Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Ein Biobauernhof nutzt die Felder neben dem INSCOM -Hauptsitz in Deutschland als Weideland.
Aufgabe der 66 . militärischen Nachrichtendienst-Brigade in der Clay-Kaserne in Wiesbaden ist die Spionageabwehr, das Sammeln von Informationen aus verschiedenen Quellen und deren Aufklärung. Das geht aus internen Unterlagen der US Army hervor. Einer ihrer Auftraggeber ist das Afrika-Kommando der USA , AFRICOM in Stuttgart.
Auf dem Gelände der Kaserne baut die US -Armee derzeit ein neues Hightech-Kontrollzentrum mit abhörsicheren Büros und ein neues Rechenzentrum für 124 Millionen Dollar. Bei unserer Fahrt an den Zäunen entlang haben wir auch Baucontainer, Bagger und tiefe Löcher gesehen.
Das neue «Consolidated Intelligence Center» ( CIC ) soll 1 , 17 Hektar groß werden – das ist etwas größer als ein Sportfeld in einem Stadion mit Laufbahnen um den Rasenplatz herum. In der Bauausschreibung lesen wir, dass in dem Gebäude «Einsatzzentren, Großraumbüros und Standby-Generatoren» beherbergt werden sollen. Aus einigen der Räume sollen später Abhöraktionen möglich sein. Bis Ende 2015 soll das neue Center fertig sein, bestätigt ein Sprecher des Hauptquartiers des US -Heeres in Europa. Von einem US -Oberst erfahren wir, dass mit der Eröffnung des CIC auch die verbliebenen Soldaten der 66 th Military Intelligence Brigade aus dem Dagger Complex in Darmstadt nach Wiesbaden übersiedeln sollen. Spätestens dann sollen beide Standorte in Wiesbaden zusammengelegt werden.
Das Ärmelabzeichen der Wiesbadener 66 . Militärnachrichtendienstbrigade zeigt eine gelbe Sphinx und einen stehenden Dolch. Sich selbst bezeichnet die Einheit in Stellenausschreibungen als «Familie des Geheimdienst- und Sicherheitskommandos».
Schon heute sind drei Nachrichtendienst-Bataillone in der Kaserne in Wiesbaden untergebracht. In einer Militärzeitung lesen wir, dass die Luftaufnahmen- und Biometrie-Ausbildung der Wiesbadener Nachrichtendienstbrigade gerade vergangenes Jahr verstärkt wurde. Aus einer internen Präsentation eines Geheimdienstgenerals erfahren wir zudem, dass in Wiesbaden bisher nur der Luftraum nachrichtendienstlich überwacht wird – während auf dem Dagger Complex in Darmstadt-Griesheim bisher noch die Fernmeldeaufklärung beheimatet ist. Hier werden elektronische und Funksignale abgehört, erfasst und analysiert.
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Seit 1998 sind INSCOM und die NSA bereits in der hessischen Nachbarschaft stationiert. Für die Auswertung von Kommunikation wie Mails, SMS oder Telefonaten sind bisher noch zwei NSA -Einheiten in Darmstadt-Griesheim zuständig. Aus Lageplänen des Kasernenkomplexes können wir erkennen, wo genau die NSA -Mitarbeiter sitzen: Im Gebäude 4373 auf dem streng abgeschirmten Dagger-Gelände ist die «Geheimdienst-, Überwachungs- und Späh»-Gruppe der amerikanischen Air Force untergebracht.
Im gleichen Haus arbeiten aber auch die Lauscher der US -Marine. Diese «Kommunikationsaufklärungs»-Untereinheit trägt den Namen «Company G». Die beiden Spionagetrupps der Marine und der Luftwaffe in Griesheim versuchen Informationen durch Anzapfen von Telefonen, Mailaccounts oder sozialen Netzwerken abzuschöpfen. Offiziell nennt die Armee diese Aufgabe «Signals Intelligence», sie umfasst «ausländische Kommunikation, Radar und andere elektronische Systeme», schreibt die NSA auf ihrer Internetseite. «Diese Informationen sind oft in fremden Sprachen und Dialekten und durch Codes und andere Sicherheitsmaßnahmen geschützt.»
Bei der NSA -Nachrichtendienstbrigade an den beiden Standorten Darmstadt und Wiesbaden arbeiten insgesamt 1500 «Intelligence Professionals» und «Special Security Officers», meistens in drei Schichten am Tag. Obwohl die Einheiten bald verschmolzen werden sollen, suchte die NSA noch 2011 für Darmstadt Sicherheitsoffiziere. Sie sollten für die Sicherheit sensibler Einrichtungen zuständig sein. Ein «Intelligence Specialist», der zwischen 50 287 und 65 371 Dollar Jahresgehalt verdienen sollte, musste «Kenntnisse und Erfahrungen mit der NSA » mitbringen, lesen wir in einem Job-Portal.
Die Millionen von gesammelten Geheimdienstdaten auf den Servern der Agenten werden erst technisch vorsortiert. Das kann durch Filtern der Gespräche und Nachrichten nach bestimmten Schlüsselworten geschehen und wird heute meist von leistungsstarken Großrechnern übernommen. Die auffälligen Informationen werden dann später wieder von Menschen entschlüsselt, sortiert und bewertet. Genau
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