Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
einziges Verbrechen war, dass er der Sohn seines Vaters gewesen ist. Abdulrahmans Gesicht wurde zum Symbol, seine Hinrichtung führte zu internationalen Protesten gegen den Drohnenkrieg der Regierung Obama.
Craig Whitlock schreibt, dass die Einheiten im Camp Lemonnier in den vergangenen Jahren immer häufiger den Auftrag erhielten, «Ziele» zu finden, zu verfolgen oder zu töten. «Nahezu der komplette Platz auf dem Camp ist der Terrorismusbekämpfung gewidmet. Die Anlage ist damit die einzige Einrichtung ihrer Art im globalen Pentagon-Netzwerk.»
Indirekt bestätigt das auch das amerikanische Verteidigungsministerium. «Dies ist kein Außenposten in der Mitte von Nirgendwo, der uns nur mäßig interessiert», sagt die stellvertretende Pentagon-Staatssekretärin für Afrika. «Dies ist ein sehr wichtiger Standort im Hinblick auf die Interessen der USA .»
Die Aufträge für die Drohnen-Missionen kommen aus Stuttgart. Von AFRICOM . Hier und auf der britischen Luftwaffenbasis Molesworth werden die Personen nominiert, die aus der Luft beobachtet werden sollen. Über eine Satellitenstation im pfälzischen Ramstein werden die Signale zwischen der Drohne aus Dschibuti und den 9000 Kilometer entfernten Piloten in den USA hin und her gesendet, die die Befehle vollstrecken. Die Piloten sitzen auf den Air Force-Basen «Creech» in der Nähe von Las Vegas oder «Ellsworth», «Whiteman» und «Cannon» in South-Dakota, Missouri oder aber in New Mexico. Während eines Einsatzes plant und überwacht eine Luftleitzentrale in Ramstein die Angriffe für das Afrika-Kommando in Stuttgart.
Aber nicht nur die Hauptbasis in Dschibuti ist dem Kommandeur von AFRICOM unterstellt, sondern auch eine Reihe anderer US -Stützpunkte in Afrika. General Wards Netzwerk kleiner, geheimer Basen. Seit dem Amtsantritt von Ward errichtete die Stuttgarter Spezialkommando-Einheit insgesamt neun Luftwaffenstützpunkte in ganz Afrika.
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Es gibt wahrscheinlich keinen Ort, an dem man exklusiveren Urlaub machen kann als auf den Seychellen. Ein Ferienhaus auf einer kleinen Insel kann schon mal 5000 Euro am Tag kosten – Butler, Palmenstrand und ein eigenes Korallenriff-Atoll inklusive. Hier trifft sich der internationale Jetset, zeigt die teuersten Schwimmmoden an den schönsten Stränden der Welt.
Kein Seychellen-Tourist würde vermuten, dass er an einem Ort gelandet ist, der Teil des tödlichen Netzwerks der Drohnen- und Hinrichtungsmaschinerie ist. Doch auch von dieser Inselgruppe wird der amerikanische «Krieg gegen den Terror» geführt.
AFRICOM -General William E. Ward baute seine erste Killerdrohnen-Unterbasis 2009 auf der Insel Mahé auf. Rund 100 Soldaten und Zivilisten sollen sich seitdem am Hauptflughafen der Inselkette um vier Drohnen kümmern. In einem Teil des «Seychelles International Airport» nahe der Hauptstadt Victoria ist die kleine Flotte amerikanischer Reaper-Drohnen stationiert. Der «Sensenmann» ist eine zehn Meter lange Kampfdrohne, die fast 500 km/h schnell werden kann. Das weiß oder grau lackierte unbemannte Flugobjekt ist die größte Drohne, die bisher im Einsatz ist. Sie sieht aus wie ein Flugzeug – mit einem spitzen Rumpf und Tragflächen, unter denen Präzisionsbomben angebracht werden können.
Laut internen Regierungspapieren baten die US -Diplomaten im Auftrag von AFRICOM den Präsidenten der Seychellen, die Reaper-Basis geheim zu halten, berichtet Craig Whitlock. Die Regierung willigte ein, sind die Mieteinnahmen aus der Basis doch eine wichtige Einnahmequelle für die Seychellen, auf denen nur knapp 90 000 Menschen leben.
Trotz der großen Geheimhaltung waren Drohnen in der Luft für die Bewohner der Seychellen schon länger ein gewohntes Bild. Spätestens als die erste Drohne gegen einen Felsen am Ende der Landebahn gekracht war, konnte die Basis nicht mehr geheim gehalten werden. Einheimische hatten den Kran dabei beobachtet, wie er die Drohne aus dem Indischen Ozean holte – die Landebahn des Flughafens liegt direkt am Meer.
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Im Jahr 2011 folgte die erste geheime Basis auf dem afrikanischen Festland, in Äthiopien, Ostafrika. Auf dem kleinen Provinzflughafen in Arba Minch sollen seitdem MQ - 9 Reaper-Drohnen stationiert sein, gleich neben den zivilen Gebäuden und Landebahnen des Flugfeldes.
Die amerikanischen Hangars sind von hohen Zäunen abgeschirmt. Vier Jahre hatten die Diplomaten der Vereinigten Staaten mit der äthiopischen Regierung verhandelt, anfangs soll diese «not all that
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