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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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was er hatte. Sie trat zu ihm, legte die Arme um ihn, drückte seinen Kopf an ihren Bauch.
    »Ich kann nicht ohne dich leben«, sagte er. »Lieber würde ich sterben.« Er sagte es mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie war von sich selbst angewidert, weil sie sich von seinen Worten auch noch geschmeichelt fühlte.
    »Sag so etwas nicht.«
    »Ich will mit dir zusammenleben.«
    »Lass mich darüber nachdenken«, sagte Hannah. Sie hatte gelernt, Robbie nicht zu widersprechen, wenn er in einer solchen Stimmung war.
     
    Und so ließ sie ihn Pläne schmieden. Für ihre große Flucht. Er hörte auf, Gedichte zu schreiben, nahm sein Notizbuch höchstens vor, um neue Ideen für ihre Flucht darin festzuhalten. Manchmal half sie ihm sogar. Es war ein Spiel, redete sie sich ein, genau wie die anderen, die sie immer gemeinsam gespielt hatten. Es machte ihn glücklich, und oft genug ließ sie sich von seiner Begeisterung mitreißen. Wenn er von weit entfernten Orten sprach, wo sie leben könnten, von den Abenteuern, die sie erleben würden. Ein Spiel. Ihr Spiel in ihrer geheimen Welt.
    Sie ahnte nicht, konnte nicht ahnen, wo all das hinführen würde.
    Wenn sie es geahnt hätte, sagte sie mir einmal, hätte sie ihn ein letztes Mal geküsst und wäre so schnell sie konnte davongelaufen.

Der Anfang vom Ende
    M an braucht es eigentlich gar nicht zu erwähnen: Geheimnisse kommen früher oder später immer ans Tageslicht. Hannah und Robbie konnten das ihre erstaunlich lange wahren – über das ganze Jahr 1923 hinweg bis Anfang 1924. Aber, wie bei allen unmöglichen Liebesgeschichten, war das Ende schon vorprogrammiert.
    Die Dienstboten hatten angefangen, über Hannah zu tuscheln. Es war Caroline, Deborahs neues Dienstmädchen, die den Stein ins Rollen brachte. Sie war eine neugierige kleine Miss, die früher im Haus der berüchtigten Lady Penthrop gearbeitet hatte (von der es hieß, sie habe mit der Hälfte der Londoner Lords eine Affäre gehabt). Sie war mit einem erstklassigen Empfehlungsschreiben entlassen worden, das sie neben einer hübschen Summe Bargeld von ihrer ehemaligen Mistress erpresst hatte, nachdem sie diese in einer besonders kompromittierenden Situation erwischt hatte. Ironischerweise hätte sie sich die Mühe sparen können: Als sie zu uns kam, brauchte sie gar kein Empfehlungsschreiben. Ihr Ruf war ihr bereits vorausgeeilt, und Deborah stellte sie nicht etwa ein, weil sie so gut putzen konnte, sondern wegen ihrer Fähigkeiten als Spionin.
    Wenn man weiß, wo man suchen muss, findet man immer Spuren, und Caroline wusste genau, wo sie suchen
musste. Papierschnipsel mit ungewohnten Adressen, die sie aus dem Feuer rettete, Abdrücke von hastig notierten Worten auf Schreibblocks, Einkaufstaschen, die kaum mehr enthielten als entwertete Eintrittskarten. Und es fiel ihr nicht schwer, die anderen Bediensteten zum Reden zu bringen. Die Erwähnung des Themas Scheidung und die Andeutung, dass sie im Falle eines Skandals alle ihre Stellung verlieren würden, löste ihre Zungen.
    Caroline hütete sich davor, mich anzusprechen, aber letztendlich brauchte sie das auch gar nicht. Sie fand Hannahs Geheimnis ziemlich schnell heraus. Ich mache mir Vorwürfe deswegen, denn ich hätte besser aufpassen müssen. Wenn ich nicht in Gedanken so sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen wäre, hätte ich bemerkt, was Caroline im Schilde führte, und dann hätte ich Hannah warnen können. Doch ich fürchte, dass ich in jenen Wochen keine gute Zofe war, dass ich meine Pflichten gegenüber Hannah bedauerlicherweise etwas vernachlässigte. Ich war abgelenkt, musste selbst eine herbe Enttäuschung verarbeiten. Denn aus Riverton waren Nachrichten über Alfred gekommen.
    Und so erfuhren wir beide erst am Abend des Opernbesuchs davon, als Deborah in Hannahs Schlafzimmer kam. Ich hatte Hannah gerade in einen Unterrock aus blasser französischer Seide geholfen und war dabei, ihre Haare an Stirn und Schläfen zu kleinen Löckchen zu legen, als es an der Tür klopfte.
    »Ich bin gleich fertig, Teddy«, rief Hannah und verdrehte die Augen. Teddy war immer überpünktlich. Ich schob eine Haarnadel in eine besonders widerspenstige Locke.
    Die Tür ging auf, und Deborah rauschte ins Zimmer, elegant in einem roten Kleid mit Flügelärmeln. Sie setzte
sich auf Hannahs Bett und schlug die Beine übereinander, sodass die rote Seide raschelte.
    Hannah schaute mich im Spiegel an. Ein Besuch von Deborah in

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