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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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begleitest, bist du ein Vertreter unserer Firma. Das bedeutet, dass du dich respektvoll und höflich verhalten wirst. Wenn irgendein Idiot dich mit ›Arschloch‹ anredet, redest du ihn mit ›Sir‹ an. Selbst wenn du ihn zu Boden werfen und ihm die Beine brechen musst, wirst du ihn weiterhin mit ›Sir‹ anreden. Du tust, was ich sage, und gehorchst meinen Befehlen. Das bedeutet, dass du keine Initiative ergreifst und dich ohne meine ausdrückliche Anweisung in keine Kämpfe verwickeln lässt. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ausgezeichnet. Dann hol dein Messer.«
    Er lief zum Lagerraum und kehrte mit einem taktischen Bowiemesser in der Scheide an seinem Gürtel zurück. Das »Söldnergilde«-Modell hatte eine vierzig Zentimeter lange Klinge und wog fast zwei Pfund. Damit konnte man kleine Bäume fällen. Das musste genügen.
    »Lass uns gehen.«
    Er zögerte. »Carrie und Deb sind auf dem Parkplatz. Ich habe sie durch das Fenster gesehen.«
    Ich ging nach hinten und lugte vorsichtig durch das Fenster. Zwei Boudas warteten an meinem Jeep auf uns. Carrie war eine große, italienisch aussehende Frau Mitte vierzig mit schulterlangem dunklem Haar und olivfarbener Haut. Sie lehnte sich gegen das Fahrzeug, die Hände in den Taschen ihrer Jeans vergraben. Sie hatte einen kräftigen Knochenbau, der einem sofort verriet, dass man ihr die Arme ausreißen musste, wenn man sich vor ihr in Sicherheit bringen wollte. Deb, ihre Freundin, war etwa zehn Jahre jünger, hatte ein weicheres und runderes Gesicht und war etwa fünf Zentimeter kleiner. Ihr rotes Haar war zu einem lockeren Bob geschnitten und umloderte ihr gebräuntes Gesicht. Ihre braunen Augen strahlten vor Humor. Sie lachte gern und stürzte sich leidenschaftlich in jeden Kampf.
    Tante B setzte die beiden für leichte Vollzugsaufgaben ein. Die alte Hexe ließ nicht locker. Wir beide konnten einfach nicht an einem Strang ziehen. Während des Flairs hatte sie mir einmal geholfen, als ich durch die Magie die Kontrolle über meinen Körper verloren hatte, aber das war das einzige Mal gewesen, dass sie es wirklich gut mit mir gemeint hatte.
    »Was macht ihr beiden hier?«, murmelte ich.
    »Vielleicht haben sie Broschüren dabei, die dafür sorgen, dass unsere Seelen gerettet werden und wir dem Weg des Herrn folgen«, sagte Ascanio.
    »Waren die netten Damen von der Kirche schon wieder hier?«
    Er nickte. »Ich habe sie gefragt, wenn ein Mann stirbt und die Frau neu heiratet und sie sich im Himmel wiedersehen, ob es dann eine Sünde wäre, wenn sie einen Dreier haben, weil sie ja alle vor Gott die Ehe geschlossen haben. Sie sagten dann, dass sie noch einen anderen dringenden Termin hatten.«
    Ein bisschen Wissen konnte eine sehr gefährliche Sache sein.
    Auf dem Parkplatz verschränkte Deb die Arme und trat gegen einen kleinen Stein. Er flog aus unserem Blickfeld, als wäre er von einer Kanone abgefeuert worden. Deb verfolgte die Flugbahn, zuckte zusammen und ging hinter dem Jeep in Deckung. Carrie schüttelte den Kopf.
    Jeder Gestaltwandler auf dem Territorium des Rudels hatte drei Tage, um sich dem Rudel vorzustellen. Danach erhielt er entweder eine Besuchserlaubnis, womit er sich frei bewegen und einen Antrag auf Aufnahme ins Rudel stellen konnte, oder er wurde aufgefordert zu verschwinden. Während ich im Orden war, hatte Tante B keine Anstalten unternommen, mich in die Herde aufzunehmen. Ich dachte, sie wollte keinen Ärger mit den Rittern provozieren. Dann stellte ich fest, dass ich mich geirrt hatte – sie ließ mich in Ruhe, weil Raphael sich in mich verguckt hatte, dann wurden wir ein Paar. Sobald wir uns zerstritten hatten, stürzte sie sich wie ein Raubtier auf mich.
    Tante B wollte, dass ich mitspielte, mich dem Bouda-Clan anschloss und zu einem ihrer Mädchen wurde. Ich war schon einmal in einem Bouda-Clan gewesen. Nein danke.
    »Wir könnten durch die Vordertür rausgehen«, sagte Ascanio.
    Sie dachten, dass sie mich einschüchtern konnten. Aber dann hätten sie viel mehr Leute mitbringen sollen, weil ich keine Lust mehr hatte, mich an die Regeln zu halten. »Nein, verdammt. Wir gehen nach hinten. Was auch immer geschieht, du hältst dich raus. Sonst werde ich dich nie wieder irgendwohin mitnehmen.«
    »Ja, Ma’am.«
    Ich marschierte durch die Hintertür nach draußen.
    Die Boudas bemerkten mich und mein Fell. Sie rissen die Augen auf.
    »Wo zum Teufel willst du so hingehen?«, fragte Carrie.
    Falsch. Völlig falsche Frage. »Wo auch immer zum

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