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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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vertraute Geruch schlug mir wie ein schmerzhaftes Parfüm entgegen.
    Raphael.
    Wie im Traum sah ich, dass er der Frau eine Hand auf den Hintern legte und sie behutsam zu den zwei Stühlen vor meinem Schreibtisch schob.
    Oh, Gott.
    Er hat mich ersetzt.
    Er hat mich durch eine bessere Version von mir ersetzt.
    Und er hat sie in mein Büro mitgebracht. Um es mir unter die Nase zu reiben.
    Die Welt rückte mit einem grausamen Knirschen wieder an ihren angestammten Platz. Ich stand auf, sah mich selbst, wie ich eine Hand ausstreckte, und hörte mich sagen: »Guten Morgen.«
    »Rebecca.« Die Frau schüttelte meine Hand.
    Ich konzentrierte mich, damit ich ihre Finger nicht zu Pfannkuchen zerdrückte.
    »Ich habe deine Nachricht erhalten«, sagte Raphael.
    Und ich deine, laut und deutlich. In mir regte sich mein anderes Ich, das mit den scharfen Krallen und den Reißzähnen, und heulte vor hilfloser Wut. Dieses Ich verstand keine Zwischentöne. Es verstand nur, dass die Person, die es liebte, es betrogen hatte, was furchtbar wehtat. Er gehörte mir. Mir! Mein anderes Ich schrie in mir, zerrte an den Barrieren und wollte hinausgelassen werden.
    Ich bemühte mich, es im Zaum zu halten, die Emotionen mit dem Verstand zu unterdrücken. Jemanden verlassen war eine Sache. Das konnte ich verstehen. Es brach mir das Herz, aber ich verstand es. Doch das hier war ein glasklares »Du kannst mich mal!« in riesengroßen Buchstaben.
    Ich zwang mich, den Mund zu öffnen. Meine Stimme klang matt. »Bitte, setzt euch.«
    Sie setzten sich. Hinter ihnen stand Ascanio und starrte uns mit offenem Mund an.
    »Ascanio, würde es dir etwas ausmachen, unseren Gästen Kaffee zu bringen?«
    »Schwarz, bitte«, sagte Raphael, und seine Stimme durchbohrte mich wie ein scharfer Stachel. »Sahne und Zucker extra.«
    »Ich trinke keinen Kaffee«, teilte Rebecca uns mit. »Davon werden die Zähne fleckig.«
    »Hattest du Schwierigkeiten mit der Polizei?«, fragte ich. Meine Selbstbeherrschung war so straff gespannt, dass sie kurz vor dem Zerreißen stand.
    Er sah mich an. »Nur kleinere Formalitäten. Hattest du irgendwelche Probleme an der Grabungsstelle?«
    »Nein. Stefan hat mir geholfen.«
    »Stefan ist ein guter Mann.«
    »Ja, das ist er. Wer ist deine reizende Begleiterin?« Ich schleuderte mein nettestes Lächeln in Rebeccas Richtung.
    Raphael beugte sich vor und legte den linken Arm auf Rebeccas Stuhllehne, den Körper halb gedreht, um sie abzuschirmen. Er kannte dieses Lächeln – es war die Art von Lächeln, die bedeutete, dass in Kürze jemand sterben würde.
    »Ich bin seine Verlobte«, sagte Rebecca.
    Verlobte? Verlobte.
    Raphaels Augen weiteten sich um einen Bruchteil. Er hatte es mir nicht sagen wollen, aber jetzt war es zu spät. Sie hatte die Katze aus dem Sack gelassen.
    »Wie nett«, sagte ich mit süß triefender Stimme. »Die Bekanntmachung scheint mir entgangen sein.«
    »Wir haben uns bisher nur die Verlobung gelobt«, sagte Rebecca. »Mit der offiziellen Ankündigung warten wir bis zum Ende des Physikaljahres.«
    »Du meinst sicher das Fiskaljahr.« Gütiger Himmel, sie war dumm wie Stroh!
    »Ja, das habe ich gemeint.«
    Raphael legte die Hände auf Rebeccas Finger, die mit grellem pinkfarbenem Acryllack bemalt waren.
    Ich schloss mindestens eine Sekunde lang die Augen. »Ich wünsche dem glücklichen Paar alles Gute.«
    »Danke«, sagte Rebecca.
    Raphael spielte mit einer Locke ihres Haars.
    Jetzt reichte es!
    »Wie ich sehe, hast du auf ein Deluxe-Modell aufgerüstet«, sagte ich. »War bestimmt nicht billig.«
    »Es ist jeden Cent wert«, sagte er.
    »Du hattest schon immer einen kostspieligen Geschmack.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Er zuckte mit den muskulösen Schultern. »Es ist bekannt, dass ich mich gelegentlich in gesellschaftliche Niederungen begeben habe.«
    Ich werde dich töten. Ich werde dir sehr wehtun, du verdammter Drecksack! »Sei vorsichtig. Dort kann es leicht sehr gefährlich für dich werden.«
    »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    »Wovon redet ihr überhaupt?«, fragte Rebecca.
    »Von meinem Auto, Püppchen.« Raphael nahm ihre Hand.
    Nein. Nein, das würde er nicht tun.
    Er küsste ihre Finger.
    Sämtliche Nerven meines Körpers standen in Flammen.
    »Ihr scheint als Paar sehr gut zusammenzupassen«, sagte ich und lächelte die beiden an. »Physisch und intellektuell. Rebecca ist einfach hinreißend.«
    »Und nicht zu vergessen, sehr treu«, sagte Raphael. »Und

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