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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Moment löste und …
    Peng!
    Er schoss aus der Flasche gegen eine Glühbirne, die in tausend Scherben zersprang, und landete in Mrs Townsends Karamellsoße, während der befreite Champagner Mr Hamilton triumphierend schäumend ins Gesicht und in die Haare spritzte.
    »Katie, du dumme Gans!«, schrie Mrs Townsend. »Du hast die Flaschen geschüttelt!«
    »Oh, es tut mir so leid, Mrs Townsend«, stotterte Katie und begann zu kichern, wie immer, wenn sie verlegen war. »Ich wollte mich nur beeilen, wie Mr Hamilton es mir gesagt hat.«
    »Eile mit Weile, Katie«, sagte Mr Hamilton. Der Champagner in seinem Gesicht nahm ihm etwas von seiner Strenge.

    »Kommen Sie, Mr Hamilton.« Mrs Townsend versuchte, mit einem Schürzenzipfel seine tropfende Nase zu säubern. »Ich wische Ihnen das ab.«
    »Uuh, Mrs Townsend!« Katie kicherte. »Jetzt haben Sie ihm das ganze Gesicht mit Mehl beschmiert!«
    »Katie!«, rief Mr Hamilton ärgerlich, während er sich das Gesicht mit einem Taschentuch abwischte, das in dem ganzen Wirrwarr wie aus dem Nichts aufgetaucht war. »Du bist eine alberne Gans! Nach all den Jahren hier immer noch kein Funken Verstand! Manchmal frage ich mich wirklich, warum wir dich nicht fortschicken …«
    Ich hörte Alfred, bevor ich ihn sah.
    Trotz des Lärms, den die drei mit ihrem Geschrei veranstalteten, hörte ich seinen rasselnden Atem.
    Später erzählte er mir, er sei nach unten gekommen, um nachzusehen, wo Mr Hamilton blieb, aber jetzt stand er plötzlich am Fuß der Treppe wie eine bleiche marmorne Statue seiner selbst, oder wie sein eigener Geist …
    Als unsere Blicke sich begegneten, war der Bann gebrochen. Er machte auf dem Absatz kehrt, verschwand im Korridor und lief hinaus in die Dunkelheit.
    Alle blickten ihm stumm nach. Mr Hamilton zuckte, als wollte er ihm folgen, doch die Pflicht hielt ihn zurück. Ein letztes Mal wischte er sich mit dem Taschentuch über das Gesicht, dann wandte er sich uns zu, seine Lippen zu einer Linie pflichtbewusster Resignation zusammengepresst.
    »Grace«, sagte er, als ich gerade hinter Alfred herlaufen wollte. »Binde dir deine gute Schütze um. Du wirst oben gebraucht.«
     
    Im Speisezimmer nahm ich meinen Platz zwischen der Chiffoniere und dem Louis-XIV-Sessel ein. Nancy, die
an der gegenüberliegenden Wand stand, hob die Brauen. Ohne die Möglichkeit, ihr zu berichten, was unten vorgefallen war, und gleichzeitig unsicher, was eine solche Erklärung nützen würde, hob ich nur die Schultern und wendete meinen Blick ab. Fragte mich, wo Alfred sein mochte und ob er wohl je wieder er selbst sein würde.
    Sie hatten gerade den dritten Gang beendet, den mit dem Fasan, und der Raum war erfüllt vom Klimpern von Besteck auf edlem Porzellan.
    »Nun«, sagte Estella, »das war …« Sie blickte sich um. »… einfach köstlich.« Ich beobachtete ihr Profil, sah, wie sie auf den Worten herumkaute, ehe sie die leeren Hülsen durch ihre rot geschminkten Lippen presste. Besonders ihre Lippen sind mir in Erinnerung geblieben, denn sie war die einzige Frau, die Lippenstift trug. Zu Emmelines großem Verdruss hatte Mr Frederick sehr eigenwillige Ansichten über Make-up und Frauen, die es trugen.
    Estella schob die Fasanenknochen auf ihrem Teller zu einer Seite und legte ihr Besteck ab. Dann küsste sie kirschfarbene Flecken auf eine weiße Leinenserviette, die ich später würde waschen müssen, und lächelte Mr Frederick an. »Das ist sicher nicht einfach bei dieser Lebensmittelknappheit. «
    Nancy hob die Brauen. Es war unerhört, dass ein Gast einen direkten Kommentar zum Essen machte. Eine so eklatant unverblümte Bemerkung grenzte an Unhöflichkeit, die man allzu leicht als Ausdruck der Verwunderung deuten konnte. Wir würden uns vorsehen müssen, wenn wir Mrs Townsend davon berichteten.
    Mr Frederick, ebenso verblüfft wie wir, hielt einen verlegenen Vortrag über Mrs Townsends unvergleichliche Kochkünste, was Estella nutzte, um sich prüfend
umzusehen. Ihr Blick wanderte vom Deckenstuck zum Wandfries und blieb schließlich auf dem Familienwappen an der Wand haften. Währenddessen arbeitete ihre Zunge in ihrem Mund, um ein hartnäckig festsitzendes Stückchen Fleisch aus ihren makellos weißen Zähnen zu lösen.
    Small Talk war nicht gerade Mr Fredericks Stärke, und er verstrickte sich in seinem Vortrag, bis es kein Entkommen mehr zu geben schien. Er fing an sich zu verhaspeln. Verlegen schaute er sich um, aber Estella, Simion, Teddy und Emmeline waren in leise

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