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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Vater«, entgegnete Lady Violet. »Ich fürchte, sie würde gar nicht erst zuhören. «
    »Sicher nicht dir oder mir. Aber ich kenne eine Person, der sie vielleicht zuhören würde.« Sie schürzte die Lippen. »Ja … Mit ein bisschen Nachhilfe müsste selbst sie das hinbekommen.«
     
    Einige Tage später suchte Fanny, während ihr Mann sich gerade begeistert in Mr Fredericks Garage herumführen ließ, Hannah und Emmeline im Roten Salon auf. Emmeline, die dem bevorstehenden Ball entgegenfieberte, hatte Fanny dazu überredet, ihr einige Tanzschritte beizubringen. Das Grammofon spielte einen Walzer, und die beiden bewegten sich lachend und scherzend im Dreivierteltakt durch den Raum. Ich musste aufpassen, dass ich ihnen beim Staubwischen und Aufräumen nicht in die Quere kam.
    Hannah saß am Schreibtisch und schrieb in ihrem Notizbuch, ohne sich um die Ausgelassenheit um sie herum zu kümmern. Seit sich beim Abendessen mit den Luxtons herausgestellt hatte, dass ihr Traum von einer Arbeitsstelle von der väterlichen Zustimmung abhängig war, die sie niemals erhalten würde, war sie völlig in sich gekehrt. Die freudige Erregung angesichts der Ballvorbereitungen,
die das ganze Haus erfasst hatte, ging spurlos an ihr vorbei.
    Nachdem sie eine Woche lang apathisch vor sich hin gegrübelt hatte, schlug ihre Stimmung plötzlich ins Gegenteil um. Sie nahm ihre Stenografieübungen wieder auf, übertrug mit verbissenem Eifer jedes Buch, das ihr in die Finger fiel, in Kurzschrift, ließ ihre Hefte jedoch geschickt verschwinden, sobald jemand in ihre Nähe kam. Aber nach Phasen wild entschlossener Arbeit fiel sie jedes Mal zurück in einen Zustand der Lethargie. Dann legte sie ihren Stift beiseite, schob die Bücher seufzend von sich und saß lustlos herum, bis eine Mahlzeit serviert wurde, ein Brief ankam oder es wieder Zeit war, sich umzuziehen.
    Natürlich ruhten ihre Gedanken nicht, während sie untätig herumsaß. Man hätte meinen können, sie versuchte dem Rätsel ihres Lebens auf den Grund zu gehen. Sie sehnte sich nach Unabhängigkeit und Abenteuern, fühlte sich jedoch wie eine Gefangene – sorgenfrei und wohlbehütet, aber dennoch eine Gefangene. Unabhängigkeit erforderte finanzielle Mittel. Ihr Vater hatte kein Geld, das er ihr hätte geben können, und eine Arbeitsstelle anzunehmen, wurde ihr nicht gestattet.
    Warum widersetzte sie sich nicht seinen Wünschen? Warum lief sie nicht einfach von zu Hause fort und schloss sich einem Wanderzirkus an? Ganz einfach, weil für solche Dinge feste Regeln galten, und Regeln wurden nun einmal befolgt. Zehn Jahre später – ja, bereits zwei Jahre später – sah alles schon ganz anders aus. Die Konventionen waren unter dem Gewicht tanzender Füße zusammengebrochen. Aber damals saß Hannah noch in der Falle. Und so hockte sie wie Andersens Nachtigall in ihrem goldenen Käfig, zu teilnahmslos, um zu singen.
Eingehüllt in eine Wolke der Langeweile, bis die nächste Woge fiebriger Aktivität sie erfasste.
    An jenem Morgen im Roten Salon wurde sie Opfer einer solchen Woge. Fanny und Emmeline den Rücken zugewandt, saß Hannah am Schreibtisch und übertrug die Encyclopaedia Britannica in Kurzschrift. Sie war so versunken in ihre Arbeit, dass sie zusammenzuckte, als Fanny plötzlich kreischte: »Pass doch auf, du Elefant!«
    Fanny humpelte zum Sessel, während Emmeline sich unter lautem Gelächter auf die Chaiselongue fallen ließ. Fanny streifte ihren Schuh ab und beugte sich vor, um ihren bestrumpften Fuß zu begutachten. »Das wird ordentlich anschwellen«, schimpfte sie.
    Emmeline konnte vor Lachen nicht an sich halten.
    »Jetzt kann ich bestimmt kein einziges Paar von meinen schönen Schuhen zum Ball anziehen!«
    Je mehr Fanny sich beklagte, umso köstlicher wurde Emmelines Schadenfreude.
    »Also«, sagte Fanny empört. »Du hast meinen Zeh ruiniert. Du könntest dich zumindest dafür entschuldigen. «
    Emmeline versuchte sich zu beherrschen. »Es … es tut mir leid«, erwiderte sie, musste sich aber auf die Lippe beißen, um nicht wieder loszuprusten. »Aber es ist doch nicht meine Schuld, wenn du mir deine Füße dauernd in den Weg stellst. Vielleicht, wenn sie nicht so groß wären …« Erneut schüttelte sie sich vor Lachen.
    »Vielleicht habe ich dir das ja noch nicht erzählt«, erwiderte Fanny pikiert, »aber Mr Collier bei Harrods hat ausdrücklich gesagt, dass ich schöne Füße habe.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Und wahrscheinlich nimmt er dir für deine

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