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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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knurrte ihn an, aber er wollte sich nicht verziehen.
    Schmerz und Frust brodelten in mir. Ich war viel zu aufgedreht, meine Haut lag viel zu straff an meinem Körper, und ich wollte auf etwas schießen, um alles herauszulassen, was in mir hochkochte.
    Also hatte Raphael mich durch eine zwei Meter große Dumpfbacke ersetzt – na und? Und tschüss! Allein ging es mir viel besser.
    Die Hintertür öffnete sich mit einem leisen Knarren. Ascanio trat ins Büro und erstarrte.
    »Was?«, fragte ich.
    Er öffnete den Mund und riss die Augen auf.
    »Sprich!«
    »Brüste«, sagte er.
    Weibliche Gestaltwandler hatten in ihrer Kriegergestalt keine Brüste, weil sie überflüssig waren. Sie hatten entweder einen flachen Brustkorb oder eine Reihe von Zitzen. Ich dagegen hatte Brüste. Sie waren mit Fell überzogen, aber es waren eindeutig ausgewachsene weibliche Brüste.
    »Es ist bestimmt nicht das erste Mal, dass du welche siehst, oder?«
    »Ähm. Nein.«
    »Dann tu nicht so, als wärst du noch nie in der großen weiten Welt gewesen.«
    Ascanio schloss den Mund mit einem hörbaren Geräusch.
    »Leg dich auf keinen Fall mit Raphael an«, sagte ich ihm. »Wenn du es tust, wird er dich in winzig kleine Stücke zerschnipseln und sie zu einem hübschen Haufen auf dem Boden anordnen.« Ich entschied, dass mir meine halb tierische Stimme gefiel. Sie klang tiefer, kräftiger und viel besser. Sie passte gut zu einem attraktiven weiblichen Monster.
    »Ach, ich weiß nicht.« Er bedachte mich mit einem Blick voller jugendlicher Arroganz. »Ich glaube, das könnte schwierig für ihn werden.«
    »Nein, das wäre es nicht. Wir haben einmal gegen einen Hund von der Größe eines zweistöckigen Hauses gekämpft. Raphael hat ihm einen seiner Köpfe abgerissen.«
    Ascanio blinzelte. »Einen?«
    »Er hatte drei.« Ich stand auf und holte mir Ersatzkleidung aus meiner Tasche. Mein anderes Ich war etwa fünfundzwanzig Prozent größer, aber mein langärmeliges T-Shirt war sehr dehnbar. Ich streifte es über und zog mir auch meine Hosen an. Sie sahen jetzt eher wie Caprihosen aus und waren an den Waden etwas eng. »Ich gehe.«
    »So?«
    Ich zückte mein Messer und schlitzte mir die Hosenbeine auf. Schon besser. »Wer will mich daran hindern?«
    »Aber du … bist nicht in menschlicher Gestalt.«
    Ja, und ich hatte es satt, mich dafür zu schämen, was ich war. Ich sah Ascanio eine ganze Weile an. »Wenn ich mich wieder in einen Menschen zurückverwandle, muss ich ein Nickerchen machen. Aber ich habe keine Zeit für ein Nickerchen. Wenn jemand ein Problem damit hat, wie ich aussehe, kann er mich mal.«
    »Ähh …«
    »Und hör auf, mich so empört anzustarren. Ich habe meine Titten verhüllt.«
    »Aber ich weiß, dass sie immer noch da sind. Ich habe sie gesehen.«
    »Dann genieße die Erinnerung daran.« Ich nahm meine Tasche vom Schreibtisch.
    Ascanio sprang zur Tür. »Kann ich mitkommen?«
    »Nein.«
    Er ließ die Wimpern flattern. »Ich werde auch ganz ruhig sein.«
    »Nein.«
    »Andrea, ich habe keine Lust mehr, hier die ganze Zeit allein rumzuhängen. Bitte, bitte, bitte, lass mich mitkommen. Ich werde auch ganz artig sein!«
    Er war schon seit mehreren Wochen in diesem Büro eingesperrt, zuerst, weil er verletzt gewesen war, und dann, weil er es nicht mehr war und wir wollten, dass sich nichts daran änderte.
    »Ich suche nach einem Mörder. Wenn du mitkommst, könnte es schmerzhaft für dich werden, falls wir in Schwierigkeiten geraten. Und dann müsste ich ein sehr unangenehmes Gespräch mit Tante B führen, das ungefähr so ablaufen würde: ›Du willst dich nicht dem Bouda-Clan anschließen, du hast dich von meinem Sohn getrennt, und nun lässt du zu, dass dieser wunderbare Junge verletzt wird.‹«
    Ascanio hob mit einer Hand meinen Schreibtisch hoch und hielt ihn in anderthalb Metern Höhe am ausgestreckten Arm.
    »Ich mache mir keine Sorgen, dass du zu wenig Muskelmasse hast. Ich mache mir Sorgen wegen deiner Gehirnmasse.«
    Er stellte den Tisch ab. »Bitte, Andrea!«
    Er würde einen Koller bekommen und Turnübungen mit dem Besen machen. Damit kam ich klar. Das war nichts Neues für mich.
    »Kannst du fahren?« Wenn ich meinen Sitz komplett zurückschob, passte ich in den Jeep, aber mit Schuhgröße achtundvierzig und sieben Zentimeter langen Krallen wurde es schwierig, den Wagen zu lenken.
    »Kann das Volk Vampire navigieren? Natürlich kann ich fahren!«
    »Also gut.«
    Vor Freude sprang er einen Meter hoch.
    »Wenn du mich

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