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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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hervorhebt.
    Philip: K ühne konzeptionelle Denker, jeder einzelne von ihnen. Neokonservative ersten Ranges, Geopolitiker im großen Stil. Die Liga, die in mondänen Skiorten über das Schicksal von Nationen entscheidet. Derzeit haben sie wieder einmal den Ostkongo im Visier, und was für ein Bild zeigt sich ihnen? Wahlen stehen vor der Tür, bei denen nichts anderes herauskommen kann als Anarchie. Die Chinesen brauchen Rohstoffe und scharren schon an der Tür. Welchen Weg also einschlagen? Die Kongolesen m ögen die Amerikaner nicht, und die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Die Ruander hassen die Kongolesen und halten sie fest an der Kandarre. Und effizient sind sie auch noch. Darum besteht die Strategie der Amerikaner darin, Ruandas wirtschaftliche Präsenz im Ostkongo so auszubauen, daß sie zur unumstößlichen Tatsache wird. Eine unblutige Annexion also im Grunde, möglichst mit ein bißchen Nachhilfe durch die CIA. Womit Ihr Freund Marius auf den Plan tritt.
    Wenn schon meine Gedanken rasen, so m üssen die von Haj völlig ins Schleudern geraten sein.
    Philip: Gut, ja, der Mwangaza hat einen schmutzigen Deal mit Kinshasa ausgekungelt. Er ist nicht der erste kongolesische Politiker, der sich R ückendeckung verschafft, bevor er in die Schlacht zieht, und der letzte bestimmt auch nicht. (Kleines Lachen) Aber einer Übernahme durch Ruanda ist er allemal vorzuziehen. (Pause, in der Haj, wie ich fürchte, fügsam nickt) Und wenigstens arbeitet er auf ein unabhängiges Kivu hin, nicht auf eine amerikanische Kolonie. Und wenn Kinshasa dabei absahnen kann, warum sollte es dann einschreiten? Und Kivu bleibt in der föderalen Familie, wo es hingehört. (Einschenkgeräusche, Eiswürfelklirren; Hajs Glas wird vermutlich nachgefüllt) Es spricht also einiges für den alten Knaben, wenn Sie noch mal drüber nachdenken. Ich finde, Sie sind ein bißchen arg streng mit ihm, Haj,
    wenn ich das so offen sagen darf. Er mag eine Spur naiv sein, aber welcher Idealist w äre das nicht? Und seine Absichten sind untadelig, selbst wenn er sie nie so ganz umsetzen kann. (Abrupter Wechsel im Tonfall) Was versuchen Sie mir da zu sagen? Was möchten Sie haben? Ihr Sakko. Hier ist Ihr Sakko. Sie frieren. Sie können nicht sprechen. Stift haben Sie. Was brauchen Sie noch? Papier. Hier haben Sie ein Blatt Papier. (Reißt irgendwo eine Seite heraus)
    Was in drei Teufels Namen ist mit Hajs hyperaktiver Zunge passiert? L ähmt der Whisky sie ihm? Der Elektroschocker? Kratzen und Scharren, während er mit einem seiner Parker-Füller ungestüm etwas aufs Papier kritzelt. Wem schreibt er? Was schreibt er? Nächste Runde im Duell. Wir sind wieder auf der Startlinie, in der Gästesuite, und Haj legt warnend den Finger an den Mund. Wir sind auf den Stufen zum Pavillon, und Haj versucht die Mikrophone und mich auszutricksen. Diesmal mit bekritzelten Zettelchen, die er Philip zuschiebt.
    Philip: Das ist ein schlechter Witz, oder?
    Haj: (Sehr leise) Ein guter Witz.
    Philip: Nicht f ür meinen Geschmack.
    Haj: (Immer noch leise) F ür mich und meinen Vater ist es ein guter. Philip: Sie sind wahnsinnig. Haj: Machen Sie ’s einfach, verdammt. Ich mag nicht dr über reden.
    V o r mir etwa? Ich soll nicht mith ören können? Ist es das, was er Philip zu verstehen geben will? Papier wechselt raschelnd von einer Hand in die andere. Philips Stimme wird schneidend kalt:
    Philip: Stimmt, da w ürde ich auch nicht drüber reden wollen an Ihrer Stelle. Glauben Sie allen Ernstes, Sie können noch mal drei Millionen aus uns rauspressen, einfach indem Sie eine Rechnung hinschmieren?
    Haj: (Schreiend pl ötzlich) Das ist unser Preis, Sie Scheiß-Wichser! In bar, verstanden?
    Philip: F ällig an dem Tag, an dem Kinshasa den Mwangaza zum Gouverneur von Süd-Kivu ernennt, ja?
    Haj: Nein! Gleich, verdammt noch mal! Jetzt sofort!
    Philip: An einem Samstag?
    Haj: Bis Montag abend! Oder ihr k önnt euch die Sache abschminken. Auf das Konto meines Vaters in Bulgarien oder was weiß ich wo! Ist das klar?
    Die Stimme senkt sich j äh. Statt des wutentbrannten Kongolesen hören wir den sarkastischen SorbonneAbsolventen.
    Haj: Mein Vater hat sich unter Wert verkauft. Er hat es vers äumt, das Maximum für sich herauszuschlagen, und ich hole dieses Versäumnis nach. Der angepaßte Preis beträgt drei Millionen Dollar zusätzlich, andernfalls kommt der Handel nicht zustande. Eine Million für Bukavu, eine Million für Goma, und eine Million dafür, daß ihr mich hier verschnürt

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