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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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und schloss sie aus. Dann begriff er, dass das, was er gerade getan hatte, nicht fair war, und er bemühte sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Sein Großvater hatte ihm immer geraten, zuzuhören, ruhig zu bleiben und mit allen Fasern seines Körpers zu lauschen. Und mit der Zeit würde er begreifen.
    Also blieb Rio bewegungslos stehen und lauschte, wie er es noch nie zuvor getan hatte.
    Er hörte nur Hopes Liebe zu ihm, in jedem Wort, in jeder Geste, in jedem Blick. Sonst gab es nichts, nicht den Wunsch, den Wind einzusperren und ihn zu brechen, wie man ein wildes Pferd bricht, oder ihn in den Mann zu verwandeln, der bequemer zu lieben sein würde.
    Wie der Wind selbst, verlangte sie nichts von ihm.
    Und wie das Land selbst, gab sie ihm alles.
    Die Anspannung in Rio ließ nach, und er fühlte sich zufrieden und auf eine Art lebendig, die er noch nie erlebt hatte. Er wandte sich um und ging zurück zu Hope. Mit jedem Schritt fühlte er das warme Sonnenlicht, das sanfte Murmeln des Windes, die Kraft seines eigenen Körpers und das Flüstern des Landes unter seinen Füßen.
    Es war ein hartes Land, ein ehrliches Land, ein eigenwilliges Land; ein Land, wo der Regen fiel und in den Steinen versank, bis Flüsse in die fossilen Überreste von alten Meeren sickerten.
    Die Zeit sprang zurück, er war wieder dreizehn und ihm war ganz schwindlig von dem zeremoniellen Fasten, und er zitterte vor Kälte. Doch das war nicht wichtig gewesen. Nichts war damals real für ihn, außer dem verborgenen Wasser, das die Sohlen seiner nackten Füße traf wie sanfte, elektrische Schocks.
    Es war hier das Gleiche.
    Wasser im Stein, die geisterhafte Anwesenheit von Wasser, die mit jedem Schritt in seinem Körper prickelte, bis er wie erstarrt stehen blieb, unfähig, einen weiteren Schritt zu machen. Unglaubliche Strömungen pulsierten in seinem Körper, und am liebsten hätte er den Kopf in den Nacken gelegt und zum Himmel geschrien, doch er hatte keine Stimme. Er hatte nur die Sicherheit, dass uraltes Wasser süß und tief unter seinen Füßen floss.
    Hope hatte gesehen, wie Rio sich umgewandt hatte, um zu ihr zurückzukommen, sie hatte gesehen, wie er langsamer ging und dann stehen blieb. Die absolute Bewegungslosigkeit seines Körpers schrie förmlich, dass etwas nicht stimmte.
    »Rio!«, rief sie und kam auf die Füße.
    Er antwortete ihr nicht.
    Sie rannte durch den Canyon auf ihn zu, bis sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen konnte, und blieb stehen, als sei sie gegen eine Mauer gelaufen.
    »Rio?«, rief sie leise.
    Er öffnete die Augen. Sie waren beinahe so schwarz wie das Wasser, das tief unter der Erde verborgen war.
    Sie ging zu ihm, berührte ihn und begann zu zittern. Es war, als hätte der Boden sich unter ihren Füßen bewegt.
    Er sah, wie ihre Knie nachgaben, streckte die Arme aus, zog sie an sich und hielt sie fest. Er küsste sie, während das Land ihm und auch ihr seine Geheimnisse zuflüsterte, während das Wasser tief unter der Erde pulsierte.
    Dann sagte er ihr das, was er noch keinem anderen Menschen gesagt hatte.
    »Mein wirklicher Name ist Bruder des Windes.«

21
    Mason schlug die Wagentür zu und streckte Hope beide Arme entgegen. »Liebling, du hättest mich schon früher anrufen sollen! Ich wäre gleich nach Thanksgiving zurückgekommen, statt herumzusitzen und mich mit den Resten des Festessens voll stopfen zu lassen.«
    Lachend lief Hope die Treppe vor dem Haus hinunter und drückte ihn an sich, barg ihr Gesicht an seinem roten Flanellhemd. Er roch nach Wolle und Kälte und nach der schrecklichen Pfeife, die er nie rauchte, wenn sie in seiner Nähe war. Sie liebte alles an ihm, denn es bedeutete, dass er wieder da war, bereit, zu lachen und zu necken und das Sonnental mit ihr zu teilen.
    »Ich wollte, dass du wirkliche Ferien machst«, sagte sie. »Du hattest seit Jahren keinen Urlaub mehr.«
    »Aber der Brunnen ...«
    »Du bist gerade rechtzeitig zurückgekommen, um mir zu helfen, die Bohrausrüstung aufzustellen«, unterbrach ihn Rio. »Bis jetzt habe ich dich eigentlich gar nicht gebraucht.«
    Mason blickte über Hopes Schulter zu dem großen, dunklen Mann, der die Tür zum Haus vollkommen ausfüllte. Während Mason und Hope die Treppe vor dem Haus heraufgingen, warf er Rio einen Blick zu.
    »Habe in der Stadt gehört, dass du einige Schwierigkeiten mit Turner hattest«, murmelte er.
    Hope erstarrte und erinnerte sich an den hässlichen Blick in Turners Gesicht, als er in der Küche auf sie

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