrückt.«
Er drückte ihre Hand, dann hob er sie an seinen Mund und hauchte einen Kuss darauf. Er küsste jeden ihrer Finger und drückte die Faust auf, zu der sie sie geballt hatte.
»Es ist Weihnachten. Ich möchte, dass du das Fest genießt. Unser erstes gemeinsames«, ergänzte er mit einem Lächeln.
»Ich habe furchtbare Angst«, gestand sie.
Seine Miene wurde sanft, und er rutschte näher an sie heran. »Dazu besteht kein Grund. Das schwöre ich. Es sind die besten Menschen der Welt. Sie sind meine Familie. Ich würde dich nie einer Situation aussetzen, von der ich denke, dass sie unangenehm für dich sein könnte.«
»Ash wird dort sein.«
In Jace’ Augen flackerte es, doch er fand seine Fassung schnell wieder. Aber Bethany hatte seine Reaktion gesehen, darum wusste sie, dass er sich keinen Tick mehr auf ihr Wiedersehen mit Ash freute als sie.
»Liebling,
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