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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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demokratisch beraten werden.
    Spider hinter seinem Metallregal sp äht zu mir herüber, die runden Augenbrauen hochgezogen. Ich biege den Kopfhörer von einem Ohr weg.
    »Stimmt was nicht?« frage ich.
    »Nicht daß ich wüßte, mein Goldjunge.«
    »Warum schauen Sie dann so?«
    »Weil die Glocke geläutet hat. Sie waren so vertieft, daß Sie’s gar nicht gehört haben.«
     

12
    Drei Standorte, meine Herrn! Alle drei Tagebau, alle drei noch kaum ausgebeutet und von zentraler Wichtigkeit f ür ein wiedererstarktes Kivu.«
    Maxie, Billardqueue in der Hand, f ührt wieder das große Wort. Der Flughafen ist unser, der Mwangaza in Amt und Würden. Bald wird das Syndikat sämtliche Minen in Süd-Kivu kontrollieren, aber bis dahin spielen drei für uns eine besondere Rolle. Sie sind ab vom Schuß, ohne offizielle Lizenzinhaber, die uns in die Quere kommen könnten.
    Seit meiner R ückkehr in den Besprechungsraum muten mich all die Menschen darin wie Schauspieler nach einem Kostümwechsel an. Haj und Dieudonné, die vor nur wenigen Minuten den Aufstand geprobt haben, benehmen sich, als hätten sie nie ein Wort miteinander gesprochen. Haj summt ein unbeschwertes Liedchen und grinst ins Leere. Dieudonné zupft versonnen mit den knochigen Fingerspitzen an seinen Barthaaren. Zwischen den beiden ragt die Gestalt des alten Franco auf, sein verwittertes Gesicht ein Bild der Rechtschaffenheit. Undenkbar, daß er soeben versucht haben soll, den gottgefälligen Delphin zu bestechen! Und Philip kann doch nie und nimmer derselbe sein, der vorhin so herrisch ins Satellitentelefon geblafft hat. Seine wohlgepolsterten Hände liegen in pfäffischer Seelenruhe über der Hemdbrust gefaltet. Kämmt er sich zwischen zwei Auftritten das gewellte wei ße Haar? Zwirbelt er die kleinen Löckchen hinter seinen Ohren neu? Einzig Tabizi kann die Feindseligkeit, die in ihm brodelt, nicht verbergen. Den Rest seines Körpers mag er unter Kontrolle haben, nicht aber das rachsüchtige Glimmen in seinen ölschwarzen Augen.
    Die Karte, vor der Maxie steht, ist so gro ß, daß Anton sie über ein Tischende breiten muß wie eine Decke. Wie sein Skipper hat er die Jacke ausgezogen. Seine bloßen Arme sind vom Ellenbogen bis zum Handgelenk hinunter tätowiert: ein Büffelkopf, ein zweiköpfiger Adler mit einem Erdball in den Fängen und ein Totenschädel auf einem Stern zur Erinnerung an das nicaraguanische Escuadrón de Helicópteros. In den Händen hält er ein Tablett mit kleinem Plastikspielzeug darauf: Kampfhubschrauber mit verbogenen Rotorblättern, zweimotorige Flugzeuge, denen die Propeller fehlen, Feldhaubitzen, die Munitionswägen ziehen, Fußsoldaten, die mit aufgestecktem Bajonett vorwärts stürmen oder sich – das scheinen die Klügeren zu sein – flach zu Boden geworfen haben.
    Maxie marschiert den Tisch entlang, sein Queue im Anschlag. Ich versuche, Hajs Blick auszuweichen. Sooft Maxie mit dem Queue zeigt, sehe ich fl üchtig von meinem Block hoch und begegne schon wieder Hajs Geglupsche. Was für eine Botschaft will er mir übermitteln? Daß ich ihn verraten habe? Daß unser Zweikampf nie stattgefunden hat? Daß wir Busenfreunde sind?
    »Kleines Nest namens Lulingu«, sagt Maxie zu Franco gewandt und spießt den Ort auf sein Rapier. »Herz des Mai-Mai-Territoriums. Le c œur du Maï Maï. Oui? D’accord? Guter Mann.« Ein Schwenk in meine Richtung. »Angenommen, ich würde ihn bitten, dreihundert von seinen besten Leuten da hinzubeordern, würde er das für mich tun?«
    W ährend Franco mein Ansinnen überdenkt, schwenkt Maxie wieder herum zu Dieudonné. Wird er ihm raten, eine Flasche lösliches Aspirin zu trinken? – nicht hinter der Herde herzutraben, nun da seine Zeit abgelaufen ist?
    »Euer Gebiet, stimmt’s? Euer Volk. Eure Weiden. Euer Vieh. Euer Plateau.«
    Das Queue schrammt das S üdufer des Tanganjika-Sees entlang, hält auf halber Strecke inne, fährt ein Stück nach links, hält wieder an.
    »Das ist unser Gebiet«, räumt Dieudonné ein.
    »Könnt ihr einen befestigten Stützpunkt für mich einrichten – hier?«
    Dieudonn és Gesicht verfinstert sich. »Für Sie?«
    »Für die Banyamulenge. Für ein vereintes Kivu. Für Frieden, Gleichberechtigung und Wohlstand für das gesamte Volk.« Die Glaubenssätze des Mwangaza sind offenkundig auch die von Maxie.
    »Wie würden wir versorgt?« will Dieudonné wissen.
    »Von uns. Aus der Luft. Wir werfen euch alles ab, was ihr braucht, und solange ihr es braucht.«
    Dieudonn é

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