Geheime Versuchung
frühen Abschluss der Arbeiten in Sektion 4B.« Sie klopfte ihm liebevoll auf die Schulter. »Willst du mitkommen?«
Nichts lieber als das. »Nein, aber viel Spaß. Shamus und ich wollen Billard spielen.« Er durfte nicht ihr ganzes Leben überwachen, nur weil es ihn wahnsinnig machte, wenn er nicht wusste, dass sie hundertprozentig in Sicherheit war. »Ich schau noch vorbei und sage dir gute Nacht, wenn wir rechtzeitig zurück sind.«
Dunkle, aufmerksame Augen. »Ich hab es nicht vergessen.«
Natürlich nicht. Aber das Kreuz musste er allein tragen. »Kein Grund zur Sorge.«
Der Abend war die reinste Folter. Auf der Rückfahrt von der Bar steckten Shamus und er in einem Stau fest, weil gegen irgendetwas protestiert wurde, und sie kamen erst nach elf in der Höhle an. Er wusste zwar, dass es viel zu spät war, um Grace noch zu wecken, aber er ging dennoch zu ihr in der Hoffnung, unter der Tür einen Lichtschimmer zu sehen. Doch sie schlief schon … oder war noch nicht zurück. Und er konnte niemanden danach fragen, ohne zu viel preiszugeben, deshalb wartete er bis zum Morgengrauen und holte sie dann zum Frühstück ab.
Er hielt sie sehr lange im Arm, sicher merkte sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Wieder wehrte er ihre Fragen ab – dass es nicht ewig so weitergehen konnte, war ihm bewusst, doch an diesem Tag wollte er sich nur der Freude seiner Liebeswerbung widmen. Denn sie war sein Licht in der Dunkelheit – sein Wolf stolzierte voller Begeisterung in der Höhle herum, und es war ihm egal, ob man ihn mit seiner Verliebtheit aufzog.
»Wie man hört, wickelt sie dich um den kleinen Finger«, sagte der Leitwolf zwei Tage später, die blassblauen Husky-Augen blinzelten vergnügt. »Es werden schon Wetten abgeschlossen, was du als Nächstes tust. Einen Geiger anheuern vielleicht.«
»Das Rudel hat einfach zu wenig um die Ohren«, murrte Cooper, doch trotz seines Schlafdefizits war er zu gut gelaunt, um sauer zu werden. Denn Grace ließ sich von ihm jagen – und seinem Wolf gefiel die Herausforderung.
Er grinste, als er an die Überraschung dachte, die er für sie in ihrem Büro hinterlassen hatte.
Grace musste sehr gegen die aufsteigende Hitze ankämpfen, als sie den schwarzen Karton mit der pinkfarbenen Schleife auf dem Schreibtisch entdeckte. Der Karton war nicht der Grund, wohl aber das kleine Signet auf der linken Ecke, das von einem exklusiven Dessousladen stammte.
Vivienne pfiff durch die Zähne. »Nun fährt er aber schweres Geschütz auf.«
Grace hatte schon davon gehört, dass Wölfe während des Paarungstanzes recht exhibitionistisch sein konnten, aber Cooper musste doch wissen, dass sie eher schüchtern in diesen Dingen war. »Ich bringe ihn um«, sagte sie leise und wich den Blicken aus, die ihr Chef und Paul ihr zuwarfen, die auch noch lange Hälse machten, als sie zum dritten Mal an ihrem Büro vorbeigingen.
»Warte erst einmal ab, was drin ist.«
»Ich werde den Karton sicher nicht hier öffnen.«
»Komm schon.« Vivienne schlug den Männern die Tür vor der Nase zu. »Siehst du? Jetzt sind wir ganz unter uns.«
Es klopfte.
Vivienne verzog das Gesicht und öffnete die Tür einen Spalt. Emma steckte den Kopf herein. Die Spitzen des Pagenschnitts wippten. »Ich hab noch Zeit vor dem Unterricht, und ich habe gehört …« Ihre Augen leuchteten auf, als sie den Karton entdeckte. Sie kam herein, schloss die Tür und schob zur Sicherheit den Riegel vor. »Mein Gott, er hat es tatsächlich getan. Selbst mein Kerl war nicht so schamlos.«
Grace’ Magen hüpfte. Mein Kerl. Hörte sich nett an. Es würde ihr gefallen, Cooper ihren Kerl zu nennen. Nachdem sie ihn umgebracht hatte. »Er hätte es mir auf mein Zimmer schicken können.«
»Ich bitte dich, das ist doch nicht dein Ernst.« Vivienne schnaubte. »Die Dessous sind für dich, doch die Nachricht gilt allen. Hände weg von meiner sexy Grace. Die gehört miiiiir. Knurr und schnapp und noch mal knurr.«
Grace sah sie böse an, und Emma kicherte … doch als Vivienne sich dann auf die Brust schlug und die Zähne fletschte, war es mit der Beherrschung aller vorbei. Minuten später wischte Grace sich die Tränen aus den Augen und gab nach, zog das Band auf. »Wenn ihr nur ein Wort über den Inhalt fallen lasst, stelle ich das Licht in euren Zimmern eine Woche lang auf Mittagssonne.«
»Gebongt.«
Emma zögerte. »Kann ich es wenigstens Shamus erzählen? Bitte.« Sie legte die Hände aneinander. »Das könnte ihn auf Ideen
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