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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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verstand.
    Ihr Vater hatte sie erhalten, und er hatte seine Frau und seine Familie aufgegeben, um dieses Land nicht verlassen zu müssen.
    Eine schnelle Bewegung von Rios Kopf weckte Hopes Aufmerksamkeit, doch er blickte zu dem Berg, nicht zu ihr. Sie erinnerte sich an seine Worte, beobachtete sein Selbstvertrauen, als er das, was er sah, in geheimnisvolle Symbole verwandelte.
    Und sie fragte sich, wer Rio wirklich war und wie jemand, der offensichtlich so gebildet war wie er, zu einem Mann geworden war, der das Land durchstreifte wie der Wind und der auf seinem Weg nur geheimnisvolle Symbole hinterließ, die er auf die weiche Oberfläche des Landes zeichnete.
    Was hat ihn dazu gebracht, mit dem Wind zu leben? Was würde nötig sein, ihn an einem Ort zu halten ?
    Hope hörte ihre schweigenden Fragen und lächelte ein bittersüßes Lächeln. Nichts hielt den Wind auf. Nichts.
    Ganz sicher nicht die Träume einer Frau.
    »Wonach suchen Sie?«, fragte sie.
    Wenn er die Traurigkeit in ihrer Stimme gehört hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er schob das Notizbuch unter seinen Oberschenkel und griff noch einmal in die Satteltasche.
    »Ich suche eine Schicht Sandstein oder Kalkstein, die zwischen Schichten von Fels eingekeilt ist, die das Wasser nicht durchlassen. So etwas wie ein stetiger Fluss, der zwischen wasserundurchlässigen Ufern fließt.«
    Das war zwar nicht die Antwort, nach der Hope gefragt hatte, doch sie wusste, dass es die einzige Antwort war, die sie bekommen würde. Sie schüttelte die Traurigkeit ab, die an ihr hing wie der Staub an dem trockenen Land. Ihre Ranch brauchte Wasser. Rio war ein Mann, der Wasser finden konnte. Das war alles, was zählte.
    So musste es sein.
    »Wie kommt das Wasser denn in den Kalkstein, wenn er zwischen wasserdichte Schichten von Fels eingekeilt ist?«, fragte sie nach einem Augenblick.
    Rio warf ihr einen schnellen Blick zu, doch konnte er ein anerkennendes Lächeln nicht verbergen. Sie hörte nicht nur zu, sie dachte auch über das, was sie gehört hatte, nach. Andere Menschen, denen er geholfen hatte, hatten ihm zugehört, ohne ihn zu verstehen. Sie hatten sich nur auf eine Sache konzentriert: Wasser.
    Er wusste, dass Hope das Wasser genauso sehr brauchte wie die anderen. Dennoch war sie in der Lage, das Land als etwas Wichtigeres zu sehen als nur als eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie fühlte, dass das Land auf eine unbeschreibliche Art lebte, dass es wuchs und sich in seinem eigenen Rhythmus veränderte, in seinen eigenen Bewegungen, seiner eigenen, Ehrfurcht gebietenden Schönheit.
    Hope begriff, dass man das Leben des Landes teilen konnte, wenn man in seiner Seele genügend Raum hatte für die Kojoten, die den Mond anheulten, den sie schon immer kannten und nie verstehen würden, und für den Schimmer eines Regenbogens und die winzige, vergängliche Perfektion einer Medizinblume, die auf einem Fels blühte, der Millionen von Jahren alt war.
    Mit einem Gefühl der Unvermeidlichkeit, das so tief war wie die Zeit, begriff Rio, dass Hope in ihrer Seele Platz für all das hatte und noch für mehr Dinge, nach denen er sich immer gesehnt, die er jedoch noch nie berührt hatte.
    Kennt sie mein Verlangen, so wie ich ihre Schönheit kenne?
    Mit einem eigenartigen Gefühl der Traurigkeit konzentrierte er sich auf Hopes Frage und nicht auf seine eigene. Ihre Frage war die Einzige, die er beantworten würde.
    »Wenn die eingekeilte Schicht flach liegt«, erklärte er und demonstrierte es mit einer Handfläche auf der anderen, »dann wird der Regen einfach von der obersten Schicht, der wasserdichten Schicht, hinunterrollen. Aber wenn die Schichten an verschiedenen Stellen aufgebrochen sind und die einzelnen Teile sich aufgestellt haben, dann wird sich das Aquifer - das ist die weiche Schicht dazwischen - dem Regen öffnen.«
    »Also saugt diese Schicht, der Schwamm, alles auf?«, fragte sie.
    »Ich wünschte, das wäre so«, meinte er ein wenig spöttisch. »Das würde meine Arbeit wesentlich einfacher machen. Doch das meiste Wasser, das vom Himmel fällt, verschwindet in den Bächen, die den Berg hinunter fließen. Aber nicht alles. Einiges Wasser sinkt in den Aquifer selbst. Von der Anziehungskraft nach unten gezogen und von dem Gewicht des neuen Regens, der nachkommt, geschoben, sinkt das Wasser durch den Aquifer.«
    Rio stieg von seinem Pferd, suchte in den Satteltaschen und zog ein schwarzes Kästchen hervor, das nicht größer war als eine

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