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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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besten …«
    »Und auf der anderen Seite die brodelnde Masse der aufstrebenden Mittelklässler«, dröhnte Simion. »Ihre Firma, Ihre Entscheidung. Aber vom Standpunkt des Bankiers betrachtet …« Er lehnte sich zurück, öffnete einen Knopf an seinem Smoking und atmete erleichtert auf. »Sie wissen, wofür ich mich entscheiden würde.«

    »Die Mittelklasse«, sagt Mr Frederick stirnrunzelnd, als würde ihm zum ersten Mal bewusst, dass eine solche Gruppe außerhalb der Lehrsätze über Gesellschaftstheorie tatsächlich existierte.
    »Die Mittelklasse«, wiederholte Simion. »Wir haben diese Klasse von Verbrauchern noch gar nicht angezapft, und sie wird unaufhaltsam größer, Gott steh uns bei. Wenn wir uns nicht bald überlegen, wie wir denen ihr Geld abknöpfen, dann werden sie es uns aus der Tasche ziehen.« Er schüttelte den Kopf. »Als hätten wir nicht schon genug Probleme mit der Arbeiterklasse. «
    Mr Frederick legte unsicher die Stirn in Falten.
    »Gewerkschaften«, fuhr Simion verächtlich fort. »Profitkiller. Die ruhen nicht eher, als bis sie die Produktionsmittel übernommen und Männer wie Sie kaltgestellt haben.«
    »Mein Vater drückt sich gern drastisch aus«, sagte Teddy mit einem schüchternen Lächeln.
    »Ich nenne die Dinge einfach beim Namen«, konterte Simion.
    »Und Sie?«, wandte Mr Frederick sich an Teddy. »Betrachten Sie die Gewerkschaften nicht als Bedrohung?«
    »Ich glaube, dass man sich mit ihnen arrangieren kann.«
    »Unsinn.« Simion bewegte einen großen Schluck Dessertwein in seinem Mund hin und her, schluckte dann. »Teddy ist ein Gemäßigter«, sagte er verächtlich.
    »Vater, bitte, ich bin ein Tory …«
    »Mit seltsamen Vorstellungen.«
    »Ich meine lediglich, dass wir alle Seiten anhören sollten und …«
    »Er wird schon beizeiten zur Vernunft kommen«, sagte Simion kopfschüttelnd zu Mr. Frederick. »Spätestens,
wenn ihn diejenigen, die er naiverweise unterstützt, in die Hand beißen, die er ihnen reicht.«
    Er stellte sein Glas ab und fuhr fort: »Ich glaube, Sie ahnen gar nicht, in welcher prekären Lage Sie sich befinden, Frederick. Für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich habe mich neulich mit Ford unterhalten, Henry Ford …« Er unterbrach sich, vielleicht, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, und bedeutete mir, ihm einen Aschenbecher zu bringen. »Sagen wir es mal so: In dem derzeitigen wirtschaftlichen Klima müssen Sie Ihr Unternehmen in profitablere Gewässer steuern. Und zwar so schnell wie möglich.« Er blinzelte. »Falls die Situation sich hier so entwickeln sollte wie in Russland – und es gibt gewisse Anzeichen, die dafür sprechen –, dann kann nur eine gesunde Gewinnspanne Ihren guten Ruf bei Ihrem Bankier retten. So freundlich er auch sein mag, für ihn zählen nur schwarze Zahlen.« Er nahm eine Zigarre aus der silbernen Schachtel, die Mr Hamilton ihm reichte. »Und Sie müssen sich schließlich selbst schützen, nicht wahr? Sich selbst und ihre liebreizenden Töchter. Wenn Sie nicht für sie sorgen, wer soll es dann tun?« Er lächelte Hannah und Emmeline an, dann fügte er hinzu: »Ganz zu schweigen von diesem herrlichen Haus. Wie lange, sagten Sie, ist es schon im Besitz der Familie?«
    »Ich hatte es noch gar nicht erwähnt«, erwiderte Mr Frederick, und falls eine Spur von Unbehagen in seiner Stimme mitgeschwungen hatte, so gelang es ihm schnell, diesen Eindruck zu zerstreuen. »Seit dreihundert Jahren.«
    »Also«, gurrte Estella wie aufs Stichwort, »ist das nicht großartig? Ich bewundere die englische Geschichte. Diese alten Familien sind ja so faszinierend. Darüber
zu lesen gehört zu meinen liebsten Freizeitbeschäftigungen. «
    Simion atmete ungehalten aus, begierig, wieder aufs Geschäftliche zurückzukommen.
    Estella, die ihren Mann nach all den Ehejahren gut genug kannte, verstand den Wink. »Vielleicht sollten wir Frauen uns in den Salon zurückziehen, damit die Herren sich ungestört unterhalten können«, schlug sie vor. »Dann können Sie mir alles über die Geschichte der Familie Ashbury erzählen.«
    Hannah setzte eine höflich ergebene Miene auf, doch ich merkte ihr ihr Unbehagen an. Sie war hin- und hergerissen, wollte einerseits dableiben, um alles mitzubekommen, wusste andererseits um ihre Pflicht als Gastgeberin, die Damen in den Salon zu begleiten und dort auf die Männer zu warten.
    »Ja«, sagte sie, »selbstverständlich. Aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel mehr erzählen, als Sie

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