Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
dieses Krieges, der seit sechs Jahren fast unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit geführt wird, ist weiter das von AFRICOM kommandierte Camp Lemonnier in Dschibuti. Weil AFRICOM dem Reporter Craig Whitlock nicht erlaubte, Camp Lemonnier zu besuchen, flog er ohne Anmeldung nach Dschibuti. Die 500 Hektar große Anlage wird durch Stacheldraht abgeschirmt. Von außen kann man Satellitenschüsseln erkennen. Whitlock meldete sich am Tor des riesigen Flugplatzes mit Kasernenanschluss. Doch auch der Camp-Kommandeur weigerte sich, den Journalisten hereinzulassen.
Von der wichtigsten Militärbasis der USA in Afrika starten und landen 16 Mal am Tag Drohnen. Craig Whitlock berichtet von 1660 Starts und Landungen von Flugzeugen und unbemannten Flugobjekten auf den Rollfeldern der Basis allein im Juli 2012 . Hier werden Attacken auf Somalia und den Jemen vorbereitet und gestartet.
Einst war das Camp ein Fort der französischen Fremdenlegion, seit 2001 ist es zur größten Drohnenbasis außerhalb Afghanistans aufgestiegen, schreibt Whitlock. Auf der riesigen Anlage dienen 3200 Soldaten sowie private Söldner und Zivilmitarbeiter. Eine kleine Einheit von 87 Personen hat eine besondere Aufgabe: sie betreibt und wartet die Killer-Drohnen. Ihr Name: « 60 th Expeditionary Reconnaissance Squadron» (« 60 . Expeditions- und Aufklärungsgeschwader»). AFRICOM -intern nennt sich das Schwadron «East Africa Air Pirates». Die Luftpiraten.
Ihr Logo besteht aus einem Totenkopf, der über zwei Predator-Killerdrohnen schwebt. Seit spätestens Anfang 2011 sind im Camp acht dieser tödlichen Drohnen stationiert. Die Basis im Camp Lemonnier in Dschibuti ist das Zentrum der gezielten amerikanischen Tötungen aus der Luft in Afrika.
Auch ein Geschwader von F- 15 E «Strike Eagle»-Kampfjet-Piloten sitzt auf der Basis, weiter die AFRICOM unterstellte Combined Joint Task Force – Horn of Africa: die Gemeinsame Kampfgruppe «Horn von Afrika» ( CJTF - HOA ). Die Einheit wurde im Jahr nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York gegründet. Aufgabe der CJTF , in der Spezialisten aus allen Abteilungen des amerikanischen Militärs zusammenarbeiten, ist die Bekämpfung des internationalen Terrorismus.
Jedes Jahr überweist die US -Regierung dem Land Dschibuti 38 Millionen US -Dollar als Miete für Camp Lemonnier, kein anderes Land Afrikas erhält zudem so viel Militär- und Aufbauhilfe von den USA wie dieser Mini-Staat. Für 1 , 4 Milliarden Dollar sollen die Kaserne und der Flughafen noch weiter ausgebaut werden. Die bisher 320 Spezialkräfte-Soldaten im Camp könnten bald auf 1000 aufgestockt werden. Seit über zehn Jahren sollen diese Elite-Soldaten bereits Drohneneinsätze von Dschibuti aus fliegen. Auch Killereinsätze gehören zum geheimen Repertoire dieser Spezialeinheit – wie zum Beispiel die gezielte Tötung von Ali Saleh Nabhan, dem mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen, den JSOC -Soldaten in Somalia töteten.
Von Camp Lemonnier ging auch eine Attacke aus, die später Geschichte schreiben sollte. Am 30 . September 2011 wurde eine Reaper-Drohne aus Dschibuti auf den Weg nach Jemen gelenkt. Die Drohne begleitete einen Angriff von zwei weiteren Killer-Drohnen, die von einer anderen, geheimen Basis in Saudi-Arabien kamen. Das Opfer lebte in der al-Jawf-Provinz im Norden Jemens. Nachdem die Zielperson ihr Frühstück beendet hatte und in ein Auto gestiegen war, feuerten die Drohnen Raketen auf ihren Fahrzeug-Konvoi. Dabei starb Anwar al-Awlaki, ein Imam und der damals angeblich zweitwichtigste Mann von al-Qaida.
Der US -Bürger Awlaki war als «Bin Laden des Internets» bekannt geworden, weil er YouTube- und Facebook-Kanäle sowie das Web-Magazin
Inspire
für die al-Qaida-Propaganda genutzt haben soll. Er war der erste Amerikaner auf einer «Kill-List» der US -Regierung. Sein Tod führte zu einer großen Debatte in den USA über den Einsatz von Kampfdrohnen auch gegen Amerikaner. Bis zu seiner Ermordung hatte al-Awlaki mit einer Klage gegen die Obama-Regierung und den CIA -Direktor versucht, sich und seinen Sohn von der Todesliste nehmen zu lassen. Vergeblich.
Zwei Wochen nach Awlakis Tod wurde auch sein Sohn Abdulrahman durch einen Drohnenangriff auf die Terrasse eines Restaurants im Jemen getötet. Sein Körper wurde dabei in Stücke gerissen. Er war erst 16 Jahre alt, hatte ein offenes Goofy-Lächeln, Wuschelkopf, noch weiche, kindliche Gesichtszüge. Auch er war amerikanischer Staatsbürger. Sein
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