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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Verhältnis ich zu Mr Frederick und zu Hannah stand. Die Überraschung und Freude über Alfreds Antrag.
    »Gracie?« Alfred musterte mich verunsichert. »Heißt das, du bist einverstanden? Mich zu heiraten, meine ich?«
    Ihn heiraten. Ich. Früher hatte ich oft davon geträumt, aber jetzt, wo es wirklich passierte, traf es mich völlig unvorbereitet. Schon längst hatte ich solche Träume meiner jugendlichen Naivität zugeschrieben. Hatte aufgehört, mir vorzustellen, dass es jemals so weit kommen
könnte. Dass jemand mir einen Antrag machen würde. Dass Alfred mich bitten würde, seine Frau zu werden.
    Irgendwie gelang es mir, mich zu beruhigen, und ich nickte. Hörte mich »Ja« sagen. Kaum mehr als ein Flüstern. Ich schloss die Augen. In meinem Kopf drehte sich alles. Ein bisschen lauter: »Ja.«
    Alfred stieß einen Freudenschrei aus, und ich öffnete die Augen. Er lächelte, strahlte vor Erleichterung. Auf der anderen Straßenseite gingen ein Mann und eine Frau vorbei. Als sie zu uns herüberschauten, rief Alfred ihnen zu: »Sie hat ja gesagt!« Dann wandte er sich wieder mir zu, presste die Lippen zusammen, versuchte ein Lachen zu unterdrücken, um sprechen zu können. Er packte mich an den Armen, zitternd vor Aufregung. »Ich hatte so gehofft, dass du ja sagen würdest.«
    Ich nickte wieder, lächelte. Es passierte so viel auf einmal.
    »Grace«, sagte er leise. »Ich … Ich … Darf ich dich küssen?«
    Ich muss wohl noch einmal ja gesagt haben, denn er legte eine Hand an meinen Kopf, beugte sich vor und drückte seine Lippen auf meine. Ein seltsames, fremdes Gefühl. Kühl, weich, geheimnisvoll.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben.
    Langsam löste er sich wieder von mir. Strahlte mich an, so jung, so gut aussehend im Dämmerlicht.
    Dann hakte er sich bei mir unter, zum ersten Mal, und wir gingen die Straße entlang. Wir sagten nichts, gingen einfach schweigend nebeneinander her. Sein Arm lag in meinem, drückte den Stoff meiner Bluse gegen meine Haut. So warm, so schwer, so verheißungsvoll.
    Alfred streichelte mein Handgelenk mit seinen behandschuhten Fingern, und ich erschauderte. Meine Sinne waren hellwach: als hätte jemand eine Hautschicht
abgetragen, sodass ich intensiver, freier empfinden konnte. Ich schmiegte mich an ihn. Dass sich innerhalb eines Tages so viel hatte ändern können. Ich hatte das Geheimnis meiner Mutter gelüftet, hatte endlich begriffen, warum ich mich Hannah so nahe fühlte, und Alfred hatte mir einen Heiratsantrag gemacht. Beinahe hätte ich ihm erzählt, was ich über meine Mutter und Mr Frederick herausgefunden hatte, aber die Worte erstarben auf meinen Lippen. Wir hatten genug Zeit, ich konnte es ihm später noch erzählen. Alles war noch so frisch. Ich wollte das Geheimnis meiner Mutter noch ein wenig für mich allein auskosten. Und mein Glück. Und so schwieg ich, und wir gingen weiter Arm in Arm durch die Straße, in der meine Mutter gelebt hatte.
    Köstliche, perfekte Minuten, die ich im Lauf meines Lebens immer wieder in Gedanken nachempfunden habe. Manchmal stelle ich mir vor, wie wir am Haus ankommen. Wir gehen hinein, stoßen auf unsere Gesundheit an und heiraten bald darauf. Und leben glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage.
    Aber dazu ist es nicht gekommen, wie du weißt. Wir spulen zurück. Lassen das Band von vorne laufen. Wir waren vor Mr Connellys Haus angekommen – rührselige Flötenmusik drang nach draußen –, als Alfred sagte: »Sobald du wieder in London bist, kannst du kündigen.«
    Ich sah ihn entgeistert an. »Kündigen?«
    »Bei Mrs Luxton.« Er lächelte mich an. »Wenn wir erst mal verheiratet sind, brauchst du ihr nicht mehr beim Ankleiden zu helfen. Wir ziehen gleich nach der Hochzeit nach Ipswich. Du kannst für mich arbeiten, wenn du willst. Kannst die Buchführung machen. Oder, wenn dir das lieber ist, kannst du auch nähen und Flickarbeiten übernehmen.«

    Kündigen? Hannah verlassen? »Aber, Alfred«, antwortete ich, »ich kann meine Stellung nicht aufgeben.«
    »Natürlich kannst du das«, sagte er. Dann grinste er breit. »Ich tue es doch auch.«
    »Das ist etwas anderes …« Ich suchte nach erklärenden Worten, nach Worten, die ihn überzeugen konnten. »Ich bin eine Zofe. Hannah braucht mich.«
    »Sie braucht nicht dich , sie braucht irgendeine Sklavin, die ihre Handschuhe in Ordnung hält.« Dann fuhr er etwas sanfter fort: »Dafür bist du zu schade, Grace. Du hast was Besseres verdient. Du hast es verdient, dein eigenes

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