Geheime Lust
hör mir zu. Es ist unvermeidbar, dass deine und Ashs Wege sich gelegentlich kreuzen. Ihr seid mir beide sehr wichtig. Was geschehen ist, ist geschehen. Das lässt sich nicht mehr ändern, egal, wie sehr ich mir wünsche, es wäre anders. Darum können wir nichts weiter tun, als uns der Situation zu stellen, und dann Schwamm drüber. Ash ist kein fieser Kerl. Er wird dich nicht in Verlegenheit bringen. Er ist der beste Freund, den ich habe, und er weiß, wie viel du mir bedeutest. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass alles okay sein wird.«
Bethany senkte betreten den Blick. »Bitte, entschuldige. Ich ruiniere dir das Weihnachtsfest schon, bevor wir dort sind. Aber ich habe Angst. Ich will dich nicht enttäuschen, indem ich versage und dich vor den Menschen blamiere, die du liebst. Ich kann einfach nicht aufhören, mir vorzustellen, dass sie nur einen Blick auf mich werfen müssen, um Bescheid zu wissen. Sie werden erkennen, dass ich nicht gut genug für dich bin, und denken, dass du etwas Besseres hättest finden können. Ich ertrage den Gedanken nicht, wie sie mich ansehen werden. Wie sie dich ansehen werden, während sie sich fragen, was nur in dich gefahren ist.«
Jace’ Miene verdüsterte sich schlagartig. »Jetzt machst du mich ernsthaft sauer. Was du da sagst, ist absoluter Schwachsinn, und ich schwöre bei Gott, dass ich dir diese Gedanken austreiben werde, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Bethany kniff fest die Augen zusammen, um nichts Dummes zu tun. Zum Beispiel in Tränen ausbrechen. Denn das würde ihr kunstvoll aufgelegtes Make-up ruinieren. Make-up, bei dessen Kauf Jace ihr hatte helfen müssen, weil sie nicht das Geringste davon verstand. Eine überaus geduldige Visagistin hatte ihr Schritt für Schritt gezeigt, wie und in welcher Reihenfolge sie es auftragen sollte. Anschließend hatte sie Bethany mit einer ganzen Tasche voller Kosmetika, an deren Zweck Bethany sich nicht mal mehr zur Hälfte erinnerte, nach Hause geschickt.
»Baby, sieh mich an.«
Es war keine Bitte, sondern ein mit Bestimmtheit artikulierter Befehl, dem sie augenblicklich Folge leistete. Obwohl Jace sich noch immer zurückhielt, um sie gemächlich an ihre Beziehung zu gewöhnen, fiel es ihm seit ihrem emotionsgeladenen Gespräch hinsichtlich ihrer Rollenverteilung leichter, seine Dominanz zu zeigen.
Er wurde zunehmend bestimmender, und das nicht nur im Bett, sondern auch im Alltagsleben. Anfangs hatte Bethany viel darüber gegrübelt, ob sie sich seiner Autorität würde unterwerfen können, doch dann hatte sie festgestellt, dass sie ihr sogar gefiel. Sie genoss ihr wohlgeordnetes Leben. Sobald Jace begonnen hatte, seine Dominanz auszuleben, hatte sie insgeheim vor Erleichterung geseufzt. Es war befreiend gewesen, die Verantwortung an jemanden zu übergeben, dem sie wichtig war. An jemanden, der sie behütete und mit seiner Fürsorge überschüttete.
Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, wie sie es bis dato nie gekannt hatte. Sie fühlte sich … beschützt.
»Du tust Gabe, Mia und Ash entsetzlich unrecht, indem du ihnen unterstellst, dass sie so von dir denken. Sie sind keine voreingenommenen Snobs. Deine Vergangenheit oder deine Herkunft spielen für sie keine Rolle. Das Einzige, was sie interessiert, ist, ob du mich glücklich machst, denn ich bin ihnen wichtig. Infolgedessen werden sie auch dich lieben. Ich bitte dich nur darum, dass du ihnen eine Chance gibst.«
Plötzlich schämte sie sich, denn Jace hatte recht. Sie gab ihnen keine Chance, sondern hatte sie bereits vorverurteilt. Und damit genau das getan, wovor sie sich bei ihnen fürchtete.
»
Ich
bin der voreingenommene Snob«, gestand sie beschämt. »Du hast recht. Ich verhalte mich nicht fair.«
Er drückte sie an sich und küsste ihre Schläfe. »Es ist verständlich, dass du nervös bist. Das mache ich dir nicht zum Vorwurf. Worauf ich hinauswill ist, dass alles in Ordnung sein wird. Vertraust du mir?«
Sie nickte, und ihm stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
Als sie wenige Minuten später ankamen, half Jace ihr aus dem Wagen. Er legte den Arm um sie und achtete darauf, dass sie nicht ausglitt, während sie zum Eingang von Gabes Wohnhaus eilten.
Bethany hatte vor Aufregung Schmetterlinge im Bauch, als sie mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage fuhren. Sobald die Türen aufglitten, wehten ihnen köstliche Düfte entgegen. Eine Mischung aus köchelndem Essen und etwas, das nach weihnachtlichen Aromakerzen roch. Pfefferminz und
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