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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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als die andere. Diese Leute waren keine Menschen wie wir. Wie ich. Die Frau zündete sich eine Zigarette an und rauchte, während wir abwartend dastanden. Ich wandte mich ab. Hannah nicht.
    »Diese Dame möchte dein Porträt erwerben«, erklärte der Mann in geschraubtem Englisch.
    Die schwarze Frau starrte Hannah an, dann sagte sie etwas in einer mir fremden Sprache. Kein Französisch. Etwas viel Fremderes.
    Der Mann lachte und sagte zu Hannah: »Es ist nicht zu verkaufen.« Er fasste sie am Kinn. Ich war so entsetzt, dass es in meinen Ohren klingelte und rauschte. Selbst Hannah zuckte zusammen, als der Mann ihren Kopf erst zur einen, dann zur anderen Seite drehte und sie schließlich losließ. »Nur im Tausch.«
    »Im Tausch?«, fragte Hannah.
    »Gegen Ihr Bild«, erwiderte der Mann mit seinem schleppenden Akzent. Er zuckte die Achseln. »Sie bekommen es gegen eins von Ihnen.«
    Allein der Gedanke! Ein Porträt von Hannah – womöglich sogar in unbekleidetem Zustand – sollte hier in dieser düsteren französischen Gasse hängen, sodass jeder es sehen konnte! Unvorstellbar!
    »Wir müssen gehen, Ma’am«, sagte ich mit einer Entschlossenheit, die mich selbst überraschte. »Mr Luxton wird Sie längst zurückerwarten.«
    Mein Tonfall musste auch Hannah überrascht haben, denn zu meiner Erleichterung nickte sie. »Ja. Du hast recht, Grace.«

    Sie folgte mir zur Tür, aber als ich sie vorbeilassen wollte, drehte sie sich zu dem Maler um. »Morgen«, sagte sie leise. »Morgen komme ich wieder.«
    Auf dem Weg zum Wagen wechselten wir kein Wort. Hannah ging mit schnellen Schritten und entschlossenem Gesichtsausdruck. In jener Nacht lag ich unruhig und ängstlich wach, fragte mich, wie ich sie aufhalten konnte, überzeugt, dass ich es tun musste. Etwas an der Zeichnung machte mir Angst, etwas, das ich in Hannahs Gesichtsausdruck gesehen hatte, als sie das Bild betrachtete. Wie eine auflodernde Flamme.
    Die Straßengeräusche hatten plötzlich etwas Bedrohliches, das ich zuvor nicht wahrgenommen hatte. Fremde Stimmen, fremde Musik, das Lachen einer Frau in einer nahe gelegenen Wohnung. Ich sehnte mich danach, nach England zurückzukehren, an einen Ort, an dem es klare Regeln gab und jeder seinen Platz hatte. Natürlich existierte dieses England in Wahrheit nicht, aber nachts nehmen die Dinge manchmal extreme Dimensionen an.
    Am nächsten Morgen lösten sich alle Probleme von selbst. Als ich Hannah beim Ankleiden helfen wollte, war Teddy bereits aufgestanden und saß im Sessel. Er habe zwar noch Kopfschmerzen, sagte er, aber er wäre ein schlechter Ehemann, wenn er seine hübsche Frau am letzten Tag ihrer Hochzeitsreise allein ließe. Er schlug ihr vor, einkaufen zu gehen. »Das ist unser letzter Tag. Ich möchte gern ein paar Souvenirs mit dir aussuchen. Etwas, das dich später an Paris erinnert.«
    Als sie zurückkehrten, war die Zeichnung nicht unter den Dingen, die ich für Hannah einpacken musste. Ich weiß nicht, ob Teddy sich geweigert und sie klein beigegeben hat oder ob sie klugerweise gar nichts von dem Bild erwähnt hat, aber ich war unglaublich erleichtert.
Teddy hatte ihr stattdessen eine Stola gekauft: feinster Nerz mit vertrockneten Pfötchen und leeren schwarzen Augen.
    Und so kehrten wir nach England zurück.
     
    Ich habe Durst. Jemand sitzt neben mir, aber es ist nicht Sylvia, sondern eine fremde Frau, hochschwanger, mit Tüten voller handgestrickter Puppen und selbst gemachter Marmelade zu ihren Füßen. Ihr Gesicht glänzt feucht, und das Make-up ist ihr ziemlich verrutscht. Schwarze Halbmonde zieren ihre Wangen. Sie betrachtet mich offenbar schon eine ganze Weile.
    Ich nicke ihr zu, weil ich denke, das gehört sich so, und überlege, ob ich sie wohl bitten kann, mir etwas zu trinken zu holen, aber ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Von uns beiden scheint offensichtlich sie diejenige zu sein, die schlimmer dran ist.
    »Ein schöner Tag«, sagt sie schließlich. »Schön warm.« Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn. Der Stoff zwischen ihren schweren Brüsten ist dunkel verfärbt.
    »Ja, ein schöner Tag«, erwidere ich. »Sehr warm.«
    Sie lächelt müde und schaut weg.
     
    Am 19. Juli 1919, dem Tag des Friedensmarsches, kehrten wir nach London zurück. Wir fuhren vorbei an Autos, Omnibussen und Pferdefuhrwerken, durch Straßen voller Menschen, die Fahnen schwenkten und Transparente hochhielten. Die Unterschrift unter dem Friedensvertrag war noch nicht trocken, und die dort festgelegten

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