Geheime Macht
ausgesprochen. Ich habe dir gesagt, dass es mir leidtut. Ich habe die Verantwortung für mein Tun übernommen. Jetzt ist es vorbei.«
Meine Stimme klang tiefer, war vom rauen Unterton eines Grollens durchsetzt.
»Dieses Büro ist mein Territorium. Wenn du deine Frau hierher mitbringst, betrachte ich das als Herausforderung.«
Er beugte sich vor und atmete meinen Geruch ein. Seine Oberlippe zitterte und ließ seine Zähne aufblitzen. »Hast du das Gesetz des Rudels studiert?«
Ich lachte und hörte ein unheimliches Hyänenkeckern. »Ich muss es nicht studieren. Ich kenne alle Gesetze.«
»Dann weißt du, dass du keinen Menschen angreifen darfst.«
»Wer spricht von einem Angriff auf einen Menschen? Wenn du sie noch einmal mitbringst, trägst du die Schuld. Ich werde dir den Arsch versohlen, und nicht einmal deine Mami wird mich daran hindern können.«
Raphael beugte sich noch weiter vor, und seine Augen glühten. »Versprechungen, Schätzchen, bloße Versprechungen.«
Ich ließ meine Zähne zusammenschnappen. »Ich bin nicht dein Schätzchen. Dein Schätzchen ist draußen auf dem Parkplatz.«
Der Anfang eines Knurrens vibrierte in seiner Kehle, aber sein Blick war verwirrt. Er wusste nicht genau, wie er mich einschätzen sollte.
Ich wollte irgendetwas beißen. Ich wollte etwas mit meinen Krallen aufschlitzen und zerreißen, um meinen Schmerz loszuwerden. Ich wollte, dass Raphael ging. Aber wenn er ging, würden wir es noch einmal tun müssen. Ich hatte immer noch einen Auftrag zu erfüllen. Dieser Mistkerl würde mich nicht davon abhalten. Ich würde mir von ihm die Informationen holen, die ich brauchte, und nicht zulassen, dass er mich weiterhin belästigte.
Ich nahm mit meiner Krallenhand den Schreibstift auf. »Ich finde deinen Geruch irritierend. Lass es uns zu Ende bringen, damit ich anschließend mein Büro lüften und dich und deine Zuckerpuppe aus meinem Leben verjagen kann. Das Blue Heron Building. Wie hast du es gekauft?«
Er starrte mich nur an.
»Wir haben es mit vier Toten zu tun. Es sind deine Leute. Bemüh dich um Zusammenarbeit.«
Raphael lehnte sich zurück und musterte mich. »Es war eine verdeckte Erstpreisauktion.«
»Gab es noch andere Bieter?«
»Ja. Es ist ein sehr wertvolles Gebäude.«
»Wusstest du, wer die anderen sind?« Bei einer solchen Auktion reichte jeder Interessent ein geheimes Angebot ein, aber Raphael hatte zweifellos seine Hausaufgaben gemacht und Nachforschungen über seine Konkurrenten angestellt, um einschätzen zu können, wie viel sie bieten würden.
»Ich kann dir die Top drei nennen«, sagte er.
»Ich bin ganz Ohr.«
»Bell Recovery. Kyle Bell ist schon sehr lange im Geschäft. Er arbeitet anständig, aber er ist teuer und langsam. Ich kann ihn für gewöhnlich unterbieten.«
Ich notierte es mir. »In welchem Verhältnis steht ihr zueinander?«
Raphael zuckte mit den Schultern. »Wir mögen uns nicht.«
»War er verbittert, dass du den Zuschlag erhalten hast?«
»Kyle lebt im kontinuierlichen Zustand der Verbitterung.«
»Würde er sich deiner Einschätzung nach zu einem Mord herablassen?«
Raphael schüttelte den Kopf. »Nein. Kyle macht eine Menge Krach und stapft wütend herum. Vielleicht könnte er seine Leute dazu aufstacheln, jemanden zu verprügeln, aber er würde sich niemals Unterstützung von außen holen, zum Beispiel in Form magischer Schlangen. Er vertraut niemandem.«
Also hatte Stefan ihm bereits von meinem Besuch erzählt. »Verstanden. Der Nächste?«
»Dann wäre da noch Jack Anapa von Input Enterprises.« Raphael beugte sich wieder vor und legte die Unterarme auf den Tisch. Sein Geruch rieb an mir wie feines Sandpapier. »Anapa ist ein Dummkopf. Er hat bergeweise Geld und spielt damit.«
Ich sah ihn blinzelnd an. »Du magst ihn nicht besonders?«
Raphael verzog das Gesicht. »Er dilettiert. Er dilettiert im Bauwesen, er dilettiert im Transportwesen, und nun dilettiert er im Recyclinggewerbe. Irgendwann wird es ihn langweilen, und dann macht er etwas anderes. Für ihn ist es ein Spiel. Für uns ist es ein Geschäft.«
»War er wütend, dass er bei der Auktion verloren hat?«
»Zu Anfang war er sogar der Sieger, aber er hat seine Genehmigungen nicht korrekt eingereicht, worauf ich mit dem zweithöchsten Angebot den Zuschlag erhielt. In einem Wolkenkratzer steckt eine Menge Quecksilber. Es wurde in den Thermostaten verarbeitet. Wenn ein Gebäude einstürzt, tropft das Quecksilber heraus und sammelt sich ganz unten. Bevor man
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