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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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dachte nicht, dass es … Es hat länger gedauert, als ich dachte.«
    »Na ja«, sagte er. Seine Züge entspannten sich, und er sah wieder aus, wie ich ihn kannte. »Nicht deine Schuld. Lass uns das Beste daraus machen, ehe wir wieder zurück in die Salzminen müssen, einverstanden? Wollen wir vielleicht einen Happen essen, bevor wir uns den Film ansehen?«
    Ich war überglücklich, als wir nebeneinanderher gingen. Ich fühlte mich erwachsen, und es kam mir richtig abenteuerlich vor, mit einem Mann wie Alfred durch die Stadt zu schlendern. Am liebsten hätte ich mich bei ihm untergehakt, damit die Leute, die uns sahen, uns für ein Ehepaar hielten.
    »Ich habe deiner Mutter einen Besuch abgestattet«, sagte er. »Wie du es wolltest.«
    »Ach, Alfred. Vielen Dank. Es geht ihr doch nicht allzu schlecht, oder?«
    »Nein, nicht allzu schlecht, Grace.« Er zögerte einen Augenblick und wandte sich dann ab. »Aber auch nicht allzu gut, wenn ich ehrlich bin. Eine böse Erkältung. Und sie hat schlimme Rückenschmerzen, sagt sie.« Er schob die Hände in die Jackentaschen. »Arthritis, stimmt’s?«
    Ich nickte. »Es kam ganz plötzlich, als ich noch klein war. Und dann ist es ziemlich schnell mit ihr bergab gegangen. Im Winter ist es immer am schlimmsten.«
    »Ich hatte eine Tante, bei der war es genauso. Sie ist viel zu schnell gealtert.« Er schüttelte den Kopf. »Ein großes Pech.«

    Schweigend gingen wir weiter. »Alfred«, sagte ich nach einer Weile. »Meine Mutter … Meinst du … Hattest du den Eindruck, dass sie genug hat? Zum Heizen und so, meine ich.«
    »O ja«, erwiderte er. »Kein Problem. Sie hat einen ordentlichen Vorrat an Kohle.« Er stieß mich mit der Schulter an. »Und Mrs Townsend sorgt dafür, dass sie regelmäßig ein Päckchen mit Kuchen und Gebäck bekommt.«
    »Die gute Mrs Townsend«, sagte ich, während mir vor Dankbarkeit die Tränen kamen. »Und vielen Dank, Alfred, dass du meine Mutter besucht hast. Ich weiß, dass sie sich darüber freut, auch wenn sie es nicht sagt.«
    Er zuckte nur mit den Achseln. »Ich tue es nicht, um deiner Mutter eine Freude zu machen, Gracie. Ich tue es für dich.«
    Meine Wangen glühten. Ich drückte eine behandschuhte Hand an mein Gesicht, um sie zu wärmen. »Und wie geht es den anderen?«, fragte ich schüchtern. »Den anderen in Saffron? Geht es allen gut?«
    Mein Themenwechsel schien ihn nachdenklich zu machen. »So gut, wie man erwarten kann«, sagte er. »Unten im Dienstbotentrakt, meine ich. Wie es oben aussieht, ist eine andere Sache.«
    »Mr Frederick?« In ihrem letzten Brief hatte Nancy angedeutet, dass es ihm nicht besonders gut ging.
    Alfred schüttelte den Kopf. »Der bläst nur noch Trübsal, seit du weg bist. Sieht aus, als hättest du bei ihm einen Stein im Brett gehabt.« Ich musste unwillkürlich lächeln, als er mich knuffte.
    »Hannah fehlt ihm«, sagte ich.
    »Aber das würde er niemals zugeben.«
    »Sie auch nicht.« Ich erzählte ihm von den Briefen, die ich gefunden hatte. Einen nach dem anderen angefangen und keinen abgeschickt.

    Er pfiff durch die Zähne und schüttelte den Kopf. »Und da heißt es immer, wir sollen von unseren Vorgesetzten lernen. Die könnten eher was von unsereinem lernen, wenn du mich fragst.«
    Beim Weitergehen dachte ich über Mr Fredericks Kummer nach. »Glaubst du, wenn er und Hannah sich wieder vertragen würden …?«
    Alfred zuckte die Achseln. »Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob es das wirklich ist. Sicher, Hannah fehlt ihm. Daran besteht kein Zweifel. Aber es ist noch etwas anderes.«
    Ich schaute ihn an.
    »Seine Automobile. Jetzt, wo er seine Fabrik nicht mehr hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben. Den ganzen Tag lang geht er im Park spazieren. Er nimmt sein Gewehr mit, behauptet, er würde nach Wilderern Ausschau halten. Dudley sagt, er bildet sich das alles ein, es gibt gar keine Wilderer, und trotzdem ist er dauernd auf der Suche nach ihnen.« Er blinzelte in den Nebel. »Das kann ich gut verstehen. Ein Mann will das Gefühl haben, gebraucht zu werden.«
    »Ist Emmeline ihm denn kein Trost?«
    Er hob die Schultern. »Die kleine Miss hat’s faustdick hinter den Ohren, wenn du mich fragst. Seit Mr Frederick sich um nichts mehr kümmert, spielt sie sich auf wie die Hausherrin. Er scheint das in Ordnung zu finden. Aber meistens nimmt er sie sowieso kaum wahr.« Er trat nach einem Steinchen und sah zu, wie es über die Straße sprang und in einem Gully verschwand. »Nein. Riverton ist nicht

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