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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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nicht. Wie sollen wir uns dann sehen? Woher soll ich wissen, wo ich dich finde?«

    »Das wäre kein Problem, wenn du bei mir wohnen würdest. Dann würden wir uns immer finden. Dann würden wir einander nicht verloren gehen.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie nahm seine Hand. »Aber bis dahin … Wie kannst du überhaupt daran denken, die Sache mit Emmeline abzubrechen?«
    Er zog seine Hand weg und versuchte, das Fenster zu schließen. Aber es klemmte, ließ sich nicht bewegen. »Sie hängt allmählich zu sehr an mir.«
    »Lass das«, sagte Hannah. »Du wirst ja ganz nass.«
    Endlich gab das Fenster nach, und Robbie schlug es zu. Er setzte sich, die Haare klatschnass. »Viel zu sehr.«
    »Emmeline ist überschwänglich«, sagte Hannah, nahm ein Handtuch aus dem Schrank hinter sich und trocknete Robbies Gesicht ab. »So ist sie nun mal. Aber wie kommst du überhaupt darauf?«
    Er schüttelte ungehalten den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Hannah.
    »Nichts«, sagte Robbie. »Du hast recht. Wahrscheinlich ist da überhaupt nichts.«
    »Ich weiß, dass da nichts ist«, erwiderte Hannah bestimmt. Und sie war in dem Moment auch fest davon überzeugt. Hätte es gesagt, wenn es anders gewesen wäre. So ist die Liebe: beharrlich, sicher, überzeugend. Sie bringt alle unguten Gefühle zum Schweigen.
    Inzwischen regnete es stärker. »Du frierst ja«, sagte Hannah, während sie Robbie das Handtuch um die Schultern legte. Sie kniete sich vor ihn und rubbelte seine nackten Arme trocken. »Du erkältest dich noch.« Ohne ihn anzusehen sagte sie: »Teddy will, dass wir zurück nach Riverton ziehen.«
    »Wann?«
    »Im März. Er will das Haus wieder in Ordnung bringen, ein Sommerhaus bauen lassen. Seit Wochen redet er
von nichts anderem.« Dann fügte sie trocken hinzu: »Er sieht sich schon als Landedelmann.«
    »Warum hast du mir das nicht eher erzählt?«
    »Weil ich selbst nicht daran denken wollte«, antwortete sie hilflos. »Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass er es sich noch anders überlegt.« Plötzlich fiel sie ihm um den Hals. »Du musst den Kontakt mit Emmeline aufrechterhalten. Ich kann dich nicht nach Riverton einladen, aber sie kann es. Sie bekommt bestimmt oft Besuch von Freunden, die übers Wochenende bleiben und Partys auf dem Land feiern.«
    Er nickte, wich ihrem Blick aus.
    »Bitte«, sagte Hannah. »Tu’s für mich. Ich muss wissen, dass du kommst.«
    »Und dann werden wir eins von diesen Landhauspaaren? «
    »Ja.«
    »Wir spielen dieselben Spiele, die zahllose Paare vor uns gespielt haben. Nachts schleichst du dich in mein Bett, und tagsüber tun wir so, als wären wir nur flüchtige Bekannte?«
    »Ja«, sagte sie leise.
    »Das sind nicht unsere Regeln.«
    »Ich weiß.«
    »Das reicht mir nicht«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte sie erneut.
    »Also gut. Weil du es bist.«
     
    Das Jahr 1924 brach an, Teddy war auf Geschäftsreise, und Deborah und Emmeline hatten sich für den Abend mit ein paar Freunden verabredet. Das Boot lag in einem Teil von London, in dem Hannah zuvor noch nie gewesen war. Während das Taxi immer tiefer in das Straßengewirr des East End eintauchte, schaute Hannah aus
dem Fenster. Es wurde allmählich dunkel, und außer grauen Gebäuden und Pferdefuhrwerken mit pendelnden Laternen gab es kaum noch etwas zu sehen. Hier und da spielten ein paar rotwangige Kinder in wollenen Hosen Murmeln und deuteten aufgeregt auf das Taxi, als sie vorbeifuhren. Dann am Ende einer Straße plötzlich bunte Lichter, Menschengedränge, laute Musik.
    Hannah beugte sich vor und fragte den Fahrer: »Was bedeutet das? Was geht da vor?«
    »Neujahrsfest«, sagte der Mann in schwerem Cockney. »Die sind doch alle vollkommen verrückt. Mitten im Winter. Die sollten lieber drinnen bleiben.«
    Fasziniert beobachtete Hannah das bunte Treiben, während das Taxi im Schneckentempo auf die Themse zufuhr. Schnüre mit bunten Lampions waren quer über die Straße von einem Haus zum anderen gespannt, sodass sie ein Zickzackmuster bildeten. Um eine Gruppe Musikanten mit Geigen und einem Akkordeon standen Leute, die klatschten und lachten. Kinder wuselten zwischen den Erwachsenen hindurch, zogen bunte Luftschlangen hinter sich her und bliesen auf Trillerpfeifen. Männer und Frauen drängten sich um große, metallene Fässer, in denen Kastanien geröstet wurden, und tranken Bier aus dicken Krügen. Der Taxifahrer musste seine Hupe betätigen und laut rufen, um sich den Weg durch die Menge zu erkämpfen. »Die sind ja völlig

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