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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Tanz konnte doch nicht schaden? Welchen Sinn hatte das Leben, wenn man eine gute Gelegenheit nicht beim Schopf ergriff? »Also gut«, sagte sie und nahm seine Hand. Lächelte nervös. »Aber ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Der Mann grinste. Zog sie auf den Tanzboden, mitten hinein in die im Kreis wirbelnde Menge.
    Und sie tanzte. In seiner festen Umarmung bekam sie die Schritte irgendwie hin. Sie hüpften und drehten sich, ließen sich vom Fluss der tanzenden Paare mitreißen. Geigen sangen, Stiefel stampften, Hände klatschten. Der Mann hakte sich bei ihr ein, Ellbogen an Ellbogen, und rundherum ging es weiter. Sie lachte ausgelassen. Noch nie hatte sie sich so frei gefühlt. Sie hob das Gesicht in den Nachthimmel, schloss die Augen, spürte den Kuss der kalten Luft auf ihren warmen Lidern, auf ihren heißen Wangen. Sie öffnete die Augen wieder und suchte in der Menge nach Robbie. Sehnte sich danach, mit ihm zu tanzen. Von ihm gehalten zu werden. Sie blickte in das Gesichtermeer – so viele waren es doch zuvor nicht gewesen? –, doch sie drehte sich zu schnell. Nur
noch verschwommen nahm sie Augen, Münder, Worte wahr.
    »Ich …« Außer Atem fasste sie sich in den Nacken. »Ich muss jetzt aufhören. Mein Freund wird gleich zurückkommen. « Sie klopfte dem Mann, der sie nicht losließ, der einfach weitertanzte, auf die Schulter. Schrie ihm direkt ins Ohr: »Es ist genug. Danke.«
    Einen Augenblick lang dachte sie, er würde nie aufhören, würde immer weitertanzen und sie nie wieder loslassen. Doch dann verloren sie plötzlich an Schwung, sodass ihr beinahe schwindlig wurde, und sie landeten wieder bei der Bank.
    Sie war inzwischen von anderen Zuschauern besetzt. Immer noch keine Spur von Robbie.
    »Wo ist Ihr Freund denn?«, fragte der Mann. Er hatte beim Tanzen seinen Hut verloren, fuhr sich mit der Hand durch den roten Haarschopf.
    »Er wird schon kommen«, sagte Hannah, während sie die fremden Gesichter absuchte. Sie blinzelte, um das Schwindelgefühl abzuschütteln. »Gleich.«
    »In der Zwischenzeit sollten Sie lieber nicht rumsitzen«, sagte der Mann. »Sie erkälten sich noch.«
    »Nein«, sagte Hannah. »Danke, aber ich warte lieber hier.«
    Der Mann packte sie am Handgelenk. »Los, kommen Sie. Zieren Sie sich nicht so.«
    »Nein«, wiederholte Hannah bestimmt. »Ich habe genug. «
    Der Mann lockerte seinen Griff. Er zuckte die Achseln, strich sich den Schnurrbart glatt, rieb sich den Nacken. Wandte sich zum Gehen.
    Plötzlich Bewegung. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit. Kam näher.
    Robbie.

    Ein Ellbogen traf sie an der Schulter, und sie verlor das Gleichgewicht.
    Ein Schrei.
    Hannah fiel gegen eine Wand aus Gaffern.
    Die Musik ging weiter, auch das Stampfen und Klatschen.
    Sie schaute nach oben. Robbie hatte sich auf den Mann gestürzt. Schlug mit der Faust zu. Wieder und wieder.
    Panik. Hitze. Angst.
    »Robbie!«, schrie sie. »Robbie, hör auf!«
    Sie raffte sich auf, kämpfte sich durch die Menge.
    Die Musiker hatten aufgehört zu spielen, und die Leute bildeten einen Kreis um die beiden raufenden Männer. Irgendwie gelang es ihr, bis zu den beiden vorzudringen. Sie packte Robbie am Hemd. »Robbie!«
    Er riss sich von ihr los. Drehte sich kurz zu ihr um. Die Augen ausdruckslos, blind für ihren Blick. Blind für sie.
    Der Mann schlug Robbie die Faust ins Gesicht. War plötzlich über ihm.
    Blut.
    Hannah schrie. »Nein! Lassen Sie ihn! Bitte, lassen Sie ihn los.« Sie weinte. »Warum hilft denn keiner?«
    Sie konnte später nicht mehr sagen, wie es aufgehört hatte. Erfuhr nie den Namen des Mannes, der ihr zu Hilfe eilte, der Robbie auf die Beine half. Der den Mann mit dem roten Schnurrbart wegzerrte und Robbie an eine Hauswand lehnte. Der erst Wasser, dann Whisky holte und ihr riet, ihren Kerl mit nach Hause zu nehmen und schleunigst ins Bett zu stecken.
    Wer auch immer dieser Mann war, er war nicht verwundert. Lachte nur und meinte, es sei kein richtiges Fest, wenn es keine ordentliche Prügelei gebe. Dann fügte er achselzuckend hinzu, Red Wycliffe sei eigentlich
kein schlechter Kerl – er sei halt im Krieg gewesen und seitdem einfach nicht mehr derselbe. Schließlich schickte er sie mit einem Schulterklopfen fort. Robbie auf Hannah gestützt.
    Kaum jemand beachtete sie, als sie die Straße hinuntergingen und das ausgelassene Treiben hinter sich ließen.
    Im Boot angekommen, wusch sie ihm das Gesicht. Er saß auf einem niedrigen Hocker, sie kniete vor ihm. Er hatte auf dem Weg

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