Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
Vom Netzwerk:
zugleich gebieterisch und lässig, nonchalant und gekünstelt. Über ihren Armen hing ein heller Pelz, den ich zuerst für eine Stola hielt, bis er kurz aufbellte und ich erkannte, dass es sich um ein winziges Hündchen handelte, das so weiß war wie Mrs Townsends Schürze.
    Obwohl ich die Frau nicht kannte, wusste ich sofort, wer sie war. Nach kurzem Zögern schritt sie die letzten Stufen herunter in den Saal, und die Menge teilte sich, als wäre der Auftritt choreografiert.
    »Deb!«, rief Teddy, als sie näher trat, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem unbefangenen, attraktiven Gesicht aus. Er nahm ihre Hände und küsste sie auf die dargebotene Wange.
    Die Frau verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. »Willkommen zu Hause, Teddy.« Ihre Worte klangen oberflächlich, ihr New Yorker Akzent flach und laut. Sie hatte eine Art, mit einer kaum wahrnehmbaren Intonation zu sprechen, die alles nivellierte, das Außergewöhnliche in etwas Gewöhnliches verwandelte und umgekehrt. »Was für ein großartiges Haus! Und ich habe die hübschesten jungen Dinger Londons eingeladen, um es einzuweihen. « Über Hannahs Schulter hinweg winkte sie mit ihren langen Fingern einer modisch gekleideten jungen Frau zu.
    »Bist du überrascht, Liebling?«, fragte Teddy, an Hannah gewandt. »Meine Mutter und ich haben uns das zusammen ausgedacht, und Deb liebt es einfach, Partys zu organisieren.«
    »Überrascht?«, erwiderte Hannah, wobei sie mir einen verstohlenen Blick zuwarf. »Das wäre maßlos untertrieben. «

    Deborah lächelte ihr wölfisches Lächeln und nahm Hannahs Arm mit einer langen, bleichen Hand, die aus erkaltetem Wachs zu sein schien. »Endlich lernen wir uns kennen«, sagte sie. »Ich weiß jetzt schon, dass wir die besten Freundinnen sein werden.«
     
    Das Jahr 1920 fing schlecht an: Teddy hatte die Wahl verloren. Es sei nicht seine Schuld gewesen, hieß es, lediglich der falsche Zeitpunkt. Man habe die Situation falsch interpretiert, habe falsch darauf reagiert. Es sei die Schuld der Arbeiterklasse und deren gehässiger, im Grunde unbedeutender Zeitungen. Schmutzige Kampagnen gegen die Oberklasse. Die Arbeiter hätten sich nach dem Krieg zusammengerottet, sie hätten überzogene Ansprüche. Sie würden noch enden wie die Iren, wenn sie nicht aufpassten, oder wie die Russen. Aber Teddy solle sich keine Sorgen machen, es würde noch andere Gelegenheiten geben. Man würde einen sichereren Wahlbezirk für ihn ausfindig machen. Nächstes Jahr, versprach Simion, würde Teddy ins Parlament einziehen, wenn er die närrischen Vorstellungen aufgebe, die die Konservativen irritierten.
    Estella meinte, Hannah sollte ein Baby bekommen. Das wäre gut für Teddy. Es wäre gut, wenn seine Wähler ihn als Familienvater erleben könnten. Schließlich seien sie verheiratet, betonte sie immer wieder, und in einer Ehe erwarte ein Mann früher oder später einen Erben.
    Teddy begann, mit seinem Vater zusammenzuarbeiten. Alle hielten es für das Beste. Nach der Wahlniederlage hatte er sich gebärdet wie jemand, der etwas Traumatisches erlebt hat. Wie Alfred nach seiner Rückkehr aus dem Krieg.
    Männer wie Teddy waren es nicht gewöhnt zu verlieren, aber Trübsal zu blasen lag den Luxtons nicht. Teddys
Eltern kamen häufig zu Besuch, und Simion wurde nicht müde, Geschichten über seinen Vater zu erzählen und zu betonen, dass der Weg nach oben nichts für Schwächlinge und Versager sei. Teddy und Hannahs Italienreise wurde verschoben. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn Teddy ins Ausland flüchtete, meinte Simion. Wer Erfolg haben wolle, müsse Erfolg demonstrieren. Außerdem würde ihnen Pompeji nicht davonlaufen.
    In der Zwischenzeit gab ich mir alle Mühe, mich in London einzugewöhnen. Mit meinen neuen Pflichten hatte ich mich schnell vertraut gemacht. Mr Hamilton hatte sie mir vor unserer Abreise ausführlich erläutert – von den einfacheren Aufgaben, wie zum Beispiel der Pflege von Hannahs Kleidung, bis hin zu den komplizierteren wie der, über Hannahs guten Charakter zu wachen –, und auf dem Gebiet fühlte ich mich sicher. In meiner neuen häuslichen Umgebung dagegen kam ich mir vor, als hätte man mich auf einem fremden Planeten ausgesetzt. Zwar waren Mrs Tibbit und Mr Boyle nicht direkt hinterhältig, aber sie waren alles andere als freimütig und geradeheraus. Sie steckten immer zusammen, waren einander auf eine Art vertraut, die etwas Ausschließendes hatte. Vor allem Mrs Tibbit schien diese Situation

Weitere Kostenlose Bücher