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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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kaum etwas gesprochen, und sie hatte ihn nicht fragen wollen. Was in ihn gefahren war, warum er auf den Mann losgegangen war, wo er gewesen war. Sie ahnte, dass er sich dieselben Fragen stellte, und sie vermutete richtig.
    »Was hätte passieren können?«, murmelte er schließlich. »Was hätte passieren können?«
    »Schsch«, sagte sie, während sie ihm ein feuchtes Tuch an die Schläfe drückte. »Es ist vorbei.«
    Robbie schüttelte den Kopf. Schloss die Augen. Unter seinen dünnen Lidern zuckten seine Gedanken. Hannah konnte ihn kaum verstehen, als er flüsterte: »Ich hätte ihn umgebracht. So wahr mir Gott helfe, ich hätte ihn umgebracht.«
     
    Sie gingen nie wieder zusammen aus. Nicht nach diesem Erlebnis. Hannah gab sich die Schuld daran, machte sich Vorwürfe, dass sie gegen seinen Willen durchgesetzt hatte, auf das Straßenfest zu gehen. Die Lichter, der Lärm, die Menschenmenge. Sie hatte doch über das Kriegstrauma gelesen: Sie hätte es besser wissen müssen. Sie nahm sich vor, sich in Zukunft besser um ihn zu kümmern. Daran zu denken, dass er Schlimmes durchgemacht hatte. Sanft mit ihm umzugehen. Und den Vorfall nie wieder zu erwähnen. Es war vorbei. Es würde nicht wieder passieren. Dafür würde sie sorgen.

    Etwa eine Woche später lagen sie im Bett, spielten ihr Spiel, stellten sich vor, sie würden in einem winzigen, abgelegenen Dorf im Himalaya wohnen, als Robbie sich unvermittelt aufsetzte und sagte: »Ich hab dieses Spiel satt.«
    Hannah stützte sich auf einen Ellbogen. »Was wäre dir denn lieber?«
    »Ich möchte, dass es Wirklichkeit wird.«
    »Ich auch«, sagte Hannah. »Stell dir bloß vor …«
    »Nein«, fiel Robbie ihr ins Wort. »Warum können wir es nicht Wirklichkeit werden lassen?«
    »Liebling«, sagte Hannah, während sie mit den Fingerspitzen die Narbe in seinem Gesicht berührte. »Vielleicht hast du das ja vergessen, aber ich bin bereits verheiratet. « Sie bemühte sich, es leichthin zu sagen. Wollte ihn zum Lachen bringen. Doch es funktionierte nicht.
    »Es gibt Leute, die sich scheiden lassen.«
    Sie fragte sich, was für Leute das wohl sein mochten. »Ja, aber …«
    »Wir könnten mit dem Boot fortsegeln, irgendwohin, wo uns niemand kennt. Möchtest du das nicht?«
    »Du weißt, dass ich das möchte«, erwiderte Hannah.
    »Nach den neuen Gesetzen brauchst du deinem Mann nur Ehebruch nachzuweisen.«
    Hannah nickte. »Aber Teddy betrügt mich nicht.«
    »Bestimmt hat er dich schon mal betrogen«, sagte Robbie. »In all den Jahren, wo wir …«
    »So ist er nicht«, sagte Hannah. »Er war noch nie besonders leidenschaftlich.« Hannah fuhr ihm mit einer Fingerspitze über die Lippen. »Nicht mal, als wir frisch verheiratet waren. Erst nachdem ich dich kennengelernt habe, habe ich begriffen …« Sie unterbrach sich, küsste ihn. »Habe ich begriffen.«
    »Er ist ein Trottel«, sagte Robbie. Er sah sie durchdringend an, während er seine Hand zärtlich von ihrer
Schulter über ihren Arm bis zu ihrem Handgelenk gleiten ließ. »Verlass ihn.«
    »Wie bitte?«
    »Zieh nicht mit ihm nach Riverton«, sagte er. Er setzte sich vor sie, nahm ihre Hände. Gott, er war so schön. »Brenn mit mir durch.«
    »Das meinst du doch nicht ernst«, sagte sie unsicher. »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
    »Ich habe noch nie etwas so ernst gemeint.«
    »Einfach verschwinden?«
    »Einfach verschwinden.«
    Eine Weile schwieg sie nachdenklich.
    »Das kann ich nicht«, sagte sie schließlich. »Und das weißt du.«
    »Warum nicht?« Unwirsch ließ er ihre Hände los, stand auf und zündete sich eine Zigarette an.
    »Es gibt eine Menge Gründe …« Sie überlegte. »Emmeline …«
    »Scheiß auf Emmeline.«
    Hannah zuckte zusammen. »Sie braucht mich.«
    »Ich brauche dich auch.«
    Das stimmte. Sie wusste, dass er sie brauchte. Und das zu wissen war zugleich Furcht einflößend und berauschend.
    »Sie wird auch ohne dich zurechtkommen«, sagte Robbie. »Sie ist zäher, als du denkst.«
    Er saß inzwischen am Tisch und rauchte. Er wirkte magerer als noch vor Kurzem. Er hatte abgenommen. Sie fragte sich, warum ihr das nicht eher aufgefallen war.
    »Teddy würde mich zurückholen«, sagte sie. »Seine Familie würde mich zurückholen.«
    »Das würde ich nicht zulassen.«
    »Du kennst sie nicht. Sie würden den Skandal nicht ertragen.«

    »Wir würden irgendwo hingehen, wo sie dich nicht finden würden. Die Welt ist groß.«
    Er wirkte so zerbrechlich, wie er da saß. So allein. Sie war alles,

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