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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Robbie mit rot geränderten Augen an. »Ich bin Ihnen so dankbar.«
    »Wir sind alle dankbar«, sagte Hannah, ohne ihren Blick von Emmeline abzuwenden.
    David nickte. »Verdammt eindrucksvoll, Hunter. Du solltest Arzt werden.«
    »O nein«, erwiderte Robbie hastig. »Ich kann kein Blut sehen.«
    David betrachtete die rot gefärbten Stoffstücke auf dem Boden. »Das hast du dir aber eben nicht anmerken lassen.« Er streichelte Emmeline übers Haar. »Zum Glück bist du nicht wie deine Cousins, Emmeline. Da hast du dich wirklich ziemlich schlimm geschnitten.«
    Aber falls Emmeline die Bemerkung mitbekommen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie starrte Robbie auf die gleiche Weise an, wie Mr Dudley zuvor den Baum angesehen hatte. Der Rauschgoldengel lag vergessen zu ihren Füßen: das Gesicht ausdruckslos, die Flügel zerbrochen, der goldene Rock blutbefleckt.

The Times
    25. Februar 1916
     
     
     
     
    Flugzeug soll Zeppeline bekämpfen
    Mr Hartfords Vorschlag
    (eigener Bericht)
    Ipswich, 24. Februar
     
     
     
    Mr Frederick Hartford, der morgen vor dem Parlament eine wichtige Rede über die Luftverteidigung Englands halten wird, hat sich heute in Ipswich, wo er seine Automobilfabrik betreibt, zu dem Thema im Allgemeinen geäußert.
    Mr Hartford, Bruder von Major Jonathan Hartford V. C. und Sohn von Lord Herbert Hartford of Ashbury, ist der Meinung, dass Zeppelinangriffe mithilfe von leichten und schnellen einsitzigen Flugzeugen des Anfang des Monats von Mr Louis Blériot im Petit Journal vorgeschlagenen Typs abgewehrt werden können.
    Mr Hartford erklärte, er betrachte es nicht als sinnvoll, Zeppeline zu bauen, die er für schwerfällig und leicht verwundbar hält, und die aufgrund dessen nur nachts zum Einsatz kommen können. Falls das Parlament dem Plan zustimmt, hat Mr Hartford vor, seine Automobilproduktion vorübergehend zugunsten der Produktion von Leichtflugzeugen einzustellen.
    Auch der Bankier Mr Simion Luxton, der ein ebenso großes Interesse an der Luftverteidigung hat, wird vor dem Parlament sprechen. Im Lauf des vergangenen Jahres hat Mr Luxton zwei kleinere britische Automobilwerke finanziert sowie kürzlich eine Flugzeugfabrik in der Nähe von Cambridge. Diese Fabriken
haben bereits mit der Produktion von Kriegsflugzeugen begonnen.
    Mr Hartford und Mr Luxton repräsentieren das alte und das neue Gesicht Großbritanniens. Die Geschichte der Familie Ashbury lässt sich zurückverfolgen bis zur Zeit König Heinrich VII, und Mr Luxton, Enkel eines Bergmanns aus Yorkshire, hat bereits als junger Mann eine Bank gegründet, mit der er große Erfolge verzeichnen konnte. Er ist verheiratet mit Mrs Estrella Luxton, der Erbin des Pharmazie-Unternehmens Stevenson.

Bis wir uns wiedersehen
    I n jener Nacht war es so kalt, dass Nancy und ich uns in unserem Bett oben unterm Dach eng aneinanderkuschelten. Die Wintersonne war längst untergegangen, draußen rüttelte der Wind wütend an den Dachtürmchen und heulte durch die Mauerritzen.
    »Die Leute sagen, wir bekommen Schnee, noch bevor das Jahr zu Ende ist«, flüsterte Nancy, während sie sich die Decke bis unters Kinn zog. »Und ich glaube ihnen.«
    »Der Wind hört sich an, als würde ein Baby weinen«, sagte ich.
    »Nein«, entgegnete Nancy. »Er klingt wie alles Mögliche, aber nicht wie ein weinendes Baby.«
    Und in jener Nacht erzählte sie mir die Geschichte von den Kindern des Majors, von Jemimas Kindern. Von den beiden kleinen Jungen, deren Blut nicht gerinnen wollte, die nacheinander gestorben waren und nun nebeneinander in der kalten Erde des Friedhofs von Riverton lagen.
    Der erste, Timmy, war vom Pferd gefallen, als der Major mit ihm ausgeritten war.
    Vier Tage und Nächte hatte er noch gelebt, so Nancy, bis das Weinen ein Ende hatte und die kleine Seele ihre Ruhe fand. Er war kreideweiß, als er starb, weil alles Blut sich in seiner geschwollenen Schulter gesammelt hatte und herausdrängte. Ich dachte an das hübsche Buch
mit den Kinderreimen, das Timothy Hartford gewidmet war.
    »Sein Weinen war kaum zu ertragen«, sagte Nancy und bewegte ihren Fuß, sodass kalte Luft unter die Decke gekrochen kam. »Aber im Vergleich zu ihrem war es gar nichts.«
    »Wessen?«
    »Das von seiner Mutter. Von Jemima. Sie hat angefangen zu weinen, als sie ihn weggetragen haben, und erst nach einer Woche hat sie wieder aufgehört. Wenn du das gehört hättest. So viel Trauer, da man hätte graue Haare kriegen können. Sie hat nichts mehr gegessen und nichts mehr

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