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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Nancy, während sie sich ihr Halstuch umband. »Sie haben sich sehr nahegestanden, Lord Ashbury und der Major. «
    »Der Major!« Mrs. Townsends Augen liefen schon wieder über, und ihre Unterlippe zitterte. »Der gute Junge. Dass er so sterben musste. Auf einem gottverlassenen schlammigen Acker in Frankreich.«
    »An der Somme«, sagte ich, um das runde Wort auszuprobieren, seinen Klang, der an ein böses Omen erinnerte. Ich dachte an Alfreds letzten Brief, an das dünne, schmuddelige Papier, das nach Fremde roch. Er war vor einer Woche in Frankreich aufgegeben worden, und ich hatte ihn vor zwei Tagen erhalten. Auf den ersten Blick hatte der Brief recht unbeschwert gewirkt, aber etwas zwischen den Zeilen hatte mich beunruhigt. »Ist Alfred dort, Mr Hamilton? Ist Alfred an der Somme?«
    »Das nehme ich an, meine Liebe. Nach allem, was ich im Dorf gehört habe, würde ich sagen, dass die Saffron Lads dorthin geschickt wurden.«
    Katie, die gerade mit dem Zitronentee kam, riss die Augen auf. »Mr. Hamilton, was ist, wenn Alfred …«

    »Katie!«, rief Nancy tadelnd mit einem Blick in meine Richtung, während Mrs Townsend sich die Hand vor den Mund schlug. »Pass auf, wo du das Tablett hinstellst und halt gefälligst den Mund!«
    Mr Hamilton schürzte die Lippen. »Macht euch mal keine Sorgen um Alfred, Mädchen. Er ist mutig und in guten Händen. Und die Offiziere tun ihr Bestes. Die würden Alfred und seine Kameraden nicht in eine Schlacht schicken, wenn sie nicht darauf vertrauten, dass sie Manns genug sind, König und Vaterland zu verteidigen.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass er nicht erschossen werden kann«, entgegnete Katie schmollend. »Der Major ist auch erschossen worden, und er ist ein Held.«
    »Katie!« Mr Hamiltons Gesicht wurde so rot wie Rhabarberkompott, und Mrs Townsend bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. »Ein bisschen Respekt, wenn ich bitten darf.« In einem scharfen Flüsterton fügte er hinzu: »Nach allem, was die Familie in den letzten Wochen durchgemacht hat.« Kopfschüttelnd rückte er seine Brille zurecht. »Ich kann dich nicht mehr sehen, Mädel. Mach, dass du in die Spülküche kommst und …« Er sah sich Hilfe suchend nach Mrs Townsend um.
    Mrs Townsend hob ihr vom Schluchzen verquollenes Gesicht. »Ich möchte, dass du sämtliche Töpfe und Pfannen schrubbst, und zwar auch die, die draußen für den Kesselflicker bereitstehen.«
    Betretenes Schweigen breitete sich aus, als Katie sich in die Spülküche verzog. Was musste sie auch vom Sterben reden. Alfred würde schon auf sich aufpassen. Das versprach er jedenfalls immer wieder in seinen Briefen, und er ermahnte mich jedes Mal, mich nicht zu sehr daran zu gewöhnen, seine Arbeiten zu verrichten, weil er schon bald wieder zurückkommen und sie wieder selbst übernehmen würde. Er bat mich, ihm seine Stelle warmzuhalten.
Dann fiel mir noch etwas anderes ein, was Alfred geschrieben hatte. Etwas, das mich um alle unsere Stellen bangen ließ.
    »Mr Hamilton«, sagte ich leise. »Ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber welche Folgen wird das alles für uns haben? Wer wird das Familienoberhaupt werden, jetzt, wo Lord Ashbury …?«
    »Doch sicherlich Mr Frederick«, meinte Nancy. »Er ist jetzt Lord Ashburys einziger Sohn.«
    »Nein«, sagte Mrs Townsend, während sie Mr Hamilton anschaute. »Der Sohn des Majors wird das Familienoberhaupt sein, nicht wahr? Sobald er geboren ist. Er ist der nächste Anwärter auf den Titel.«
    »Ich würde sagen, es kommt ganz darauf an«, erwiderte Mr Hamilton ernst.
    »Worauf?«, wollte Nancy wissen.
    Mr Hamilton sah uns alle einen nach dem anderen an. »Darauf, ob Jemima einen Sohn oder eine Tochter zur Welt bringt.«
    Allein, dass Jemimas Name erwähnt wurde, reichte aus, um Mrs Townsend erneut in Tränen ausbrechen zu lassen. »Die arme Frau«, schluchzte sie. »Ausgerechnet jetzt ihren Mann zu verlieren, wo sie das Kind bekommt. Es ist einfach nicht gerecht.«
    »Ich schätze, im Moment gibt es eine Menge Frauen in England, die ihr Schicksal teilen«, bemerkte Nancy kopfschüttelnd.
    »Aber es ist nicht dasselbe, oder?«, fragte Mrs Townsend. »Es ist nicht dasselbe, wie wenn es jemanden trifft, der einem nahesteht.«
    Die dritte Glocke an dem Wandbrett neben der Treppe klingelte, und Mrs Townsend zuckte zusammen. »Meine Güte«, stieß sie hervor und schlug sich an ihren ausladenden Busen.

    »Haustür.« Mr Hamilton erhob sich und schob seinen Stuhl ordentlich unter den Tisch. »Das

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