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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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würde.«
    »Und, hat es das nicht?«, fragte Emmeline.
    »Doch, aber nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Es war furchtbar. Ich war zwar offiziell erwachsen, aber ich konnte nichts unternehmen und nirgendwohin gehen, ohne dass sich Lady Clementine oder irgendeine andere verstaubte alte Dame in meine Angelegenheiten eingemischt hätte. Als Godfrey mir einen Heiratsantrag gemacht hat, war ich so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Er war die Erfüllung all meiner Träume.«

    Emmeline, die sich nur schwer vorstellen konnte, wie Godfrey Vickers – aufgedunsen, fast kahl und kränklich – die Erfüllung von irgendjemandes Träumen sein konnte, rümpfte die Nase. »Wirklich?«
    Fanny schaute demonstrativ in Hannahs Richtung. »Man wird einfach anders behandelt, wenn man verheiratet ist. Sobald ich als ›Mrs‹ Vickers vorgestellt werde, bin ich für die Leute kein dummes, kleines Mädchen mehr, sondern eine verheiratete Frau, die in der Lage ist, selbstständig zu denken.«
    Hannah, scheinbar unbeteiligt, fuhr wild entschlossen mit ihrer Übertragungsarbeit fort.
    »Habe ich dir eigentlich von meiner Hochzeitsreise erzählt?«, fragte Fanny, die ihre Aufmerksamkeit wieder Emmeline zuwandte.
    »Mindestens tausendmal.«
    Fanny fuhr unbeeindruckt fort. »Florenz ist die romantischste ausländische Stadt, die ich je gesehen habe.«
    »Es ist die einzige ausländische Stadt, die du je gesehen hast.«
    »Jeden Abend nach dem Essen sind Godfrey und ich am Arno entlangspaziert, und in einem urigen kleinen Geschäft auf dem Ponte Vecchio hat er mir eine wunderschöne Halskette gekauft. In Italien habe ich mich wie ein ganz anderer Mensch gefühlt. Wie verwandelt. Einmal sind wir auf den Forte di Belvedere geklettert und hatten einen Blick über die ganze Toscana. Es war so schön, dass ich hätte weinen können. Und erst die Museen! Es gab einfach zu viel zu sehen. Godfrey hat mir versprochen, so bald wie möglich wieder mit mir dorthin zu reisen. « Sie warf einen verstohlenen Blick in Richtung Schreibtisch, wo Hannah unverdrossen weiterschrieb. »Und all die Leute , die man erst auf Reisen kennenlernt; absolut faszinierend. Einer unserer Mitreisenden auf
dem Schiff war unterwegs nach Kairo. Du würdest nie raten, was er dort vorhatte: nach verborgenen Schätzen graben! Ich konnte es gar nicht glauben, als er es erzählte. Offenbar wurden die alten Ägypter mitsamt ihrem Schmuck begraben. Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Was für eine Verschwendung. Dr. Humphreys meinte, es hätte irgendwas mit ihrer Religion zu tun. Er hat uns unglaublich aufregende Geschichten erzählt und uns sogar eingeladen, die Ausgrabungsstätten zu besichtigen, falls wir in die Gegend kämen!« Hannah hatte aufgehört zu schreiben. Fanny gelang es nicht, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. »Godfrey war ein bisschen misstrauisch – er hatte das Gefühl, der Mann wollte uns einen Bären aufbinden –, aber ich fand es schrecklich interessant. «
    »Sah er gut aus?«, fragte Emmeline.
    »O ja«, schwärmte Fanny, »er …« Sie unterbrach sich, als sie sich wieder an ihr Drehbuch erinnerte. »Auf jeden Fall habe ich in den zwei Monaten, seit ich verheiratet bin, mehr Aufregendes erlebt als in meinem ganzen Leben davor.« Sie schielte kurz zu Hannah hinüber, dann spielte sie ihre Trumpfkarte aus. »Es ist merkwürdig. Bevor ich verheiratet war, dachte ich immer, sobald man einen Ehemann hat, verliert man sich selbst. Jetzt stelle ich fest, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich habe mich noch nie so … unabhängig gefühlt. Man wird plötzlich als erwachsene Person wahrgenommen. Niemand zuckt auch nur mit der Wimper, wenn ich beschließe, einen Spaziergang zu machen. Ich rechne sogar damit, dass man mich bitten wird, dich und Hannah als Anstandsdame zu begleiten, solange ihr nicht auch verheiratet seid.« Hochmütig rümpfte sie die Nase. »Ihr könnt froh sein, dass ihr dafür jemanden wie mich habt anstatt eine langweilige alte Schachtel.«

    Emmeline hob die Brauen, aber Fanny bemerkte es nicht. Sie beobachtete Hannah, deren Stift jetzt neben ihrem Buch lag.
    Fannys Augen leuchteten vor Selbstzufriedenheit. »Nun«, sagte sie und zog sich den Schuh wieder über den verletzten Zeh, »so sehr ich eure anregende Gesellschaft auch genossen habe, aber ich muss jetzt gehen. Mein Mann wird bald von seinem Spaziergang zurückkommen, und ich merke, dass es mich nach einer Unterhaltung unter … Erwachsenen dürstet.«
    Mit einem

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