Geheimnis der Leidenschaft
Körper verlangte danach, viel länger berührt zu werden. »Sehen Sie die kahle Stelle gleich hinter dem Ranchhaus?«
»Ja.«
»Von dort aus ein Stück höher, versteckt hinter dem Bergrücken, liegt ein alter Weg. Vor hundert Jahren war dort eine Art Mine. Silber oder Gold, ich habe es vergessen. Es stellte sich heraus, dass dort nicht viel zu holen war, aber sie haben einen Karrenweg über den Wind-Canyon gebaut und in das Hochland hinein, wo es noch eine andere Mine gab.«
»Hatten sie wenigstens mit dieser Mine Glück?«
»Sie war genauso schlecht. Die Mine ist schon vor langer Zeit eingestürzt, aber es gibt noch immer einen Teil dieses Weges. Es ist ein wirklich beängstigendes Stück Land. Der Weg hängt regelrecht am Rand des Wind-Canyons. Der Canyon selbst ist Hunderte von Metern tief. Das Land dort ist ganz anders. Die Bodenbeschaffenheit ist eher weich, und sogar die Salbeibüsche haben Schwierigkeiten, sich am Berghang zu halten.«
»Perfekt«, sagte Rio, und in seiner Stimme lag Zufriedenheit.
»Wenn Sie meinen«, murmelte sie. »Ich erinnere mich daran, dass dieser Weg mir schon immer eine Heidenangst gemacht hat.«
»Sie müssen ja nicht mitkommen.«
Sie warf ihm einen kühlen Blick zu.
Er wusste, dass sie ihn nicht allein reiten lassen würde.
»Es gibt noch einige andere Stellen zwischen dem Ort hier und der Stelle dort drüben, wo nackter Felsen zu sehen ist«, erklärte sie.
»Diese Stellen werden wir uns auf dem Weg dorthin ansehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht gehen, es sei denn, Sie planen, ein paar Tage unterwegs zu sein. Jede dieser Stellen liegt in einem langen Canyon, der keinen Ausgang hat.«
Er zog die Augenbrauen zusammen und dachte über die
Möglichkeiten nach. »Gibt es irgendwo Anzeichen von Wasser?«
»Meinen Sie etwa Quellen?«, fragte sie ungläubig. »Wenn es dort Quellen gäbe, dann hätte ich längst eine Leitung gelegt, anstatt das Wasser mit dem Wagen herbeizuschaffen.«
»Ich suche nach ungewöhnlich dichten Büschen, nach Gras, das länger grün bleibt als an anderen Stellen der gleichen Höhenlage, nach solchen Dingen.«
»Oh. Vielleicht im Stirrup-Canyon. Dead Man’s Boot könnte eine mögliche Stelle sein. Dann gibt es noch das Silver-Rock-Becken«, fügte sie hinzu und deutete auf den Teil der Ranch, der tiefer lag, »und Jackass Leap. Das liegt über dem Wind-Canyon.«
»Langsam.« Rio begann, seine Karte aufzuschlagen.
Die Karte war das Ergebnis einer Untersuchung der USGS, der geologischen Gesellschaft. Sie zeigte jede Kontur der dreißig Sektionen des Landes, aus denen das Sonnental bestand. Die Karte war beinahe anderthalb mal anderthalb Meter groß und schon ziemlich abgenutzt. Hope fragte sich, wie oft Rio diese Karte wohl schon betrachtet hatte, und warum. Denn was sie auf dieser Karte erkennen konnte, war nur ihre Ranch, sonst nichts.
»Das Silver-Rock-Becken ist kein Problem«, meinte Rio. »Aber wo ist Dead Man’s Boot?«
Sie lachte. »Das ist ein Name, den die Familie diesem Ort gegeben hat, es ist keine offizielle Bezeichnung. Genau wie die anderen Namen auch.«
Lächelnd faltete er die Karte wieder zusammen. »Was glauben Sie wohl, woher die meisten der Namen auf dieser Karte stammen? Ortsnamen sind die aufschlussreichsten, mündlich überlieferten Traditionen im Westen.« Er reichte ihr den Stift und die Karte. »Zeichnen Sie die Stellen ein.«
Sie nahm den Stift, faltete einen Teil der unhandlichen Karte auf und hatte sofort den Überblick verloren.
Der Anteil von Einzelheiten auf dieser Karte war atemberaubend und völlig anders als jede andere Karte, die sie je benutzt hatte. Zusätzlich zu den Konturen, die die verschiedenen Höhenlagen des Landes anzeigten, gab es noch viele andere Linien, deren Sinn für sie ein Geheimnis war. Die meisten dieser Linien waren nachträglich eingezeichnet worden. Unleserliche Symbole - sowohl gedruckt als auch mit der Hand geschrieben - erschienen auf der Karte an den eigenartigsten Stellen. Und geheimnisvolle Symbole standen auf dem Rand der Karte. Formeln, griechische Buchstaben, rätselhafte Kommentare, all das war von Hand hinzugefügt worden.
Hope brauchte nur einen Blick auf die Karte zu werfen, um zu wissen, dass Rio bereits eine Menge Zeit damit verbracht hatte, ihr Land kennen zu lernen, viel mehr Zeit, als es in den beiden Wochen möglich war, seit sie ihn eingestellt hatte. Verwirrt blickte sie auf.
»Haben Sie die Orientierung verloren?«, fragte er, da er das
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