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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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mitgebracht hatte, zu ändern. Beim Auftrennen von Nancys sauberen Nähten überkam mich schreckliches Heimweh nach Riverton. Ich hoffte, sie würde es nicht als persönliche Kränkung empfinden, dass ich mich an den Sachen zu schaffen machte, die sie genäht hatte.
    Die Stimmung zwischen den Schwestern verbesserte sich: Emmeline gab ihr affektiertes Gehabe auf, und bis zum Ende der Woche hatten sie sich wieder gefunden und waren beide erleichtert darüber, dass alles wieder ganz wie früher war. Auch ich war erleichtert, denn Hannah hatte in letzter Zeit allzu viel Trübsal geblasen. Ich konnte nur hoffen, dass ihre gute Laune nicht mit Emmelines Abreise wieder verschwinden würde.
    An Emmelines letztem Tag in London saßen die beiden Schwestern auf dem Sofa im Wintergarten und warteten auf den Wagen aus Riverton. Deborah, die gleich zu einer Redaktionssitzung musste, saß mit dem Rücken zu ihnen am Schreibtisch und schrieb hastig einen Beileidsbrief an eine Freundin.
    Emmeline lehnte sich theatralisch zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich könnte jeden Tag zum Tee zu Gunter’s gehen, und von dieser Walnusstorte würde ich nie genug bekommen.«
    »Das würdest du spätestens, wenn deine schlanke Linie dahin wäre«, bemerkte Deborah, ohne von ihrem Brief aufzublicken. »Du weißt ja, wie schnell das geht.«
    Emmeline warf Hannah, die sich beherrschen musste, um nicht zu lachen, einen vielsagenden Blick zu.
    »Soll ich wirklich nicht noch ein bisschen länger bleiben? «, fragte Emmeline. »Es würde mir überhaupt nichts ausmachen.«
    »Ich bezweifle, dass Papa es erlauben würde.«

    »Pah«, sagte Emmeline schnippisch, »den würde das doch überhaupt nicht interessieren.« Sie legte den Kopf schief. »Ich könnte in deinem Ankleidezimmer schlafen. Du würdest mich nicht mal bemerken.«
    Hannah schien über die Möglichkeit nachzudenken.
    »Du wirst dich ohne mich bestimmt langweilen«, sagte Emmeline.
    »Ich weiß«, erwiderte Hannah und tat, als würde sie in Ohnmacht fallen. »Wie soll ich mich bloß beschäftigen? «
    Emmeline lachte und warf mit einem Kissen nach ihr.
    Hannah fing es auf und kämmte eine Weile gedankenverloren mit den Fingern die Fransen. Ohne den Blick von dem Kissen zu heben, sagte sie: »Was ist eigentlich mit Pa, Emmeline? Geht es … Geht es ihm gut?«
    Hannah litt sehr unter dem gespannten Verhältnis zu ihrem Vater. Mehr als einmal hatte ich einen angefangenen Brief an ihn auf ihrem Sekretär gefunden, aber keinen davon hatte sie abgeschickt.
    »Na ja«, erwiderte Emmeline achselzuckend. »Es geht ihm wie immer.«
    »Oh«, sagte Hannah betrübt. »Dann ist es ja gut. Ich habe lange nichts von ihm gehört.«
    »Nein«, sagte Emmeline gähnend. »Du weißt doch, wie nachtragend er ist.«
    »Ja«, murmelte Hannah. »Aber ich dachte …« Eine Weile herrschte Schweigen. Deborah saß immer noch mit dem Rücken zu ihnen, doch ich konnte regelrecht sehen, wie sie, hungrig nach Klatsch, die Ohren spitzte. Hannah musste es ebenfalls bemerkt haben, denn sie richtete sich auf und wechselte mit gezwungener Heiterkeit das Thema. »Ich weiß gar nicht, ob ich dir das erzählt habe, Emmeline – ich werde mir eine Arbeit suchen, wenn du weg bist.«

    »Arbeit?«, fragte Emmeline. »In einem Modegeschäft?«
    Jetzt musste Deborah lachen. Sie klebte den Umschlag zu und drehte sich zu den beiden um. Doch als sie Hannahs Gesicht sah, hörte sie auf zu lachen. »Ist das etwa dein Ernst?«
    »Oh, Hannah sagt nie etwas nur so zum Spaß«, bemerkte Emmeline.
    »Als wir neulich in der Oxford Street waren«, sagte Hannah zu Emmeline, »und du dir die Haare hast frisieren lassen, habe ich bei einem Verlag namens Blaxland ein kleines Schild im Fenster gesehen. Die suchen eine Redakteurin.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich lese gern, ich interessiere mich für Politik, ich bin gut in Orthografie und Grammatik …«
    »Sei nicht albern, Liebes«, sagte Deborah, während sie mir ihren Brief reichte. »Sieh zu, dass der mit der Morgenpost rausgeht«, sagte sie zu mir, dann, wieder zu Hannah gewandt: »Die würden dich doch nie nehmen.«
    »Sie haben mich schon genommen«, entgegnete Hannah. »Ich habe mich auf der Stelle beworben. Der Chef meinte, sie suchten ganz dringend jemanden.«
    Deborah atmete hörbar ein, dann verzog sie den Mund zu einem dünnen Lächeln. »Aber du wirst doch einsehen, dass das überhaupt nicht infrage kommt.«
    »Und warum nicht?«, fragte Emmeline gespielt

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