Geheimnis der Leidenschaft
nehmen, doch während er bei ihr war, würde sie von ihm nehmen, was er ihr geben konnte. Und sie würde beten, dass ein Teil von dem, was er ihr gab, sein Kind sein würde.
Er küsste sie zärtlich, als wäre sie ein Traum. Zögernd hob er den Kopf.
»Du bist so wunderschön«, sagte er. »Sogar noch schöner als dein Name - Hope.«
Die goldenen und grünen Fleckchen in ihren haselnussbraunen Augen tanzten im Sonnenlicht.
Er küsste ihre dunklen Wimpern, dann stand er schnell auf. Seit er sie schlafend auf der verblichenen Decke gefunden hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken als an die Ekstase, die tief in ihrem Körper auf ihn wartete.
»Essenszeit«, erklärte er mit belegter Stimme. Er ging zu Aces, holte die Butterbrote und die Thermosflasche aus den Satteltaschen und kam dann zu Hope zurück. »Schinken oder Roastbeef?«, fragte er.
»Ja«, antwortete sie und streckte sich.
Er zögerte, dann lächelte er ein wenig schief. »Du bist wirklich eine Träumerin, wenn du glaubst, dass du beide Brote bekommst.«
»Zwei?«, rief sie entsetzt. »Willst du etwa behaupten, du hast nur zwei Brote dabei?«
»Nun ja, nach dem riesigen Frühstück ...« Er zuckte die Schultern.
Sie blickte ihn an, und die Stille wurde nur von ihrem knurrenden Magen unterbrochen. Er warf ihr einen schnellen
Blick von der Seite zu, lachte leise und legte dann zwei Brote vor sie.
»Nein, du brauchst sie mehr als ich«, erklärte sie hastig und versuchte, ihm die Brote zurückzugeben. »Du machst schließlich die ganze Arbeit.«
Er ließ es zu, dass sie die Brote vor ihn hinlegte. Dann zog er noch zwei Brote aus der Tasche und wartete. Es dauerte keine zwei Sekunden, und mit einem empörten Brummen nahm sie ihm die Brote wieder weg und ignorierte sein lautes Lachen. Sie murmelte etwas über Männer vor sich hin, die zu lange in der Sonne gewesen waren, und biss herzhaft in das Brot.
Sie aßen und nippten an dem Kaffee aus der Thermosflasche, den sie sich teilten. Schließlich konnte Hope doch nur die Hälfte von dem essen, was Rio ihr gegeben hatte. Lächelnd wickelte er das übrig gebliebene Brot ein und steckte es zurück in die Tasche.
Trotz des Kaffees und des Mittagsschlafes, fühlte sich Hope schläfrig. Sie gähnte und reckte sich.
»Langweilst du dich?«, fragte er leise.
Sie blinzelte überrascht. Langweilen? Wo Rio in ihrer Nähe war und die Ranch, die sie so sehr liebte, um sie herum? Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin ganz einfach nur zufrieden.«
»Bestimmt?«
»Habe ich etwas verpasst?«, fragte sie erstaunt.
»Es scheint, dass immer wenn du mit mir kommst, ich dich mit Gerede über Geologie überschütte oder gar nichts sage.« Er beobachtete sie eindringlich. »Ich dachte nur, du würdest dich vielleicht langweilen.«
Sprachlos starrte sie ihn einen Augenblick an und glaubte, er würde sie necken, so wie er es mit den Butterbroten getan hatte. Doch dann begriff sie, dass er es ernst meinte.
»Oben im Pinon-Camp«, sagte sie, »hast du deine Visionen dieses Landes mit mir geteilt. Ich habe Wunder gesehen. Kontinente haben sich bewegt, und Bergrücken um Bergrücken hat sich aus dem Meer erhoben. Überall war Wasser, gutes Wasser, Seen glänzten unter dem Himmel, Wälder erhoben sich groß und dicht vor den Bergen, Schneefelder und Gletscher glänzten in den felsigen Höhen.«
Sie lächelte hilflos, unfähig, das zu erklären, was sie fühlte. Er war still und beobachtete sie. Glaubt er mir nicht? Hat er denn nicht gehört, dass ich gesagt habe, ich liebe ihn? Langsam und entschlossen legte sie die Hände um sein Gesicht.
»Rio, ich war nie aufgeregter und dennoch im Frieden mit jemandem oder etwas, nicht einmal im Sonnental. Heute habe ich dir zugesehen, wie du dich über das Land bewegt hast, wie du gesucht hast, gelauscht hast.« Sie zögerte, dann sprach sie leise und traurig weiter. »Du bist wie ein ... ein Bruder des Windes. Du siehst alles und weißt Dinge über das Land, die niemand weiß.«
Die Worte trafen Rio mit der Macht einer Explosion. Hope wusste den Namen, den niemand laut ausgesprochen hatte, bis auf seinen Großvater, und auch er hatte ihn nur einmal gesagt, als er Rio während einer Zeremonie seinen Namen gab, die an einem Ort stattgefunden hatte, den nur wenige Menschen je gesehen hatten.
»Du siehst zu viel«, behauptete Rio heftig.
Er fühlte sich vor Hopes klarem Blick nackt, sprang auf die Füße und ging von ihr weg, weiter hinauf in den immer schmaler werdenden Canyon,
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