Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
fällt uns ein Mercedes Vito der Polizei auf, der langsam neben uns fährt. Sind wir aufgeflogen? Hat man uns, trotz aller Vorsicht, enttarnt?
Wir gehen zu den Beamten und fragen.
«Guten Abend, sind Sie wegen uns da?»
«Nein, wir fahren nur unsere normale Streife hier.»
«Halb zwei Uhr in der Nacht?»
«In dieser Gegend hier schauen wir normalerweise jede halbe Stunde vorbei.»
«Wieso das denn? Was ist denn hier Wichtiges, dass man so oft vorbeikommen müsste?»
«Das weiß ich auch nicht, ich komme nicht aus der Ecke hier. Unser Chef macht die Routen für die Streife.»
Wir verabschieden uns freundlich, der Polizei-Van rollt davon. Nach einigen Schritten stehen wir vor der hohen Mauer, hinter der sich die CIA -Logistikzentrale befindet. Das weiße Licht der Scheinwerfer, die aus dem Hof herausstrahlen, ist so gleißend, dass es in den Augen schmerzt. Es riecht nach Urin. Und es ist heiß.
Auf einem Balkon des Hochhauses gegenüber der Mauer entdecken wir noch Licht, hören eine Frauenstimme. Wir rufen hoch, die junge Frau schaut runter und lässt uns ins Haus. Von hier haben wir einen noch besseren Blick auf FRANSUPT . Wir können den gesamten Hof einsehen, die Lieferrampe, die herumstehenden Schiffscontainer, die Lkws.
Die Frau erzählt uns, dass sie sich auch schon häufiger gefragt hat, was dort eigentlich gegenüber ihrer Wohnung passiert. Bei der Warenannahme kämen öfter Autos ohne Nummernschilder an. Wenn sie mit ihrem Hund Gassi geht, muss sie an den bewaffneten Polizisten vorbei, ständig fahren Polizeiautos an ihrem Haus entlang; «ein Stück weit genieße ich die Sicherheit dieser Wohnung».
*
Kyle Foggos Aufstieg begann mit seiner Versetzung aus Wien nach Deutschland. Bevor Foggo nach Frankfurt kam, verlief seine Karriere unaufgeregt. Über 20 Jahre lang war er Offizier bei der CIA und bekam meist Aufträge auf unterer Ebene zugewiesen. Fast schon als spektakulär könnte man seine Zeit als Logistik-Chef der CIA -Filiale in Wien bezeichnen.
Jetzt, im Jahr 2001 , sollte er FRANSUPT leiten, ein Juwel in der Verwaltung der CIA – es ist ihre größte Versorgungsstation außerhalb der USA . Foggo wurde der Logistik-Chef der CIA in Frankfurt. Anfangs gab es meistens nicht viel zu tun, von der relativ ruhigen Nachschubzentrale starteten oft nur ein, zwei Flüge im Monat zu abgelegenen CIA -Stationen.
Sein Ruf als jähzorniger, aggressiver Mensch, als Schleifer, eilte Kyle Foggo innerhalb der Agency voraus. Während seiner Zeit in Wien soll er während eines Streits mit einem Fahrradfahrer darüber, wer die Vorfahrt hatte, den Radler und einen Polizisten mit einem Baseballschläger bedroht haben.
Vielleicht waren diese Charaktereigenschaften entscheidend dafür, dass er zum Chef von FRANSUPT berufen wurde. Vielleicht waren es aber auch seine Qualitäten als Entertainer. CIA -Funktionäre oder Kongress-Abgeordnete, die die CIA -Filiale in Deutschland oft besuchten, wusste er stets zu unterhalten. «Er garantierte ihnen eine gute Zeit», berichtete uns ein Freund Foggos in einem Restaurant in Boston. Ein anderer CIA -Mitarbeiter, der bei den Treffen dabei war, sagt über die Besuche: «Wie soll ich es nennen? Es waren Nächte mit hoher Lebensqualität.»
Kyle Foggo war aber auch ein überzeugter Patriot, Republikaner durch und durch. «Es gibt Menschen, die sagen, mein Land macht dieses richtig und jenes falsch. Diese Menschen gehen davon aus, dass ihr Land Fehler machen könnte. Dusty konnte sich nicht vorstellen, dass sein Land jemals irren könnte», sagt ein Mann, der lange mit Foggo zusammengearbeitet hatte.
Nicht, dass er sehr belesen gewesen wäre oder nachdenklich, er hatte auch keine strategischen Ambitionen. Foggo war eher der Typ Bauleiter auf einer Baustelle, ein Arbeiter, der zupackt, ohne lange zu grübeln. Ein Versorgungs-Feldwebel. Sehr amerikanisch, irgendwie.
Nach den Anschlägen in New York verdreifachte sich 2001 plötzlich Foggos Budget. Er war jetzt Boss von Dutzenden Angestellten, ließ fast täglich Maschinen starten, leerte ganze Depots von Kalaschnikow-Sturmgewehren und brachte Ausrüstungsbedarf für Pferde in entlegene Bergregionen zu Stammeskämpfern, die die CIA angeworben hatte. Mit einem Mal war Dusty Foggo mittendrin in der größten CIA -Operation der kommenden Jahre.
*
Im März 2003 erhielt Foggo dann Besuch von zwei CIA -Beamten aus der Zentrale. Sie berichteten ihm von einem alten, geheimen Gefängnis in Thailand, das noch aus Zeiten des
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