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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Geheimnisse.
    »Kriegstrauma«, sagte er. »Ich frage mich schon lange, wer sich dieses Wort ausgedacht hat. Wahrscheinlich brauchten sie ein nettes Wort, um den reizenden Damen zu Hause das Unaussprechliche zu beschreiben.«
    »Reizende Damen wie ich, meinst du«, sagte Hannah. Sie war enttäuscht. War nicht in der Stimmung, sich aufziehen zu lassen. Sie setzte sich auf und zog ihren Unterrock über, griff nach ihren Strümpfen.
    Er seufzte. Sie wusste, dass er sie nicht so gehen lassen wollte. So verärgert über ihn.
    »Hast du was von Darwin gelesen?«, fragte er.
    »Charles Darwin?«, fragte sie und schaute ihn an. »Natürlich. Aber was hat Charles Darwin damit zu tun, dass …«
    »Anpassung. Das Überleben ist eine Frage der Anpassung. Manchen gelingt es besser als anderen.«
    »Anpassung woran?«
    »An den Krieg. Daran, sich irgendwie durchs Leben zu schlagen. An die neuen Spielregeln.«
    Hannah dachte darüber nach. Ein großes Schiff glitt vorüber und brachte das Boot zum Schaukeln.
    »Ich lebe«, sagte Robbie, während das Licht des Feuers auf seinem Gesicht tanzte, »weil irgendein anderes armes Schwein tot ist. Viele andere.«
    Jetzt wusste sie es also.
    Sie fragte sich, wie sie selbst darüber dachte. »Ich bin froh, dass du lebst«, sagte sie, spürte jedoch, wie sie innerlich erschauderte. Und als seine Finger ihr Handgelenk streichelten, zog sie ihre Hand unwillkürlich zurück.

    »Deswegen spricht niemand darüber«, sagte er. »Denn wenn man es tut, sehen die Menschen einen, wie man wirklich ist. Mitglieder einer Teufelsbande, die sich unter normalen Menschen bewegen, als gehörten sie noch dazu. Als wären sie keine Monster, die gerade noch mordend durch die Lande gezogen sind.«
    »Sag so etwas nicht«, entgegnete Hannah. »Du bist kein Mörder.«
    »Ich habe Menschen getötet.«
    »Das ist etwas anderes. Es war Krieg. Es war Selbstverteidigung. Verteidigung anderer.«
    Er zuckte die Achseln. »Trotzdem haben viele eine Kugel in den Kopf gekriegt.«
    »Hör auf«, flüsterte sie. »Ich mag es nicht, wenn du so redest.«
    »Dann hättest du nicht fragen sollen.«
     
    Sie mochte es nicht. Sie wollte ihn nicht so sehen, und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren. Dass ein Mensch, den sie kannte, ein Mann, mit dem sie geschlafen hatte, dessen Hände zärtlich ihren Körper streichelten, dem sie tief vertraute – dass so jemand getötet haben sollte … Das änderte alles. Es änderte ihn. Nicht zum Schlechten. Sie liebte ihn nicht weniger. Aber sie sah ihn mit anderen Augen. Er hatte einen Menschen getötet. Mehrere Menschen. Zahllose, namenlose Menschen.
    Eines Nachmittags, als er auf dem Boot herumkramte, dachte sie darüber nach. Er hatte eine Hose an, aber sein Hemd lag noch auf dem Stuhl. Sie betrachtete gerade seine muskulösen Arme, seine nackten Schultern, seine schönen, brutalen Hände, als es passierte.
    Schritte an Deck. Beide erstarrten, sahen einander an. Robbie hob die Schultern.

    Es klopfte. Dann eine Stimme: »Robbie? Machen Sie auf, ich bin’s nur.«
    Emmeline.
    Hannah sprang aus dem Bett und sammelte hastig ihre Sachen zusammen.
    Robbie legte einen Finger an seine Lippen und schlich auf Zehenspitzen an die Tür.
    »Ich weiß, dass Sie da drin sind«, sagte Emmeline. »Ein netter alter Mann auf dem Treidelpfad sagt, er hätte Sie aufs Boot gehen sehen und Sie wären den ganzen Nachmittag nicht wieder rausgekommen. Lassen Sie mich rein, es ist eiskalt hier draußen.«
    Robbie bedeutete Hannah, sich in der Toilette zu verstecken.
    Hannah nickte, durchquerte auf Zehenspitzen die Kabine und verschwand in dem winzigen Raum. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Mit zitternden Händen zog sie ihr Kleid über, kniete sich dann vor die Tür und lugte durchs Schlüsselloch.
    Robbie öffnete die Tür. »Wie haben Sie mich gefunden? «
    »Sie scheinen ja hocherfreut zu sein«, sagte Emmeline, tauchte unter seinem Arm hindurch und schlenderte in die Kabine. Hannah sah, dass sie ihr neues gelbes Kleid trug. »Desmond hat’s Freddy gesagt, Freddy hat’s Jane gesagt. Sie wissen ja, wie die Leute sind.« Sie ließ ihren Blick durch den Raum wandern. »Das ist ja göttlich, Robbie, Darling! Was für ein großartiges Versteck. Hier müssen Sie unbedingt mal eine Party geben … Das wird bestimmt richtig gemütlich.« Sie hob die Brauen, als sie die zerwühlten Laken auf dem Bett entdeckte, drehte sich zu Robbie um und grinste, als ihr auffiel, dass er nur halb angezogen war. »Hab ich Sie

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