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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Hamilton tauschte einen Blick mit Mrs Townsend aus. »Nun ja, er hat deine Mutter immer sehr gemocht, als sie hier gearbeitet hat.«
    »Gemocht?«, entgegnete Mrs Townsend mit hochgezogenen Brauen. »So nennen Sie das also?«
    Ich schaute die beiden abwechselnd an. Etwas lag in ihren Blicken, das ich nicht verstand. Offenbar wussten sie etwas, wovon ich keine Ahnung hatte.

    »Und was ist mit dir, Grace?«, fragte Mr Hamilton plötzlich und wandte sich mir zu. »Wir haben genug über uns gesprochen. Jetzt erzähl du uns mal ein bisschen von London. Wie geht es der jungen Mrs Luxton?«
    Ich hatte ihm nur mit halbem Ohr zugehört. In meinem Kopf geriet etwas in Bewegung. Geflüsterte Bemerkungen, Blicke, Andeutungen, die ich im Lauf der Zeit aufgeschnappt hatte, begannen, sich zu einem Bild zusammenzufügen. Aber noch konnte ich es nicht klar erkennen.
    »Nun, Grace?«, drängte Mrs Townsend ungeduldig. »Hast du die Sprache verloren? Wie geht es Miss Hannah? «
    »Entschuldigung, Mrs Townsend«, stotterte ich. »Ich war mit den Gedanken woanders.«
    Sie schauten mich alle erwartungsvoll an, und so versicherte ich ihnen, Hannah gehe es gut. Es schien mir das Richtige zu sein. Wo hätte ich anfangen sollen, wenn ich ihnen etwas anderes erzählt hätte? Hätte ich ihnen von den Streitereien mit Teddy berichten sollen, von dem Besuch bei der Spiritistin, dem beängstigenden Gespräch mit mir, als sie mir gesagt hatte, sie sei innerlich tot? Stattdessen beschrieb ich ihnen das großartige Haus, Hannahs schöne Kleider und die schillernden Gäste, die zu Besuch kamen.
    »Und wie steht es mit deinen Pflichten?«, wollte Mr Hamilton wissen und richtete sich auf. »In London weht sicher ein ganz anderer Wind. Gibt es viele Partys? Ich nehme an, sie haben eine Menge Bedienstete?«
    Ich erklärte ihm, es gebe viele Bedienstete, die jedoch längst nicht so tüchtig seien wie die Dienstboten hier auf Riverton, und das schien ihn zufriedenzustellen. Und ich erzählte ihnen, dass Lady Pemberton-Brown versucht hatte, mich abzuwerben.

    »Ich gehe davon aus, dass du ihr die Meinung gesagt hast«, bemerkte Mr Hamilton. »Höflich, aber bestimmt, so wie ich es dir beigebracht habe?«
    »Ja, Mr Hamilton«, erwiderte ich. »Selbstverständlich habe ich das.«
    »Gutes Mädchen.« Er strahlte wie ein stolzer Vater. »Glenfield Hall, wie? Du musst dir ja inzwischen einen guten Namen gemacht haben, wenn solche Leute schon versuchen, dich von Miss Hannah wegzulocken. Aber du hast das Richtige getan. Was bleibt uns denn in unserer Position, wenn nicht die Loyalität?«
    Wir nickten alle zustimmend. Alle außer Alfred, wie ich feststellte.
    Mr Hamilton war es auch aufgefallen. »Ich nehme an, Alfred hat dir von seinen Plänen berichtet?«, sagte er und hob eine silbergraue Braue.
    »Was für Pläne?« Ich schaute Alfred an.
    »Ich wollte es dir sagen.« Alfred musste ein Lächeln unterdrücken, als er zu mir kam und sich neben mich setzte. »Ich gehe fort, Grace. Für mich ist es vorbei mit dem ewigen ›Jawohl, Sir‹.«
    Zuerst dachte ich, er würde wieder aus England fortgehen. Wo wir uns doch gerade erst wieder vertragen hatten.
    Er lachte über mein verblüfftes Gesicht. »Ich gehe nicht weit fort, gebe nur meine Stellung als Hausdiener auf. Ein Kriegskamerad und ich, wir werden uns zusammen etwas aufbauen.«
    »Alfred …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Einerseits war ich erleichtert, andererseits machte ich mir Sorgen um ihn. Seine Stellung verlassen? Die Sicherheit von Riverton aufgeben? »Was habt ihr denn vor?«
    »Wir machen uns als Elektriker selbstständig. Mein Freund ist unglaublich geschickt. Er bringt mir bei, wie
man Türklingeln und solche Sachen einbaut. Und ich werde den Laden organisieren. Ich werde hart arbeiten und Geld sparen, Gracie – ein bisschen hab ich schon zurückgelegt. Eines Tages werde ich ein eigenes Geschäft haben, ich werde mein eigener Herr sein. Du wirst sehen.«
     
    Später begleitete Alfred mich zurück ins Dorf. Es wurde kälter, und wir beschleunigten unsere Schritte, um nicht zu frieren. Obwohl es mich freute, dass Alfred bei mir war und dass wir uns endlich ausgesöhnt hatten, sprach ich wenig. Ich war in Gedanken versunken, versuchte, in dem Bild, das sich aus den vielen einzelnen Fragmenten zusammensetzte, einen Sinn zu erkennen. Alfred schien es nichts auszumachen, schweigend neben mir herzugehen. Auch in seinem Kopf kreisten die Gedanken, allerdings um ein anderes Thema.
    Ich dachte

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