Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
Vom Netzwerk:
Was soll das? Fergus hat die Klos und die Bars unten abgesucht und zig Leute die Stra ßen rauf- und runtergehetzt, daß sie dich ausrufen. (Gedämpftes »Ja, ich weiß, Darling«) Wir sitzen jetzt in der Limousine, Salvo, und wir sind unterwegs zum Abendessen bei Sir Matthew. Fergus sagt dir noch mal die Adresse, falls du sie verloren hast. Echt, ich faß es nicht!
    Thorne the Horn, Freitag, 19.20: (Schottisch mit einer Prise London darin) Salvo, guter Mann, h ören Sie, wir machen uns fast in die Hosen vor Sorge. Wenn Sie nicht innerhalb der nächsten Stunde ein Lebenszeichen von sich geben, schicke ich meine Leute los, daß sie die Flüsse nach Ihnen absuchen. Haben Sie einen Stift da? Und einen Zettel? Wie? (Unverständlich, dann lautes, unflätiges Lachen) Penelope sagt, Sie schreiben sich Sachen auf den Arm. Wo sind Sie noch überall beschriftet, Mann? (Es folgt eine Adresse in Belgravia. Ende der Nachricht)
    Penelope, Freitag, 20.30: Ich stehe bei Sir Matthew in der Eingangshalle, Salvo. Es ist eine sehr sch öne Eingangshalle. Ich hab deine Nachricht gekriegt, wirklich rührend. Es interessiert mich einen Scheißdreck, wer dein ältester und bester Unternehmerkunde ist, du hast kein Recht, mich dermaßen zu demütigen – (gedämpftes »Nur noch eine Minute, Fergus«) Das ist dir vielleicht neu, Salvo, aber Sir Matthew ist zufällig extrem abergläubisch. Dank dir sitzen wir zu dreizehnt am Tisch, an einem Freitag. Weshalb Fergus jetzt wie ein Blöder rumtelefonie ren darf, um – ah, er hat wen gefunden – wen hast du denn gefunden, Fergus-Darling? (Eine Hand legt sich auf den Hörer) – er hat Jellicoe gefunden. Jelly springt für dich in die Bresche. Er besitzt zwar keinen Smoking, aber Fergus hat ihm befohlen, sofort nüchtern zu werden und zu kommen, wie er ist. Wages also ja nicht, hier noch aufzukreuzen, Salvo. Mach einfach weiter mit dem, was du grade machst, scheißegal, was es ist. An Sir Matthews Tisch passen keine fünfzehn, und für einen Abend hast du mich weiß Gott genug blamiert!
    Penelope, Samstag, 09.50: Ich bin ’s, Schatz. Tut mir leid, daß ich gestern so zickig war. Ich hab mir einfach so schreckliche Sorgen um dich gemacht. Ich meine, ich bin natürlich immer noch bitterböse auf dich, aber wenn du mir alles erzählst, werd ich’s wahrscheinlich verstehen. Das Essen war übrigens ziemlich nett, trotz aller Protzigkeit. Jelly war jenseits von Gut und Böse, aber Fergus hat aufgepaßt, daß er sich nicht zu sehr danebenbenimmt. Und du wirst lachen, wenn ich dir das dicke Ende erzähle: Ich konnte nicht in unsere Wohnung rein. Ich hatte im Büro die Handtasche gewechselt und meine Schlüssel in der anderen gelassen, weil ich ja dachte, mein treusorgender Ehemann würde zur Stelle sein, um mich heimzubringen und mich auch sonst zu verarzten. Paula war auf der Piste, was hieß, daß ich an ihren Schlüssel auch nicht rankam und mir nichts anderes übrigblieb als eine Nacht in Brown’s Hotel (ich hoffe doch stark, auf Kosten der Zeitung!), und heute – was mir eigentlich grade noch gefehlt hat, aber ich dachte, ich mach ’s mal lieber, nachdem du mich so schmählich im Stich gelassen hast – habe ich mich breitschlagen lassen, als brave kleine Pfadfinderin mitzufahren in irgend so ein nobles Landhaus in Sussex, wo Fergus einer Horde von feudalen Anzeigenkunden einen Vortrag hält. Hinterher gibt es offenbar eine kleine Feier mit ein paar hohen Tieren aus der Branche, da dachte ich, das tut mir vielleicht mal ganz gut. Diesen Leuten in einem nicht so förmlichen Rahmen zu begegnen, meine ich. Sir Matt kommt auch, für den Anstandswauwau ist also gesorgt. Jetzt bin ich aber erst mal auf dem Weg ins Büro. Um meine Sachen zu holen. Und um mich mal wieder in rasender Eile umzuziehen. Dann also bis bald. Heute vielleicht nicht mehr, aber allerspätestens morgen. Wobei ich natürlich nach wie vor stinkwütend auf dich bin. Das heißt, du wirst dir die großartigsten Wiedergutmachungen einfallen lassen müssen. Und bitte mach dir keine Gedanken wegen gestern abend: Ich versteh’s ja. Auch wenn ich’s nicht so zeige. Ciao. Ach, und du kannst mich dort nicht erreichen – Handy-Verbot, so wie’s aussieht. Wenn’s also irgendwie brennt, ruf Paula an. Also dann, tschüs.
    Hannah, Samstag, 10.14: SALVO? Salvo? (Die Stimme schon auffallend leise) Warum hast du dich nicht … (Noch leiser, statt Englisch jetzt verzweifeltes Swahili) … Du hast es versprochen, Salvo … o mein Gott … mein

Weitere Kostenlose Bücher