Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
Vom Netzwerk:
sprachen sie über Gedichte und Musik und über die Orte, die Robbie bereist hatte und die zu sehen sie sich so sehr wünschte.
    An einem Winternachmittag, als die Sonne tief am Himmel stand, stiegen sie gemeinsam nach oben ins Ruderhaus. Nebel war aufgezogen und mit ihm das Geschenk, sich unbeobachtet an Deck aufhalten zu können.
In der Ferne, auf einem anderen Abschnitt der Themse, sahen sie es brennen. Vom Boot aus konnten sie den Rauch riechen, und während sie das Feuer beobachteten, schlugen die Flammen höher und höher.
    »Das muss ein Schleppkahn sein«, sagte Robbie. Dann explodierte etwas, und er zuckte zusammen. Ein heller Funkenregen flog durch die Luft.
    Hannah sah, wie der Nebel in goldenes Licht getaucht wurde. »Wie schrecklich«, sagte sie. »Und wie schön.« Es erinnerte sie an ein Gemälde von Turner.
    Robbie schien ihre Gedanken zu lesen. »Whistler hat an der Themse gelebt«, sagte er. »Er liebte es, die Nebelschwaden zu malen, die Lichteffekte einzufangen. Monet hat sich auch eine Zeit lang hier aufgehalten.«
    »Dann bist du ja in guter Gesellschaft«, bemerkte Hannah.
    »Die Freundin, der ich die Dulcie abgekauft habe, ist Malerin«, sagte Robbie.
    »Die Freundin?«
    »Ja, Marie Seurat.«
    Plötzlich war Hannah eifersüchtig. Auf diese Phantomfrau, die auf einem eigenen Boot gelebt hatte, ihren Lebensunterhalt mit Malerei verdiente, Robbie vor ihr gekannt hatte.
    »Hast du sie geliebt?«, fragte sie, während sie sich gleichzeitig für die Antwort wappnete.
    »Ich habe sie sehr gemocht«, antwortete er, »aber leider hatte sie nur Augen und Ohren für Georgette, ihre Geliebte.« Er lachte, als er Hannahs Gesicht sah. »In Paris ist alles erlaubt.«
    »Ich würde so gern noch einmal nach Paris fahren«, sagte sie.
    »Das werden wir«, erwiderte Robbie und nahm ihre Hand. »Eines Tages werden wir nach Paris fahren.«

    Als der Winter verging und der Frühling anbrach, waren Robbie und Hannah einander fast so vertraut wie ein Ehepaar. Eines Morgens sah er ihr bei der Zubereitung des Tees zu und musste grinsen, als sie laut überlegte, wie die Teeblätter noch zu etwas taugen konnten, so vertrocknet, wie sie waren.
    »Wenn wir zusammenleben würden«, sagte Hannah, »würde ich bestimmt furchtbar häuslich werden. Die Vorstellung, selbst zu backen, gefällt mir sehr gut.«
    Robbie hob die Brauen. Immerhin hatte er schon oft genug erlebt, wie sie den Toast anbrennen ließ.
    »Und du«, fuhr Hannah fort, »würdest den ganzen Tag lang wundervolle Gedichte schreiben, und dann würdest du hier am Fenster sitzen und sie mir vorlesen. Wir würden Austern und Äpfel essen und Wein trinken.«
    »Wir würden nach Spanien segeln, um dem Winter zu entkommen«, sagte Robbie.
    »Ja«, bekräftigte Hannah. »Und ich würde Stierkämpferin werden. Maskiert. Ich würde der berühmteste Stierkämpfer Spaniens werden.« Sie stellte die Tasse mit dem wässrigen Tee, in dem noch die Blätter schwammen, auf das kleine Regal am Bett und setzte sich neben ihn. »Überall würden die Leute sich den Kopf darüber zerbrechen, wer ich wohl in Wirklichkeit bin.«
    »Aber es würde unser Geheimnis bleiben«, flüsterte Robbie.
    »Ja«, erwiderte sie. »Es würde unser Geheimnis bleiben. «
     
    An einem regnerischen Tag im April lagen sie eng umschlungen im Bett und lauschten auf das Wasser, das sanft gegen den Bootsrumpf schlug. Hannah schaute die ganze Zeit auf die Wanduhr und zählte die Minuten, die ihr noch blieben. Schließlich, als der grausame Zeiger
die volle Stunde anzeigte, setzte sie sich auf. Nahm ihre Strümpfe vom Fußende des Betts und begann, sich den linken überzustreifen. Robbie ließ seine Finger über ihren Rücken wandern.
    »Geh nicht«, sagte er.
    Sie rollte ihren rechten Strumpf auf und schob ihn über ihren Fuß.
    »Bleib.«
    Sie stand auf. Zog sich den Unterrock über den Kopf, glättete ihn über den Hüften. »Du weißt, dass ich das am liebsten tun würde. Ich würde für immer bleiben, wenn ich könnte.«
    »In unserer geheimen Welt.«
    »Ja.« Sie lächelte, setzte sich auf die Bettkante und streichelte sein Gesicht. »Das gefällt mir. Unsere geheime Welt. Ich liebe Geheimnisse.« Sie seufzte. Schon lange hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihm davon zu erzählen, konnte sich jedoch nicht recht erklären, weshalb es sie so danach drängte, diese Erinnerung mit ihm zu teilen. »Als Kinder«, sagte sie, »haben wir immer ein ganz bestimmtes Spiel gespielt.«
    »Ich weiß«, sagte Robbie.

Weitere Kostenlose Bücher