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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Aufklärungskamera und einem Piloten, der sich weder vor Gott noch vor dem Teufel oder der Schwerkraft fürchtet.« Rios Mundwinkel verzogen sich anerkennend. »Ein verteufelt guter Flieger. Er hat es mir erspart, wochenlang durch raues Land reiten und wandern zu müssen.«
    Hope sah Rio an, doch ihre Tränen verhinderten, dass sie mehr sah als nur die Umrisse seines kräftigen Körpers vor dem Himmel. »Warum?«, fragte sie heiser. »Warum haben Sie sich all die Mühe gemacht für jemanden, den Sie nicht einmal kannten?«
    Es war eine Frage, die ihm noch nie jemand gestellt hatte. In der Vergangenheit waren die Menschen immer mehr als glücklich gewesen, das anzunehmen, was er ihnen geboten hatte. Sie hatten nie innegehalten und sich gefragt, warum er ihnen helfen wollte.
    Aber Rio hatte sich diese Frage schon seit vielen Jahren gestellt, während er durch das Leben anderer Menschen zog, und durch den hellen, bunten Schatten, den ihre Träume warfen.
    Er hatte keine Anwort.
    Er hatte vielen Menschen geholfen, hatte die leuchtenden Ränder ihrer Träume berührt und war dann weitergezogen. Diese Menschen erinnerten sich an ihn mit Dankbarkeit und manchmal auch mit Zuneigung. Sie hatten eine Mahlzeit für ihn und ein Bett und einen Handschlag, wann immer er zu ihnen zurückkehrte.
    Aber sie kannten ihn nicht. Er war für sie genauso ein Geheimnis wie es für ihn ihre Besessenheit war, auch noch im Angesicht schlechter Chancen zu träumen.
    Er fand Wasser für diese ganz besonderen Träumer, und an jedem Ort und an jedem Brunnen fragte er sich, ob auch er wohl irgendwann einmal die Möglichkeit finden würde, Wurzeln zu schlagen und eigene Träume zu haben.
    Er hatte bis jetzt noch keinen Traum gefunden, der es mit der Verlockung des Windes aufnehmen konnte, der über das Land wehte, und er glaubte nicht mehr daran, dass es einen solchen Traum überhaupt gab.
    »Ich bewundere die Menschen, die stark genug sind, zu träumen«, erklärte Rio schließlich. Seine langen Finger streichelten Hopes Gesicht, und er fühlte ihre Tränen unter seinen Fingerspitzen. »Wie Sie.«
    »Sie sind stark«, flüsterte sie. Und dann fügte sie noch ein wenig leiser hinzu: »Was sind Ihre Träume?«
    »Ich habe keine. Ich habe an dem Tag aufgehört zu träumen, an dem ich begriffen habe, was es wirklich bedeutet, ein Mischling zu sein.«
    Ihre Augen verdunkelten sich. Langsam schüttelte sie den Kopf und leugnete so den Schmerz der Entdeckung, die Rio schon vor so langer Zeit gemacht hatte, und ihre eigene Erkenntnis, dass sie dabei war, sich in einen Mann zu verlieben, der keine Träume hatte.
    Sie schloss die Augen und versuchte, nicht mehr zu weinen. Dennoch flossen die Tränen weiter.
    Er beugte sich langsam zu ihr, glitt mit den Lippen über ihre Augenlider, schmeckte die Wärme und das Salz ihrer Tränen. Er wollte noch mehr tun, viel mehr. Sie rührte seine Sinne und seine Seele auf eine Art an, wie ihn noch nie zuvor etwas angerührt hatte, nicht einmal der Wind.
    »Es ist schon gut«, murmelte er.
    Er küsste sie sanft, sehnte sich schmerzlich danach, die Welt auf den Kopf zu stellen und alles für sie wieder gutzumachen - eine Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft voller Wasser und Träume. Aber das konnte er nicht, und wenn er nicht aufhörte, sie zu berühren, dann würde er nicht mehr in der Lage sein, sich daran zu erinnern, warum er sie nicht berühren durfte.
    Er war der falsche Mann für sie.
    So einfach war das und so endgültig.
    Ganz langsam, mit einem Gefühl, als würde er sich selbst die Haut vom Körper reißen, richtete er sich im Sattel auf, bis er Hope nicht länger berührte.
    »Ich werde dir helfen, deinen Traum zu finden«, sagte er leise.
    Es war das einzige Versprechen, das er ihr geben konnte. Das einzige Versprechen, das er halten konnte.
    Sie öffnete die Augen. Ihre Tränen glänzten auf Rios Lippen. Dieser Anblick schmerzte und drang so tief in sie ein, dass sie vor Angst und Hoffnung beinahe aufgeschrien hätte.
    »Aber was ist mir dir?«, fragte sie.
    »Ich werde deinen Traum eine Weile mit dir teilen. Dann wird der Wind meinen Namen rufen, und ich werde gehen.«
    Hope sah zur Seite. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, nicht gegen die Wahrheit seiner Worte anzukämpfen. Sie wollte den Schmerz verleugnen, der durch ihren Körper fuhr, weil sein Verlangen die Barrieren zu dem Ursprung ihrer Liebe durchdrang, den sie so lange und so gut geschützt hatte. Sie blinzelte ein wenig, und neue Tränen

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