Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
gern von der NSA kaufen würde.
In den vergangenen Jahren erhielt bereits der BND immer wieder Technik und auch Informationen von der NSA . Die deutschen Auslandsagenten bekamen beispielsweise Softwareprogramme zur Datenerhebung von der NSA und die Analysemethoden gleich dazu geliefert. Die Verbindungen waren so eng, das Vertrauen unter den Diensten so groß, dass die Deutschen sogar in das Heiligste der Programme hineinschauen durften. In den Maschinenraum, den Quelltext der Software. So konnte der BND die Programme selbst verändern. Seit 2008 besitzt der BND auch die Technik, auf der das Spähprogramm «Prism» beruht.
Aber auch Informationen über deutsche Bürger bekam der BND immer wieder von seinem Partner NSA . Das waren Daten, die der Dienst nach deutschem Recht gar nicht hätte sammeln dürfen. Annehmen durfte er die Daten jedoch schon, die von ausländischen Nachrichtendiensten in Deutschland abgefangen wurden. Um diese Kooperation zwischen den deutschen Diensten und dem US -Nachrichtendienst zu vereinfachen, trifft sich ein NSA -Beamter wöchentlich mit deutschen Geheimdienstlern im Bundesamt für Verfassungsschutz in Berlin-Treptow. Manchmal steuere der amerikanische Geheimdienstler auf Bitte der Deutschen Informationen bei, heißt es. Die Unterstützung des NSA im Anti-Terror-Kampf ist für die Deutschen «unverzichtbar» geworden, zitiert die
ZEIT
ungenannte Geheimdienstkreise. Aber auch die Amerikaner profitierten von der Partnerschaft. «Der BND ist bis heute einer unserer wichtigsten Partner», sagt Ex- NSA -Direktor Binney.
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Was passiert in den anderen beiden INSCOM - und NSA -Einrichtungen auf deutschem Boden in Mainz und Stuttgart? Im Berufs-Kontaktnetzwerk LinkedIn finden wir Erstaunliches.
Weil heute viele sensible Geheimdienst- und Spionageaufgaben von privaten Unternehmen für die US -Regierung übernommen werden, werden diese Tätigkeiten öfter neu ausgeschrieben. Darum müssen sich die IT -Experten, Techniker und Geheimdienstler ständig auf dem Arbeitsmarkt anpreisen. Die Fluktuation ist hoch. Paradoxerweise verraten die zum absoluten Stillschweigen eingeschworenen Mitarbeiter in ihren privaten Jobprofilen darum so einiges über den Dienst, für den sie arbeiten. Es sind Informationen, die offiziell niemals herausgegeben würden. Auf unsere Presse-Anfragen blieb die Agency stets stumm.
Vergleicht man die Profile von NSA -Mitarbeitern in Deutschland, dann sind Wechsel alle drei Jahre keine Seltenheit. Auch die Privatisierung der Geheimdienstarbeit lässt sich gut erkennen: Ein Hin- und Herspringen zwischen einer Anstellung bei einer US -Behörde und einem Privatunternehmen ist Alltag unter den Agentensöldnern, die ihre Lebensläufe ins Internet gestellt haben. Die Drehtür zwischen Privatwirtschaft und Staat bewegt sich schnell. So verlief auch die Karriere des Enthüllers Edward Snowden: Zuerst hatte er für die CIA gearbeitet, war dann aber zum privaten Dienstleister Booz Allen Hamilton gewechselt, für den er jedoch bei der NSA als Informatiker eingesetzt war.
In Deutschland ist unter anderem die MITRE -Corporation im Bereich Systems Engineering für die National Security Agency aktiv. Bei großen Projekten versuchen ihre Mitarbeiter, technische Systeme für die Abwicklung komplexer Abläufe zu entwickeln. Die US -Firma Mission Essential Personnel stellt Übersetzer für die NSA in Deutschland zur Verfügung und der IT -Dienstleister CACI Inc. Ingenieure und Informatiker. Zwei CACI -Mitarbeiter, die als Spezialisten für Verhöre eingesetzt waren, sollen sich 2004 an Misshandlungen im US -Foltergefängnis Abu Ghraib im Irak beteiligt haben. Die Firma bestreitet das bis heute.
Aber auch Mitarbeiter der Rüstungsdienstleistungs-Konzerne SAIC , L- 3 , Lockheed Martin, General Dynamics oder Northrop Grumman werden in Deutschland eingesetzt.
Insgesamt hat die Bundesregierung 207 ausländischen Firmen Sondergenehmigungen erteilt, weil sie für die US -Streitkräfte in Deutschland arbeiten. Diese Unternehmen bekommen Erleichterungen bei der Einreise und den Aufenthaltsgenehmigungen für ihre Mitarbeiter und werden steuerlich bevorteilt – denn ihre Leiharbeiter arbeiten ja quasi für die US -Regierung, auch wenn sie bei einem «Private Contractor» angestellt sind. Die Mitarbeiter dieser Contractors sind auf deutschem Boden als «Intelligence Analyst», «Counterintelligence/Human Intelligence Analyst», «Military Intelligence Planner», «All Source Analyst» oder «Operational
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