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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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ernst.
    »Weil es nicht schicklich ist«, erwiderte Deborah.
    »Ich wusste gar nicht, dass es für so etwas Vorschriften gibt«, sagte Emmeline. Sie musste lachen. »Wo stehen die denn?«
    Deborah holte so tief Luft, dass ihre Nasenlöcher sich zusammenzogen. »Blaxland?«, fragte sie Hannah näselnd. »Ist das nicht der Verlag, der all die niederträchtigen kleinen Handzettel druckt, die die Soldaten überall an den Straßenecken verteilen?« Ihre Augen verengten sich
zu Schlitzen. »Mein Bruder würde einen Tobsuchtsanfall bekommen.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Hannah. »Teddy hat schon oft seine Sympathie für die Arbeitslosen zum Ausdruck gebracht.«
    Deborah riss die Augen auf: die Verwunderung eines Raubtiers, das eine Beute entdeckt. »Das hast du falsch verstanden, meine Liebe«, sagte sie. »Teddy ist nur klug genug, seine zukünftigen Wähler nicht vor den Kopf zu stoßen. Außerdem …« Sie trat triumphierend vor den Spiegel über dem Kamin und stach eine Nadel in ihren Hut. »Sympathie hin oder her, ich kann mir nicht vorstellen, dass er begeistert sein wird, wenn er erfährt, dass du dich ausgerechnet mit den Leuten verbündest, die diese schmutzigen Zettel drucken, die dazu geführt haben, dass er die Wahl verloren hat.«
    Hannah stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben – das hatte sie nicht gewusst. Sie schaute Emmeline an, die mitfühlend die Achseln zuckte. Deborah, die die beiden im Spiegel beobachtete, unterdrückte ein Lächeln und drehte sich zu Hannah um. »Ts, ts«, machte sie mit übertrieben enttäuschter Miene. »Wie illoyal.«
    Hannah atmete langsam aus.
    »Das bringt den armen Teddy um, wenn er es erfährt«, sagte Deborah kopfschüttelnd. »Das bringt ihn um.«
    »Dann sag’s ihm halt nicht.«
    »Du kennst mich ja, ich kann schweigen wie ein Grab«, flötete Deborah. »Aber du vergisst die vielen Leute, die nicht so verschwiegen sind wie ich. Die werden es ihm brühwarm erzählen, wenn sie deinen Namen – seinen Namen auf diesen Propagandazetteln lesen.«
    »Ich werde ihnen sagen, dass ich die Stelle nicht annehmen kann«, sagte Hannah ruhig und legte das Kissen
weg. »Aber ich werde mir eine andere Arbeit suchen. Etwas, das schicklicher ist.«
    »Meine Liebe!« Deborah lachte. »Schlag dir das aus dem Kopf. Es gibt keine Arbeit, die schicklich für dich wäre. Ich meine, wie würde das denn aussehen? Teddys Ehefrau geht arbeiten? Was würden die Leute sagen?«
    »Du arbeitest doch auch«, konterte Emmeline und senkte verschlagen die Lider.
    »Das ist etwas ganz anderes, Liebes«, antwortete Deborah, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe schließlich meinen Teddy noch nicht gefunden. Für den richtigen Mann würde ich das alles auf der Stelle aufgeben. «
    »Aber ich muss irgendetwas tun«, sagte Hannah. »Ich bin es leid, den ganzen Tag herumzusitzen und abzuwarten, ob jemand zu Besuch kommt.«
    »Selbstverständlich«, sagte Deborah und nahm ihre Handtasche vom Schreibtisch. »Niemand möchte untätig sein.« Sie hob eine Braue. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass es hier eine Menge mehr zu tun gibt als herumzusitzen und zu warten. Ein Haushalt führt sich schließlich nicht von allein, oder?«
    »Nein«, erwiderte Hannah. »Und ich würde liebend gern einen Teil der Haushaltsführung …«
    »Am besten hält man sich an das, was man gut kann«, fiel Deborah ihr ins Wort, während sie sich in Richtung Tür davonstahl. »Das habe ich schon immer gesagt.« Die Türklinke in der Hand, zögerte sie, dann drehte sie sich lächelnd um. »Ich weiß was«, sagte sie. »Komisch, dass es mir nicht schon eher eingefallen ist.« Sie schürzte die Lippen. »Ich werde mit Mutter reden. Du kannst ihrer Conservative Ladies Group beitreten. Sie suchen nach freiwilligen Helferinnen für die bevorstehende Gala. Du kannst für sie Platzkarten beschriften und Tischdekorationen
basteln – deine künstlerische Ader ausleben. «
    Während Hannah und Emmeline Blicke wechselten, betrat Boyle das Zimmer.
    »Der Wagen ist vorgefahren, Miss Emmeline«, sagte er. »Wünschen Sie, dass ich Ihnen ein Taxi bestelle, Miss Deborah?«
    »Machen Sie sich keine Umstände, Boyle«, gurrte Deborah. »Ich brauche ein bisschen frische Luft.«
    Boyle nickte und ging hinaus, um dafür zu sorgen, dass Emmelines Gepäck im Wagen verstaut wurde.
    »Was für ein genialer Einfall!«, rief Deborah aus und lächelte Hannah an. »Teddy wird sich ja so freuen, wenn du und Mutter demnächst so viel Zeit

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