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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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in einem Brokatsessel, die Beine Hannah entgegengespreizt, als wollte er sie zwischen seine Schenkel nehmen.
    »Also, wo brennt’s?« fragte er, die Daumen wie ein Blair oder Bush in seinen Gucci-Gürtel geklemmt.
    Ich wollte die Sache schrittweise angehen, ihn schonend vorbereiten auf den Schock, den ich ihm notgedrungen versetzen mu ßte. So behutsam wie möglich – und, wie ich rückblickend zugeben muß, mit einem Hauch von Weitschweifigkeit à la Mr. Anderson – warnte ich ihn vor, daß ihn das, was ich ihm mitzuteilen hatte, höchstwahrscheinlich in einen Loyalitätskonflikt stürzen und bestimmte Erwartungen, die er hinsichtlich einer charismatischen und geachteten Persönlichkeit der kongolesischen Politszene hege, enttäuschen werde.
    »Reden Sie über den Mwangaza, oder was?«
    »So leid es mir tut«, antwortete ich zerknirscht.
    Es sei mir wahrlich keine Freude, ihm eine schlechte Nachricht überbringen zu müssen, aber ich hätte einer Person aus meinem Bekanntenkreis, die ungenannt bleiben solle, ein Versprechen gegeben, das ich hier und heute erfüllen müsse. Auf diese fiktive Figur hatten Hannah und ich uns nach langer Diskussion geeinigt. Ich muß hier einschieben, daß mir kaum etwas mehr gegen den Strich geht, als mit einer schwarzen Brille zu reden. In Extremfällen habe ich Kunden sogar schon gebeten, sie abzusetzen, mit der Begründung, sie beeinträchtige mein Kommunikationsvermögen. Aber um Hannahs willen machte ich gute Miene zum bösen Spiel.
    »Was heißt hier Person? Männlein? Weiblein? Oder was?«
    »Das ist eine Information, die ich nicht preisgeben kann «, erwiderte ich, froh um die Gelegenheit, gewisse Dinge gleich einmal klarzustellen. »Sagen wir der Einfachheit halber er«, fügte ich einlenkend hinzu. »Dieser Bekannte, eine meines Erachtens absolut vertrauenswürdige und integre Person, übt eine äußerst geheime Tätigkeit für die Regierung aus.«
    »Die britische Regierung?« Der höhnische Unterton, verbunden mit der Ray-Ban und dem amerikanischen Akzent, hätte mich durchaus in Rage bringen können, wäre er nicht ein guter Freund von Hannah gewesen.
    »Die Aufgaben meines Bekannten«, fuhr ich fort, »verschaffen ihm regelmäßige Einblicke in die Kommunikation zwischen afrikanischen Nationen und den europäischen Institutionen, mit denen sie in Kontakt stehen.«
    »Institutionen? Was für Institutionen, verflucht? Regierungen, oder was?«
    »Nicht unbedingt, Baptiste. Es gibt auch noch andere Institutionen als Regierungen. Viele sind mächtiger als Regierungen, und schwerer faßbar. Und sie haben mehr Geld.«
    Ich sah hilfesuchend zu Hannah hin über, doch sie hatte die Augen geschlossen wie zum Gebet.
    »Was mir mein Bekannter nun anvertraut hat – nach langem inneren Ringen und unter dem Siegel der Verschwiegenheit« – ich beschloß, ohne weitere Umschweife zur Sache zu kommen –, »ist folgendes: Kürzlich hat auf einer Nordseeinsel ein geheimes Treffen stattgefunden« – ich machte eine Pause, um den Satz wirken zu lassen – »und zwar zwischen Ihrem Mwangaza und – so leid es mir tut – den Repräsentan ten gewisser ostkongolesischer Milizen. « Die Gesichtshälfte unter der Brille verriet kein Anzeichen heraufdämmernden Begreifens. Lediglich seine Lippen spannten sich kaum merklich. »Außerdem nahmen daran auch noch andere Repräsentanten teil, nämlich die eines anonymen Syndikats internationaler Investoren. Auf der genannten Konferenz einigte man sich auf einen gemeinsamen Militärputsch gegen Kivu mit Hilfe westlicher und afrikanischer Söldner.« Noch immer keine Reaktion. »Ein verdeckter Putsch. Zu dem sich niemand bekennt. Unter Einsatz der örtlichen Milizen, mit denen sie einen Deal ausgehandelt haben. Wobei es sich bei diesen Milizen um Einheiten der Mai Mai und der Banyamulenge handelt.«
    Haj und Luc hatte ich, einem Instinkt folgend, aus meiner Gleichung vorerst herausgelassen. Wieder warf ich einen Blick zu Baptiste hin über, um zu sehen, wie er es aufnahm. Seine Ray-Ban war, soweit ich das erkennen konnte, auf Hannahs Busen gerichtet.
    »Der vorgebliche Zweck dieses Militärputsches«, fuhr ich etwas lauter fort, »ist die Schaffung eines geeinten und demokratischen Kivu, Nord und Süd. Der wahre Zweck jedoch ist ein etwas anderer. Das Syndikat will sich alle Bodenschätze im Ostkongo unter den Nagel reißen, darunter auch große Coltanvorkommen. Den Investoren würden Millionen und Abermillionen in die Taschen fließen, und für die

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