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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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weil Hannah immer noch nicht schwanger war.
    Lady Clementine schaute Fanny an, die die Brauen hochzog. »Es gibt doch keine Probleme, hoffe ich? Da unten?«
    Anfangs dachte ich, sie meinte das Problem, ein neues Dienstmädchen zu finden, und erkannte meinen Irrtum erst, als Fanny ihren Kuchen herunterschluckte und
eifrig hinzufügte: »Du könntest einen Arzt aufsuchen. Einen Frauenarzt.«
    Dazu konnte Hannah wirklich nicht viel sagen. Na ja, eigentlich doch. Sie hätte den beiden sagen können, sie sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, und früher hätte sie das wahrscheinlich auch getan, aber dieses Verhalten hatte sie mit der Zeit zu viele Nerven gekostet, und so schwieg sie. Sie lächelte nur vor sich hin und wünschte inständig, die beiden würden endlich gehen.
    Als sie fort waren, ließ sie sich ins Sofa sinken. »Endlich«, sagte sie. »Ich dachte schon, die würden nie verschwinden. « Sie sah mir dabei zu, wie ich die letzten Tassen auf mein Tablett lud. »Es tut mir wirklich leid, dass du das tun musst, Grace.«
    »Ist schon in Ordnung, Ma’am«, sagte ich. »Es wird ja nicht für lange sein.«
    »Trotzdem«, sagte Hannah. »Du bist eine Zofe. Ich werde Boyle noch einmal drängen, ein neues Dienstmädchen zu suchen.«
    Ich sammelte die Löffel ein.
    Hannah beobachtete mich immer noch. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten, Grace?«
    »Sie wissen doch, dass ich das kann, Ma’am.«
    Sie zog ein gefaltetes Stück Zeitung aus ihrem Rockbund und breitete es auf dem Tisch aus. »Das hab ich ganz hinten in einer von Boyles Zeitungen gefunden.« Sie reichte mir den Ausschnitt.
    Wahrsagerin , las ich, erfahrene Spiritistin. Treten Sie in Kontakt mit den Verstorbenen. Lernen Sie Ihre Zukunft kennen .
    Hastig gab ich ihr den Zeitungsausschnitt zurück und wischte mir die Hände an meiner Schürze ab. Im Dienstbotentrakt hatte ich die anderen über solche Dinge reden hören. Es war neuerdings groß in Mode, sich an Wahrsager
und Spiritisten zu wenden, eine Folge des im Krieg erlittenen massenhaften Verlusts von Angehörigen. Damals sehnte sich jeder nach einem tröstlichen Wort von seinen toten Angehörigen.
    »Ich habe für heute Nachmittag einen Termin ausgemacht«, sagte Hannah.
    Mir fehlten die Worte. Ich atmete tief aus, wünschte, sie hätte mir nichts davon erzählt. »Wenn Sie es mir nicht übel nehmen, Ma’am, aber von Seancen und dergleichen halte ich mich lieber fern.«
    »Wirklich, Grace«, sagte Hannah verwundert, »ausgerechnet von dir hätte ich gedacht, dass du etwas offener bist. Sir Arthur Conan Doyle glaubt auch an Medien, wusstest du das? Er kommuniziert regelmäßig mit seinem Sohn Kingsley. Er hält sogar Seancen bei sich zu Hause ab.«
    Sie konnte nicht wissen, dass ich nicht länger eine Verehrerin von Sherlock Holmes war, dass ich, seit ich in London war, Agatha Christie verehrte.
    »Das ist es nicht, Ma’am«, erwiderte ich hastig. »Es ist nicht so, dass ich nicht daran glaube.«
    »Nein?«
    »Nein, Ma’am. Ich glaube schon daran. Aber das ist ja gerade das Problem. Es ist nicht natürlich. Das mit den Toten. Es ist gefährlich, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen.«
    Sie hob die Brauen und überlegte. »Gefährlich …«
    Es war das falsche Argument. Indem ich es als gefährlich bezeichnete, machte ich es nur umso interessanter für Hannah.
    »Ich werde Sie begleiten, Ma’am«, sagte ich kurz entschlossen.
    Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie wusste anscheinend nicht, ob sie sich darüber ärgern oder freuen
sollte. Schließlich sagte sie bestimmt: »Nein, das ist nicht nötig. Ich schaffe das schon allein.« Dann fuhr sie etwas freundlicher fort: »Du hast doch heute deinen freien Nachmittag, nicht wahr? Da hast du doch sicherlich etwas Schönes vor. Etwas Interessanteres, als mich zu begleiten. «
    Ich antwortete nicht. Meine Pläne waren geheim. Nachdem wir zahlreiche Briefe ausgetauscht hatten, hatte Alfred schließlich vorgeschlagen, mich in London zu besuchen. So weit fort von Riverton fühlte ich mich einsamer, als ich erwartet hatte. Trotz Mr Hamiltons ausführlicher Anweisungen stellte meine Rolle als Zofe schwierigere Anforderungen an mich, als ich geahnt hatte, vor allem, wo Hannah als junge Ehefrau nicht so glücklich war, wie sie hätte sein sollen. Und Mrs Tibbits unleidliches Wesen sorgte dafür, dass keiner der anderen Bediensteten auch nur eine Spur von Kameradschaftlichkeit an den Tag legte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte

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