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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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kühnsten Träumen nicht vorstellen können, daß das Geschenk, das er mir auf dem Sterbebett gemacht hatte, mir einmal derartige Dienste leisten würde.
    »Majestät samt Gefolge treffen zwanzig Minuten später ein. Konferenzbeginn Punkt elf Uhr dreißig, Pinkelpausen werden von Philip ad hoc angesetzt. Lunchbüfett für die Delegierten – nur für die Delegierten – um vierzehn Uhr fünfzehn, immer vorausgesetzt, Philip gibt sein Okay und wir haben den größten Teil der Arbeit bis dahin hinter uns. Und bitte immer sch ön locker bleiben, daß mir ja keiner Krisenstimmung verbreitet. So hat er es geplant, und so werden wir es machen. Der Wetterbericht ist erste Sahne, ideale Bedingungen für Frischluftaktivitäten. Abpfiff allerspätestens um siebzehn Uhr dreißig. Janet. Ein Rauchen-verboten-Schild in den Konferenzraum, bitte. Und zwar ein großes. Sinclair, ich brauche Sie. Wo zum Henker steckt Sinclair?«
    Zeit f ür Teil zwei meiner Geheimbefehle.
     

7
    I ch will nicht leugnen, da ß ich eine Spur nervös war, als ich Maxie die enge Kellertreppe hinabfolgte, obwohl schon der Anblick Spiders, der in spaßhaftem Salut die Mütze vor uns zog, seine Augen blitzend von redlicher walisischer Durchtriebenheit, mich freier atmen ließ. Und ich atmete vollends auf, als ich mich, statt wie erwartet auf unbekanntem Terrain, in einer Miniausgabe des Chatroom wiederfand. Hinter einer unauffälligen Eisentür nicht unähnlich ihrem Pendant in Whitehall führte ein rußgeschwärzter Gang, an dessen Decke sich Kabelstränge entlangrankten, zu einem zum Tonstudio umfunktionierten Heizungskeller. Gut, ausstattungsmäßig waren wir Welten entfernt von Mr. Andersons Hightech-Wunderland, aber mit etwas grüner Farbe und zweien oder dreien seiner berühmten Mahnsprüche an der Wand hätte ich mich leicht in unseren heimatlichen Katakomben in der Northumberland Avenue wähnen können, vor deren Kellerfenstern die schattenhafte Prozession unindoktrinierter Füße dahinzog.
    Gespannt beobachtet von Maxie und Spider, nahm ich die Aufbauten in Augenschein, die leicht vorsintflutlich anmuteten. Die Kabel aus dem Gang m ündeten in ein Lochschienenregal, an das zwei Reihen von Kassettenrecordern angeschlossen waren, jeweils sechs Recorder, jeder davon numeriert und mit entsprechendem Etikett versehen.
    »K.G. Skipper?« fragte ich.
    »Königliche Gemächer.«
    »Und G.S.?«
    »Gästesuite.«
    Ich besah mir die ganze Bandbreite: K.G./Salon, K.G./ Z im mer 1, K.G./Zi mm er 2, K. G./ Bibliot he k, K .G./ Flur, K.G/Bad & WC, G.S./Wohnzimmer, G.S./Schlafzimmer, G.S./Bad, Veranda West, Veranda Ost, Steintreppe oben, Steintreppe unten, Bogengang, Kieswege 1, 2 und 3, Pavillon, Terrasse, Wintergarten.
    »Na, was sagen Sie, Brian?« drängte Spider, außerstande, sich noch länger zurückzuhalten. »Es muß nicht alles auf der Welt digital sein, sonst wären wir nicht verschieden geboren, oder? Außer wir wollen partout, daß diese ganzen ausländischen Fischer ihre dreckigen Nasen in unsere Angelegenheiten stecken.«
    Zu sagen, da ß ich bestürzt war, wäre eine Übertreibung. Auf nicht recht greifbare Weise hatte ich etwas Derartiges schon erwartet. Also war es wohl Lampenfieber, was mir das Rückgrat hinabschauderte, und es trug nicht gerade zu meiner Entspannung bei, daß Maxie mich aufforderte, meinen »Schleudersitz«, wie er ihn nannte, in der Mitte des Raums zu bewundern: ein Ungetüm, das auf den ersten Blick ungefähr so einladend wirkte wie ein elektrischer Stuhl, bei näherer Betrachtung jedoch nichts anderes war als ein uralter Liegesessel mit an der Seite hinaufgeleiteten Kabeln, einem Kopfhörer und einer Art Krankenhaustablett, auf dem Stenoblöcke, A4-Papier und gespitzte HB-Bleistifte bereitlagen. Auf der einen Armlehne lag ein Walkie-Talkie, an der anderen war eine Konsole mit Zahlen darauf angebracht, die, wie ich schnell sah, den Nummern auf den Kassettenrecordern entsprachen.
    »Sobald wir Pause machen, spurten Sie hier runter«, sagte Maxie mit seiner bündigen Kommandostimme, »lassen sich sagen, wo Sie reinhören sollen, und geben über Mikro alles postwendend weiter an Sam im Lagezentrum.«
    »Und Sam ist wer?«
    »Sam koordiniert die Abhöraktion. Alle Gespräche werden automatisch aufgezeichnet. Sam sagt Ihnen, welche Sie live mithören sollen. Wenn zwischendrin noch Zeit bleibt, hören Sie kurz beim Rest rein. Sam weist Sie an und nimmt das Material entgegen und leitet es den Leuten zu, die was damit anfangen

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