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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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waren so weiß wie die Perlen, die Hannah über der Goldkette mit dem Medaillon um den Hals trug.
    Während Estella mit einem metallisch klingenden Akzent, den ich noch nie gehört hatte, detailliert von Lady Belmonts letztem Ball berichtete, ließ Teddy seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Mr Frederick, dem auffiel, dass sein Gast nichts zu tun hatte, gab seiner Tochter nervös ein Zeichen, woraufhin Hannah sich räusperte und sich halbherzig an Teddy wandte: »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Überfahrt?«
    »Sehr angenehm«, erwiderte er lächelnd. »Allerdings würden meine Eltern sicherlich etwas anderes behaupten. Die sind beide nicht seefest und waren von dem Moment, als wir in New York abgelegt haben, bis wir in Bristol eingelaufen sind, seekrank.«
    Hannah trank einen Schluck von ihrem Cocktail, dann fragte sie höflich: »Wie lange werden Sie in England bleiben ?«
    »Ich fürchte, für mich wird das nur ein kurzer Besuch werden. Ich reise nächste Woche nach Ägypten.«
    »Ägypten«, wiederholte Hannah mit großen Augen.
    Teddy lachte. »Ja, ich habe geschäftlich dort zu tun.«
    »Werden Sie die Pyramiden besichtigen?«
    »Diesmal wahrscheinlich nicht. Ich werde mich nur ein paar Tage in Kairo aufhalten, dann geht’s weiter nach Florenz.«
    »Fürchterliche Stadt«, rief Simion quer durchs Zimmer. »Voller Tauben und Ausländer. Da ist mir das gute alte England tausendmal lieber.«
    Mr Hamilton deutete unauffällig auf Simions Glas, das fast leer war, obwohl ich es eben erst gefüllt hatte. Ich nahm meine Cocktailflasche und ging zu ihm.

    Während ich Simion nachschenkte, spürte ich seinen Blick auf mir. »Es gibt gewisse Annehmlichkeiten«, sagte er, »die einzigartig sind in diesem Land.« Er beugte sich ein bisschen vor, sodass sein Arm meinen Schenkel streifte. »So sehr ich mich auch bemühe, ich habe sie noch in keinem anderen Land gefunden.«
    Ich musste mich beherrschen, um keine Miene zu verziehen und nicht zu schnell einzuschenken. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Glas endlich voll war und ich mich von ihm zurückziehen konnte. Als ich das Zimmer durchquerte, sah ich Hannah stirnrunzelnd zu der Stelle hinüberschauen, wo ich eben gestanden hatte.
    »Mein Mann ist ganz begeistert von England«, bemerkte Estella überflüssigerweise.
    »Jagen und Golf spielen«, sagte Simion. »Darin sind die Engländer unübertroffen.« Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Cocktail und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber das Beste ist die Einstellung«, sagte Simion. »Es gibt zwei Sorten Menschen in England: diejenigen, die geboren wurden, um Befehle zu erteilen«, unsere Blicke begegneten sich, »und diejenigen, die geboren wurden, um Befehle entgegenzunehmen.«
    Hannahs Stirnfalten vertieften sich.
    »Das ist die Voraussetzung dafür, dass alles reibungslos abläuft«, fuhr Simion fort. »In Amerika ist das leider anders. Der Kerl, der einem an der Straßenecke die Schuhe wienert, träumt garantiert schon von seiner eigenen Firma. Es gibt kaum etwas, das einen so verdammt nervös machen kann wie ein ganzes Volk von Arbeitern mit sinnlosen …« Er verdrehte verächtlich die Augen, bevor er das anstößige Wort ausspuckte: » Ambitionen .«
    »Stellen Sie sich das bloß mal vor«, sagte Hannah.
»Ein Arbeiter, der mehr vom Leben erwartet als den Gestank anderer Leute Füße.«
    »Abscheulich! «, rief Simion aus, ohne Hannahs Ironie zu bemerken.
    »Man sollte meinen, die Arbeiter wären sich darüber im Klaren«, fuhr Hannah etwas lauter fort, »dass nur die vom Glück Gesegneten das Recht haben, sich mit Ambitionen zu beschäftigen.«
    Mr Frederick warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Die würden uns allen eine Menge Ärger ersparen, wenn sie das wüssten«, sagte Simion nickend. »Man braucht sich doch bloß die Bolschewiken anzusehen, dann weiß man, wie gefährlich diese Leute sind, wenn sie vergessen, wo ihr Platz ist.«
    »Sollte nicht jeder Mensch versuchen, das Beste aus seinem Leben zu machen?«, fragte Hannah.
    Der junge Teddy Luxton beobachtete sie. Ein schwaches Lächeln umzuckte seine Mundwinkel. »Oh, mein Vater hält viel davon, nach Höherem zu streben, stimmt’s Vater? Als Junge habe ich kaum etwas anderes von dir zu hören bekommen.«
    »Mein Großvater war Bergmann, und er hat sich aus eigener Kraft hochgearbeitet«, sagte Simion. »Und sieh dir an, wie weit es die Familie Luxton gebracht hat.«
    »Bewundernswert«, bemerkte Hannah lächelnd. »Solange es

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