Geheimnis der Leidenschaft
darin.«
»Dann sollte das Land aber doch über mehr Wasser verfügen und nicht über weniger.«
»Aber es ist außerhalb unserer Reichweite«, erklärte er schlicht. »Es gibt viele Stellen auf Ihrer Ranch, wo Sie tausend Fuß tief bohren könnten und dann noch Tausende von Fuß mehr, und wo Sie für Ihre Zeit und Ihr Geld nicht mehr bekommen würden als trockenen Kies.«
Hope holte tief Luft bei dem Gedanken, so tief zu bohren und kein Wasser zu finden, ein trockenes Loch, das ihre schmalen Geldreserven aufzehren und ihre Träume in Staub verwandeln würde.
Als Rio sah, dass die Sorge ihre Augen verdunkelte, fluchte er insgeheim über seine gedankenlosen Worte. Mit einer sanften Berührung seiner Fingerspitzen drehte er ihr Gesicht zu sich. Zum ersten Mal, seit er gesehen hatte, wie sich seine Visionen in ihren Augen widerspiegelten, ließ er wieder Gefühle in seiner Stimme mitschwingen, die tiefe Sicherheit, die von einem Wissen kam, das nichts mit Diplomen und Schulen zu tun hatte.
»Dafür haben Sie mich doch eingestellt«, sagte er schlicht. »Ich werde Ihr Geld nicht dadurch verschwenden, indem ich an einer Stelle bohre, wo es keine Möglichkeit gibt, Wasser zu finden. Glauben Sie mir?«
Seine Worte und seine Berührung nahmen ihr die Sorgen, die sie für einen Augenblick lang hatten erstarren lassen. Sie legte die Hand auf seine Finger und drückte sie. Sie sprach nicht, weil sie fürchtete, dass ihre Stimme brechen würde.
Ihre Augen sprachen für sie und sagten, dass sie ihm vertraute und dass sie schnell zu dem Punkt kommen würde, wo sie auch sich selbst ihm anvertraute. Das war etwas, das sie noch bei keinem Mann gewagt hatte. Sie hatte sich zurückgehalten, weil sie von dem Leben ihrer Eltern und ihrer Schwester wusste, dass es nicht genügte, jemanden zu lieben, um Frieden zu finden, geschweige denn, den Traum von der Liebe erwidert zu bekommen.
Also hatte Hope nur das Land geliebt.
Jetzt drang Rio durch die harten Schichten, die ihren lebensspendenden Mittelpunkt umschlossen. Jeder Tag mit ihm, jede Unterhaltung, jede Berührung drang tiefer in sie ein und kam dem Augenblick näher, in dem er durch die letzte Schicht ihrer Zurückhaltung dringen und den fließenden Reichtum der Liebe berühren würde, der tief in ihr verborgen war.
Der Gedanke entsetzte sie.
Und der Gedanke, dass er diese Schicht nicht durchbrechen könnte, sie nicht berühren und nicht erlösen würde, entsetzte sie auch.
»Hope?«
»Ja«, antwortete sie mit rauer Stimme, »ich glaube Ihnen.«
Rio brauchte seine ganze Willenskraft, um die seidige Wärme ihres Gesichts wieder loszulassen. Doch selbst nachdem er seine Hand zurückgezogen hatte, prickelten seine Fingerspitzen von der Energie der beiden Leben, die einander berührt hatten.
Ohne ein Wort lenkte er Storm Walker an den Rand des Pi-non-Camps und zwang sich dazu, nur noch daran zu denken, Wasser in einem trockenen Land zu finden.
»Gibt es noch mehr solcher Verwerfungen weiter südlich, in der Nähe des Ranchhauses?«, fragte er.
Hope war so gefangen in ihren eigenen Gedanken, dass sie ihm nicht antwortete. Seine Finger berührten ihre Haut nicht mehr.
Sie war schockiert von dem Gefühl des Verlusts, das sie empfand. Erschüttert lenkte sie Aces hinter dem Hengst her.
»Pinon-Camp«, sagte sie schließlich. »Das ist ein Wahrzeichen, weil es so anders ist.«
»Wie steht es mit Klippen? Mit alten Minen oder Wegen, auf denen das Holz abtransportiert wurde? Gibt es hier tiefe Canyons oder Schluchten? Ich suche nach Stellen, wo ich die Felsschichten sehen kann, die an anderen Stellen den Blicken verborgen sind.«
Mit gerunzelter Stirn erinnerte sich Hope an die Einzelheiten des Landes, über das sie geritten war, seit sie alt genug war, um aufrecht in einem Sattel zu sitzen. »Meinen Sie das Ranchland oder auch das gepachtete Land?«
»Wenn das Pachtland über der Wasserscheide liegt, werde ich es mir gern einmal ansehen, obwohl ich bereits das meiste Regierungsland gesehen habe. Was immer auf Ihrem eigenen Besitz liegt, sollte Vorrang haben.«
Sie lenkte Aces zum Ende der Felsplatte, bis sie das Land sehen konnte, das tief unter ihnen abfiel. Storm Walker trat neben die Stute und stand so nahe bei ihr, dass Hopes Steigbügel den von Rio berührte.
»Dort drüben«, sagte sie, und als sie die Hand ausstreckte, berührte sie seinen Arm. Selbst die leichte Berührung ihrer Fingerspitzen an dem Stoff seines Hemdes erinnerte sie an seine Lebendigkeit. Sein
Weitere Kostenlose Bücher