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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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katapultiert hatte? Doch, sicher! Luftschlösser eines Lords .
    »Und diese Gesellschaft ist jetzt wieder im Geschäft?« fragte ich.
    »Ich hatte persönlich die Ehre, sie zu liquidieren. Die Gesellschaft existiert nicht mehr.«
    »Aber die Vorstände gibt es noch.«
    Er setzte seine überhebliche Miene wieder auf, falls er sie denn zwischendurch überhaupt abgelegt hatte. »Nein, denn sie haben keinen Namen. Wenn sie einen Namen haben, existieren sie. Wenn nicht, sind sie abstrakte Konzepte.« Offenbar langweilte ihn unser Gespräch, oder er war zu dem Schluß gekommen, daß wir die Grenzen des juristischen Anstands verletzten, denn er fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn und schaute mich an, als sähe er mich zum erstenmal. »Wer sind Sie? Was machen Sie hier am Ende der Welt?«
    »Ich bin der Konferenzdolmetscher.«
    »Welche Sprachen?«
    »Swahili, Französisch und Englisch«, antwortete ich widerwillig, während in meiner Taucherbrille das Wasser wieder stieg.
    »Wieviel zahlt man Ihnen?«
    »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen das sagen darf.« Aber meine Eitelkeit gewann die Oberhand, ein Fehler, der mir gelegentlich unterläuft. Der Kerl hatte sich lange genug vor mir aufgespielt. Es wurde Zeit, daß er meinen wahren Wert erfuhr. »Fünftausend Dollar«, sagte ich lässig.
    Er ri ß den Kopf hoch, den er kurz in die Hände gestützt hatte. »Fünf?«
    »Ganz richtig. Fünf. Wieso?«
    »Keine Pfund?«
    »Dollar. Das sagte ich doch.« Sein triumphierendes Lächeln gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Ich bekomme« – jedes Wort gnadenlos betonend – »zweihunderttausend – Schweizer – Franken.« Und zum krönenden Abschluß: »Bar auf die Hand. In Hundertern. Keine großen Scheine.«
    Ich war sprachlos. Warum gab es f ür Salvo, den Meister seltener Sprachen, die er verschweigen mußte, nur einen Bruchteil dessen, was ein hochnäsiger französischer Notar einstrich? Meine Empörung reichte weiter – viel weiter –, bis zurück zu meinen mühevollen Anfängen, als mir Mr. Osman von der WorldWide and Legal Translation Agency von jedem Honorar fünfzig Prozent abgeknöpft hatte. Doch ich beherrschte mich. Ich heuchelte Bewunderung. Schließlich war er der große Rechtsexperte und ich nur ein popeliger kleiner Dolmetscher.
    »Wissen Sie vielleicht, wo diese verwünschte Insel liegt?« fragte er, indem er sich wieder über den Laptop beugte.
    Was ich verneinen mu ßte – ob verwünscht oder nicht.
    »Davon war bei unserer Abmachung nie die Rede. Dafür werde ich einen Erschwerniszuschlag verlangen.«
    Der Gong des Herz-Jesu-Heims rief uns zum Gebet. Ich war noch nicht ganz an der T ür, da tippte Monsieur Jasper schon wieder gedankenschwer vor sich hin. Unser Gespräch, daran ließ sein Verhalten keinen Zweifel, hatte nie stattgefunden.
    Von der l ächelnden Janet in die Eingangshalle geleitet, spürte ich sofort, daß es mit unserem Team nicht zum Besten stand. Das Frühstücksbüfett der Extraklasse – britische Bratwürstchen, Speck und Rührei – erfreute sich bei unseren Jungs, die mit verquollenen Augen in kleinen Grüppchen beisammensaßen und Trübsal bliesen, keines besonderen Zuspruchs. An einem Tisch unterhielt sich Anton leise mit zwei ebenfalls düster blickenden Anoraks; an einem anderen stierte Benny, das riesige Kinn in die noch riesigere Pranke gestützt, blind in seine Tasse. Ich paßte mich der vorherrschenden Stimmung an, nahm mir still ein paar Scheibchen R äucherlachs und setzte mich allein an einen Tisch, um den Gang der Ereignisse abzuwarten. Ich hatte kaum den ersten Bissen gegessen, als das rasche Quietschen von Gummisohlen auf Steinfliesen das Nahen unseres Skippers Maxie ankündigte. Er trug einen vergilbten Pullover der Rudermannschaft von Oxford, knielange, ausgefranste Shorts und alte Turnschuhe ohne Socken. Die roten Flecken auf seinen jungenhaften Wangen glühten von der Morgenluft, die bebrillten Augen strahlten. Ihm dicht auf den Fersen folgte Spider.
    »Entwarnung«, verkündete Maxie, sobald er das Glas frisch gepreßten Orangensaft hinuntergestürzt hatte, das Gladys ihm hinhielt. »Volltreffer an allen Fronten« – nicht weiter auf das Aufatmen ringsum achtend –, »das heißt, es läuft alles nach Plan. Philip und seine Dreierbande landen in zwei Stunden und zehn Minuten.« Philip, endlich! Philip, dem Maxie untersteht! »Uhrenvergleich …«
    Tante Imeldas Uhr ging eine Minute vor. Ich stellte sie schnell zur ück. Pater Michael hätte sich in seinen

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