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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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und aus. Ganz ruhig.
    Ein. Aus.
    Ich würde es überleben. Keine letzten Gedanken, keine Reue, kein Bedauern über Dinge, die ich noch hätte sagen oder tun sollen. Ich würde es überleben.
    Ein.
    Aus.
    Ich wollte nach draußen rennen, in meinen Wagen springen und mich selbst zur Notaufnahme fahren. Aber ich wäre geradewegs in den Tod gefahren.
    Ein.
    Aus.
    Ich hatte einen metallischen Geschmack im Mund.
    Ein.
    Aus.
    Leichtes Fieber setzte ein und brannte knapp unter meiner Haut.
    Ein.
    Aus.
    Ich kann es schaffen. Ich werde es überleben. Ich werde dafür sorgen, dass den vier Familien Gerechtigkeit widerfährt. Ich werde alles mit Raphael klären. Es gibt zu viel, wofür ich lebe.
    Ich durfte mich nur nicht rühren.
    Mein Atem ging in kurzen, keuchenden Zügen. So viel zum Thema Ruhigbleiben. Ich wollte nicht sterben.
    Mein Brustkorb schmerzte. Mein Herz flatterte. Mir wurde heiß, sehr heiß …
    Ein Mann in gelber Feuerwehrkleidung stürmte durch die Tür herein und fluchte. »Schlangen! Hier drinnen sind verdammte Schlangen!«
    Ich schloss die Augen. Die Frau war verschwunden.
    *
    »Erklären Sie mir das noch einmal«, sagte Detective Collins, ein großer, trainierter Weißer Anfang vierzig, und beugte sich zu mir vor. »Sie hat Sie angesprungen, und Sie haben in einer halben Sekunde viermal auf sie geschossen?«
    »Ja.« Ich rührte mich unter der Decke, in die die Sanitäter mich gewickelt hatten. Ich saß auf einem Stuhl neben dem Tresen, von dem aus Gloria mich angegriffen hatte. Die Ersthelfer hatten fünfzehn Ampullen mit Gegengift in meinen Körper gejagt, und als selbst das nicht zu helfen schien, hatten sie mir fünf weitere verpasst. Mir war schwindlig, kalt und fiebrig. In jeder anderen Situation hätte ich mich elend gefühlt, aber jetzt bestätigten mir die Übelkeit und Benommenheit, dass ich lebte.
    »Was passierte dann?«
    »Ihr wuchsen Giftzähne, dann hat sie mich gebissen.«
    »Mit den Giftzähnen?«
    »Ja.«
    Detective Tsoi, eine dunkelhäutige Asiatin Ende dreißig, zog die hübschen Augenbrauen hoch und sah mich an. »Wollen Sie damit sagen, dass die Frau eine Schlange war?«
    Ich sah sie an. Hinter Tsoi packten die Leute von Animal Control die letzten Schlangen in Kisten.
    »Ich möchte nur sichergehen, dass wir auf derselben Wellenlänge funken«, sagte Tsoi. »Reden wir hier über Schlangenmenschen?«
    »Ja.«
    Tsoi und Collins sahen sich an.
    »Jeder weiß, dass es so etwas wie reptilische Gestaltwandler nicht gibt«, sagte Collins.
    »Ich habe nicht gesagt, dass sie eine Gestaltwandlerin war.« Obwohl das nicht ganz stimmte. Es gab reptilische Gestaltwandler, aber sie hatten nichts mit Lyc-V zu tun.
    Tsoi musterte mich nachdenklich. »In Ihrer Akte steht, dass Sie wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Orden entlassen wurden. Sie haben den Psycho-Test nicht bestanden?«
    »Ich bin nicht verrückt.« Ich hatte Kopfschmerzen und immer noch das Bedürfnis, mich zu übergeben. Jedes Wort war wie ein Hammerschlag gegen meinen Kopf.
    »Das hat auch niemand behauptet«, sagte Collins.
    Ich atmete einmal tief durch und bemühte mich, das bisschen Flüssigkeit, das sich noch in meinem Magen befand, am Hochkommen zu hindern. Sie wussten, dass ich geschwächt war, und sie versuchten, so viel wie möglich aus mir herauszuquetschen, in der Hoffnung, dass mir ein Fehler unterlief. Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen. An ihrer Stelle hätte ich es genauso gemacht. Solche Situationen musste man ausnutzen. Sobald ich bei Bewusstsein war, hatten sie mich über mein Recht der Aussageverweigerung aufgeklärt, was bedeutete, dass ich vorläufig festgenommen war und dies keine normale Unterhaltung war.
    »Sie ist nicht verrückt«, sagte der Gerichtsmediziner und erhob sich von der Leiche, die er untersuchte. »Ich habe hier zwei versenkbare Giftzähne gefunden. Und das Unterkiefergelenk ist eine recht sonderbare Angelegenheit. Schauen Sie sich das an.« Er zog Glorias Unterkiefer herunter. Der Mund klaffte weit auf, nicht so weit wie das Maul einer Schlange, aber erheblich weiter, als ein normaler menschlicher Schädel zuließ.
    »Schlangenmenschen.« Collins starrte den Mann an. »Wollen Sie mich verarschen?«
    Der Gerichtsmediziner breitete die Arme aus. »Hey, ich sage nur, was ich hier sehe. Ich sehe Giftzähne und einen Kiefer, der sich hundert Grad weit öffnen lässt. Daraus können Sie Ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen.«
    »Gibt es irgendeinen Kult, der daran glaubt, dass

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