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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Gespräche vertieft. Endlich fand er in Hannah eine Verbündete. Sie tauschten Blicke aus, und während er seine unbeholfene Lobrede auf Mrs Townsends butterfreie Scones zu Ende brachte, räusperte sich Hannah vernehmlich.
    »Sie haben eben Ihre Tochter erwähnt, Mrs Luxton«, sagte sie. »Hat sie Sie nicht auf diese Reise begleitet?«
    »Nein«, antwortete Estella hastig und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Tischgenossen zu. »Nein.«
    Simion blickte von seinem Fasan auf und grunzte. »Deborah reist schon lange nicht mehr mit uns«, sagte er. »Sie hat Verpflichtungen. Geschäftliche Verpflichtungen«, fügte er gewichtig hinzu.
    Das weckte Hannahs Interesse. »Sie arbeitet?«
    »Irgendetwas im Verlagsgeschäft.« Simion kaute auf einem Stück Fasanenfleisch. »Genauer kann ich Ihnen das nicht sagen.«
    »Deborah ist verantwortlich für die Modekolumne von Women’s Style «, sagte Estella. »Sie schreibt jede Woche einen kleinen Artikel.«
    »Lächerliches Zeug«, Simion unterdrückte einen heftigen Rülpser, »über Schuhe und Kleider und anderen teuren Kram.«

    »Ich bitte dich, Vater«, sagte Teddy lächelnd. »Debs Kolumne ist sehr beliebt. Sie hat großen Einfluss auf die New Yorker Damenmode.«
    »Pah! Sie haben Glück, Frederick, dass Ihre Töchter Ihnen das nicht zumuten.« Simion schob seinen mit Soße beschmierten Teller von sich. »Von wegen Arbeit. Ihr britischen Mädchen seid viel vernünftiger.«
    Das war die ideale Gelegenheit für Hannah. Ich hielt den Atem an, gespannt, ob ihre Sehnsucht nach Abenteuer die Oberhand gewinnen würde. Hoffte, dass es nicht so kommen würde. Dass sie sich an Emmelines flehentliche Bitte erinnern und hier in Riverton bleiben würde. Jetzt, wo Alfred sich so merkwürdig gebärdete, würde ich es nicht ertragen, wenn Hannah auch noch fortginge.
    Sie warf Emmeline einen kurzen Blick zu, und ehe sie dazu kam, das Wort zu ergreifen, sagte Emmeline mit der klaren, melodischen Stimme, die jungen Damen für den Gebrauch in Gesellschaft antrainiert wurde: » Ich würde niemals arbeiten. Das wäre doch alles andere als respektabel, nicht wahr, Papa?«
    »Ich würde mir eher das Herz herausreißen als zuzulassen, dass eine meiner Töchter sich eine Arbeit sucht«, sagte Mr Frederick trocken.
    Hannah presste die Lippen zusammen.
    »Mir hat es fast das verdammte Herz gebrochen«, sagte Simion und schaute Emmeline an. »Ich wünschte, meine Deborah wäre genauso vernünftig wie Sie.«
    Emmeline lächelte, und ihr Gesicht erstrahlte in einer frühreifen Schönheit, die mich beinahe verlegen machte.
    »Na ja, Simion«, sagte Estella beschwichtigend. »Du weißt doch, dass Deborah die Stelle nicht angenommen hätte, wenn du deine Zustimmung nicht gegeben hättest. « Sie lächelte die anderen übertrieben freundlich an. »Er konnte ihr noch nie etwas abschlagen.«

    Simion schnaubte, widersprach ihr jedoch nicht.
    »Mutter hat recht, Vater«, sagte Teddy. »Einen kleinen Job anzunehmen gehört heutzutage unter modernen jungen Leuten in New York zum guten Ton. Deborah ist noch jung, und sie ist noch ledig. Sie wird schon beizeiten vernünftig werden.«
    »Bei Frauen ist mir Korrektheit immer wichtiger gewesen als Klugheit«, erwiderte Simion. »Das sind die Auswirkungen der modernen Gesellschaft. Auf einmal wollen sie alle für klug gehalten werden. Daran ist der verdammte Krieg schuld.« Er schob die Daumen unter seinen Hosenbund, um seinem Bauch ein bisschen Raum zum Atmen zu verschaffen. »Mein einziger Trost ist, dass sie gutes Geld verdient.« Bei seinem Lieblingsthema angekommen, heiterte sich seine Stimmung wieder ein wenig auf. »Sagen Sie mal, Frederick. Was halten Sie von den Reparationsverpflichtungen, die man dem guten alten Deutschland auferlegt hat?«
    Emmeline warf Hannah einen verstohlenen Blick zu. Mit vorgerecktem Kinn folgte diese dem Gespräch, ihr Gesicht ein Muster an Gelassenheit, und ich war mir nicht sicher, ob sie ihre Frage überhaupt stellen würde. Vielleicht hatte Emmelines Bitte sie dazu bewogen, ihre Pläne zu überdenken. Vielleicht bildete ich mir nur ein, dass sie erschauderte, als die Gelegenheit ungenutzt vorüberzog und das Gespräch eine andere Wendung nahm.
    »Die Deutschen können einem wirklich leidtun«, sagte Simion. »Es gibt eine Menge Bewundernswertes an diesem Volk. Das sind hervorragende Arbeiter, was, Frederick ?«
    »Ich beschäftige keine Deutschen in meiner Fabrik«, sagte Mr Frederick.
    »Das ist ein Fehler. Ein fleißigeres

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