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Geheime Tochter

Geheime Tochter

Titel: Geheime Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shilpi Somaya Gowda
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Ich mache Popcorn.«
    »Cool.« Asha räumt den Tisch ab. »Ich hole das Puzzle. Dielenschrank?«
    »Ja.« Somer nimmt die Popcornmaschine vom obersten Regal. »Hoffentlich funktioniert das Ding noch«, sagt sie und freut sich über so etwas alt Vertrautes wie einen Puzzleabend, wie sie ihn vor Ashas Auszug regelmäßig veranstaltet haben.
    Somer schüttet die Körner in die Maschine.
    Asha kommt mit einer Schachtel wieder, auf der bunte venezianische Gondeln abgebildet sind, die auf den Kanälen dümpeln. »Und was hältst du von dem Vorschlag, Dad? Ich meine, die Stammzellenforschung zu finanzieren?«
    »Ich denke, drei Milliarden Dollar für die Forschung in Kalifornien wären fantastisch. Diese Stammzellenstudien gehören zu den vielversprechendsten, die ich in der Neurowissenschaft gesehen habe.«
    »Du solltest einen Leitartikel darüber für die Zeitung schreiben, Dad«, sagt Asha auf dem Weg durch die Küche. »Ich wette, die Wähler würden gern mal was von einem Neurochirurgen hören. Ich könnte dir dabei helfen.«
    Er schüttelt den Kopf, während er Puzzleteilchen sortiert. »Nein, danke. Ich bleibe bei der Medizin.«

    Das Schnellfeuergeknatter der aufplatzenden Körner lässt nach, und Somer schüttet fluffiges weißes Popcorn in eine Schüssel. »Salz und Butter?«
    Asha steckt sich ein Stück Popcorn in den Mund. »Gut, aber eine Kleinigkeit fehlt noch.« Asha nimmt ihr die Popcornschüssel aus der Hand. »Fangt ihr zwei schon mal an.« Somer setzt sich neben Krishnan, verwundert, dass es noch immer so viel leichter für ihn ist und dass Asha ständig Gemeinsamkeiten mit ihm sucht. Somer erinnert sich gern daran, wie es war, wenn sie selbst früher mit ihrem Vater Karten oder Scrabble spielte. Jetzt fragt sie sich zum ersten Mal, wie sich ihre Mutter wohl gefühlt haben mag, wenn sie ihn so offensichtlich bevorzugte.
    Asha dreht das Gewürzkarussell. »Ich mixe hier was zusammen, was meine Freundinnen und ich uns ausgedacht haben.« Sie geht zu ihnen und hält Kris die Schüssel hin. »Probier mal.«
    Er blickt konzentriert auf etliche Teile einer blauen Gondel und greift in die Schüssel, ohne hinzusehen. »Mmm. Sehr lecker«, sagt er.
    Somer nimmt ein Stück und stutzt, als sie die leuchtend rote Farbe sieht. »Oh«, sagt sie und steckt es sich in den Mund. »Was hast du denn -?« Plötzlich bleibt ihr von den scharfen Gewürzen die Luft weg. Somer greift nach dem erstbesten Glas Wasser, bekommt aber vor lauter Husten keinen Schluck herunter. Ihr brennt der Mund, und die Augen tränen.
    »Scharf, aber gut, oder? Roter Chili, Knoblauch, Salz und Zucker. Und normalerweise Kurkumapulver, aber das habe ich nicht gefunden.« Asha setzt sich an den Tisch, die Schüssel zwischen ihr und Kris.
    »Also, ich habe Neuigkeiten.« Somer blickt auf, und Asha spricht weiter. »Ihr habt doch von der Watson-Stiftunggehört? Die verteilt Studienstipendien für einjährige Auslandsaufenthalte. Ich habe mich für ein Projekt über Kinderarmut beworben. In Indien.« Ashas Augen huschen zwischen den Eltern hin und her.
    Somer versucht, Ashas Worte zu verstehen, weiß nicht, was sie sagen soll.
    »Ich habe das Stipendium bekommen.« Plötzlich strahlt Asha übers ganze Gesicht. »Ich hab’s bekommen. Nächstes Jahr fahre ich.«
    »Du machst … was?« Somer schüttelt den Kopf.
    »Ich kann’s selbst noch kaum glauben. Das Komitee fand meine Idee gut, bei einer größeren indischen Zeitung zu arbeiten, um einen Sonderbericht zu veröffentlichen und –«
    »Und das erzählst du uns erst jetzt?«, sagt Somer.
    »Na ja, ich wollte nichts sagen, solange ich das Stipendium nicht in der Tasche hatte, weil die Auswahlkriterien ganz schön streng sind.«
    »Wo in Indien?«, fragt Krishnan, ohne Somers Schock zu bemerken.
    »Mumbai.« Asha lächelt ihn an. »Dann kann ich bei deiner Familie wohnen. Ich will über Kinder schreiben, die in städtischer Armut aufwachsen. Ihr wisst schon, in den Slums, so was eben.« Dann greift sie nach Somers Hand, die noch immer ein Puzzleteil umklammert. »Mom, ich habe nicht vor, das Studium zu schmeißen. Wenn ich zurück bin, mache ich meinen Abschluss. Ist ja nur für ein Jahr.«
    »Du … hast das alles schon angeleiert? Alles geplant?«, fragt Somer.
    »Ich dachte, ihr wärt stolz.« Asha zieht ihre Hand zurück. »Ein Watson-Stipendium ist wirklich eine tolle Anerkennung. Ich habe das alles allein durchgezogen, ichwill auch kein Geld von euch. Freut ihr euch denn nicht für mich?«,

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