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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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meiner Geburt gestorben. « Sie seufzte. »Und jetzt ziehen Sie in den Krieg, um Ihrem grausamen Vater zu entkommen. Das ist ja wie in einem Roman.«
    »Ein Melodram«, sagte Hannah.
    »Eine Romanze«, rief Emmeline. Sie wickelte ein
Päckchen auf, und mehrere handgezogene Kerzen fielen in ihren Schoß, die nach Zimt und Fichtennadeln dufteten. »Großmama sagt, es ist die Pflicht jedes Mannes, in den Krieg zu ziehen. Sie sagt, die, die zu Hause bleiben, sind alles Drückeberger.«
    Oben auf der Galerie zuckte ich zusammen und schaute zu Alfred hinüber. Als er meinen Blick bemerkte, wandte ich mich hastig wieder ab. Seine Wangen glühten, und in seinen Augen lag Schuldbewusstsein. Genauso wie an dem Tag im Dorf. Er stand abrupt auf und sein Staubtuch fiel zu Boden, aber als ich es aufhob und ihm reichte, schüttelte er den Kopf, wich meinem Blick aus und murmelte vor sich hin, Mr Hamilton wundere sich sicherlich schon, wo er steckte. Hilflos schaute ich ihm nach, als er die Treppe hinunterlief und von den Hartford-Kindern unbemerkt aus der Bibliothek schlüpfte. Dann verfluchte ich meinen Mangel an Selbstbeherrschung.
    Emmeline wandte sich vom Baum ab und schaute Hannah an. »Großmama ist enttäuscht von Papa. Sie findet, er macht es sich zu leicht.«
    »Sie hat nicht den geringsten Grund, enttäuscht zu sein«, sagte Hannah aufgebracht. »Und Papa macht es sich überhaupt nicht leicht. Er würde sofort nach Frankreich gehen, wenn er könnte.«
    Schweigen breitete sich im Raum aus. Mein Atem ging schneller; ich war voller Mitgefühl für Hannah.
    »Sei mir nicht böse«, sagte Emmeline schmollend. »Großmama hat das gesagt, nicht ich.«
    »Die alte Hexe«, sagte Hannah wütend. »Papa tut für den Krieg, was er kann. Mehr kann man von niemandem erwarten.«
    »Hannah würde am liebsten mit uns an die Front ziehen«, sagte David zu Robbie. »Sie und Pa wollen einfach
nicht begreifen, dass der Krieg nichts ist für Frauen und kurzatmige alte Männer.«
    »Das ist kompletter Unsinn, David«, sagte Hannah.
    »Was?«, fragte er. »Dass der Krieg nichts ist für Frauen und alte Männer, oder dass du mit in die Schlacht ziehen willst?«
    »Du weißt ganz genau, dass ich mich ebenso nützlich machen könnte wie du. Du hast selbst oft genug gesagt, dass ich schon immer gut darin war, Strategien zu entwickeln …«
    »Wir sprechen hier von der Realität«, fiel David ihr ins Wort. »Das ist Krieg – mit echten Gewehren und echten Kugeln und echten Feinden. Das ist kein Kinderspiel.«
    Ich holte tief Luft; Hannah starrte David an, als hätte er sie geohrfeigt.
    »Du kannst nicht dein Leben lang in einer Fantasiewelt leben«, fuhr David fort. »Du kannst nicht ewig irgendwelche Abenteuer erfinden, über Dinge schreiben, die nie passiert sind, und eine imaginäre Figur darstellen …«
    »David!«, schrie Emmeline. Sie schaute erst Robbie, dann wieder David an. Ihre Unterlippe zitterte, als sie sagte: »Regel Nummer eins: Das SPIEL ist geheim.«
    David sah Emmeline an. »Du hast recht«, sagte er versöhnlich. »Tut mir leid, Kleines.«
    »Es ist geheim«, flüsterte sie. »Das ist wichtig.«
    »Natürlich«, sagte David. Er zauste Emmelines Haar. »Komm, reg dich nicht auf.« Er beugte sich vor und lugte in die Schachtel mit dem Christbaumschmuck. »Ah«, rief er. »Sieh mal, was ich gefunden hab! Das ist Mabel!« Er hielt einen Rauschgoldengel mit Flügeln aus Glasfäden, einem goldenen Faltenrock und einem andächtigen wächsernen Gesicht in die Höhe. »Das ist doch dein Lieblingsengel, nicht wahr? Soll ich ihn auf die Spitze stecken?«

    »Darf ich das diesmal machen?«, fragte Emmeline, während sie sich über die Augen fuhr. Sie mochte vielleicht aufgebracht sein, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich eine gute Gelegenheit entgehen ließ.
    David wandte sich an Hannah und tat, als würde er ihre Handfläche betrachten. »Was meinst du, Hannah? Irgendwelche Einwände?«
    Hannah sah ihn unterkühlt an.
    »Bitte!«, rief Emmeline. Sie sprang auf, und der ganze Papierstapel flog durcheinander. »Ihr beide steckt ihn jedes Mal auf den Baum, und ich durfte das noch nie machen! Aber ich bin kein Baby mehr!«
    David setzte eine theatralische Miene auf, als müsste er schwer nachdenken. »Wie alt bist du?«
    »Elf«, sagte Emmeline.
    »Elf …«, wiederholte David. »Praktisch zwölf.«
    Emmeline nickte eifrig.
    »Also gut«, sagte er schließlich. Er sah Robbie an und lächelte. »Hilfst du mir?«
    Die beiden trugen

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