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Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Titel: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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Targeteer» eingesetzt. Im Klartext: Sie arbeiten als private Geheimdienstmitarbeiter für die USA . Das geht aus der Anfrage eines Bundestagsabgeordneten an die Bundesregierung hervor. Teilweise ganz offen suchen die Privatfirmen Überwachungsfachkräfte für die deutschen Standorte.
    All das findet sich in Karrierenetzwerken und auf Firmen-Webseiten im Internet.
    *
    Fast schon gespenstisch wenig erfahren wir jedoch bei unserer virtuellen Reise hinter die Kulissen des US -Spionagedienstes über sein «Representative Europe Office». Die offizielle Vertretung für Europa ist auf dem militärischen Gelände des Europa-Kommandos EUCOM in Stuttgart-Vaihingen angesiedelt. Das Gebäude liegt in der Patch-Kaserne, sie ist nur zehn Kilometer von der AFRICOM -Zentrale in Stuttgart entfernt. Über dieses Büro ist bisher am wenigsten bekannt.
    Etwas mehr konnten wir über die NSA -Filiale in Mainz-Kastel herausfinden. Die Mitarbeiter sitzen in beigen Militär-Flachbauten auf dem Gelände der «Mainz Storage Station», offiziell ein Verwaltungssitz der US -Streitkräfte. Von außen ist nicht zu erkennen, was in dem abgeschirmten Kasernengebäude mit der Hausnummer  4010 passiert. In einem Almanach der US -Luftwaffe finden wir den Hinweis, dass hier eine Brigade stationiert ist, die eine «geographisch abgegrenzte Einheit der NSA » sei. Diese Geheimdienst-Staffel in Kastel sei verantwortlich «für die Verarbeitung, Analyse und Berichterstattung von Geheimdienstinformationen im Bereich der nationalen Sicherheit.»
    Laut Jobprofilen arbeiten in Mainz-Kastel Ingenieure an «täglichen Operationen im NSA Europa Netzwerk Einsatz-Center». Ein Netzwerk-Ingenieur berichtet, er arbeite in Mainz in einem Technikzentrum des US -Verteidigungsministeriums, das « NSA -Missionen unterstützt». Ein Techniker, der die höchste geheimdienstliche Sicherheitseinstufung besitzt, schreibt in seinem Jobprofil, er sei zuständig für das «Schwachstellen-Management für 500  Personen». Sein «Help Desk» unterstütze «acht NSA -Feldstandorte», allesamt «geheim eingestufte Orte» in Europa. Befinden sich diese acht Niederlassungen alle in Deutschland? Was genau tun die Amerikaner an diesen Standorten? Und werden von hier aus auch Deutsche abgelauscht? Darüber schweigt der Mann.
    *
    Also fragen wir bei der US Army in Deutschland nach. Die Kaserne in Wiesbaden antwortet uns, wir sollen unsere Fragen an die US -Botschaft senden. Von dort kommt eine schmale Antwort: «Leider koennen wir ihre fragen nicht im erforderlichen zeitraum beantworten, da wir selbst einige erkundungen einholen müssen» (sic!).
    Wenigstens aber die Bundesregierung sollte wissen, was der geheimste Nachrichtendienst der USA in Deutschland treibt. Angela Merkel hatte sich in einem Hintergrundgespräch mit Hauptstadtjournalisten überrascht gezeigt über den großen Lauschangriff der NSA . Schon im Jahr 2007 antwortete die Regierung im Bundestag, dass ihr «keine Erkenntnisse über eine von US -Diensten betriebene strategische Abhöranlage in Griesheim bei Darmstadt» vorliegen, «die der Erfassung deutscher Telekommunikationsverkehre dient». Dort seien US -Soldaten stationiert. Mehr wisse man nicht.
    Da die Antwort schon einige Jahre zurückliegt, fragen wir noch mal beim Bundesinnenminister nach. Die Antwort ist ernüchternd. Das Innenministerium scheint auch nach dem NSA -Skandal gar nicht wissen zu wollen, was der US -Geheimdienst in Hessen und Baden-Württemberg tut. Ein Sprecher schreibt uns: «Die Bundesregierung hat keinen Anlass zu zweifeln, dass die US -Behörden auf der Grundlage des US -amerikanischen Rechts handeln.»

16. Kapitel Unsichtbare Datenströme
    Deich bei Norden in Ostfriesland, darunter strömen Informationen durch Überseekabel
    Irgendwo hier muss es liegen. Unter dem Gras auf diesem Deich, der so unendlich scheint, weil nach dem Grün nur noch das Graublau kommt – die Nordsee. Hier am Hilgenrieder Siel in Ostfriesland beginnt das wichtigste Unterseekabel, das die meisten Telefonate und Internetverbindungen zwischen Deutschland und dem Rest der Welt weiterleitet. Ein großer Teil der Internetkommunikation rast durch die Glasfasern dieses Kabels. Egal wo die Auslandsreise einer E-Mail auch endet, sie beginnt in Norden.
    Am Rand der nordwestlichsten deutschen Stadt liegen der Anfang und das Ende dieses unterirdischen Kabels, das über zwei Trassen den Datenverkehr zwischen Deutschland, Frankreich, Holland, Dänemark auf der europäischen Seite und

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